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Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Titel: Das Leben, das uns bleibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Beth Pfeffer
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ein toller Mönch«, sagte ich. »Den blinden Gehorsam hast du jedenfalls schon voll drauf.«
    »Ich weiß nicht, was für ein Mönch ich werde«, sagte Alex. »Ich weiß nicht mal, ob der Orden mich aufnimmt.«
    »Moment mal«, sagte ich. »Du lädst Julie bei irgendwelchen Nonnen ab und gehst dann nach Ohio, nur mit der vagen Hoffnung, dort vielleicht Mönch zu werden? Ist das dein Ernst?«
    »Genau deshalb habe ich dir nichts davon erzählt«, sagte Alex. »Ich wusste, dass du das nicht verstehen würdest.«
    »Das ist nicht fair«, sagte ich. »Kann sein, dass ich es wirklich nicht verstehe. Aber das konntest du vorher nicht wissen. Du weißt bestimmt eine ganze Menge über Mathe und Latein und wie man Autos kurzschließt und so. Doch über mich weißt du so gut wie nichts. Ich glaube, der Einzige, über den du überhaupt etwas weißt, bist du selbst.«
    Alex sah sich in dem Raum um, der früher ein sehr schönes Wohnzimmer gewesen war, in dem jetzt aber alles mit Aschestaub und Glasscherben bedeckt war. »Ich werde dir sagen, was ich weiß«, erklärte er. »Der Tod ist überall. Glaubst du etwa, ich hätte noch nie so was Schlimmes gesehen wie diesen Leichenberg? Oder den Toten mit dem Hund daneben? Das war doch harmlos. Seit einem Jahr sehe ich jeden Tag noch viel schlimmere Dinge. Ich hab mich oft gefragt, warum Gott mich am Leben lässt, wenn so viele andere Menschen einen schrecklichen, einsamen Tod gestorben sind. Menschen, die besser waren, als ich es je sein werde. Eine ganze Weile habe ich gedacht, ich würde leben, um Julie zu beschützen. Aber alle meine Pläne für sie sind gescheitert. Deshalb vertraue ich jetzt auf Carlos’ Entscheidung. Wenn Gott uns gnädig ist und Julie den Schutz gewährt, den ich ihr nicht geben kann, werde ich nach Ohio gehen, die Franziskaner bitten, mich aufzunehmen, und mein restliches Leben darauf verwenden, Christus und meiner Kirche zu dienen. Das ist alles, was ich weiß, Miranda. Alles.«
    Er weinte.
    Tagelang hatte ich mich gefragt, ob er lächeln konnte. Jetzt wurde ich plötzlich Zeuge, wie er weinte.
    »Bleib noch bis Dienstag«, sagte ich. »Fahr am Montag in die Stadt und hol die Lebensmittel. Dad und Lisa zuliebe, okay?«
    Er holte tief Luft und wischte sich die Tränen ab. »Dienstag«, sagte er. »Welcher Tag ist heute?«
    »Keine Ahnung«, musste ich gestehen, aber dann rechnete ich bis letzten Montag zurück. »Heute ist Donnerstag. Bloß noch ein langes Wochenende.«
    »In Ordnung«, sagte er. »Dienstag gehen wir los. Und keine Widerrede.«
    »Keine Widerrede«, sagte ich, aber ich spürte einen Hauch von Hoffnung.
    Vielleicht hört Alex ja tatsächlich auf mich.
    16. Juni
    Ich habe eine der Dosen mit Hundefutter aufgemacht und etwas davon in Hortons Napf getan. Als ich heute Abend nachsah, hatte er es nicht angerührt.
    Vor ein paar Tagen fragte Jon, ob er Horton ein bisschen Fisch geben dürfe. Unser Vorrat ist noch so groß, dass Mom einverstanden war. Horton hat den Fisch nicht gefressen.
    Er ist so dünn geworden. Trotzdem scheint er sich wohlzufühlen. Er kann auch noch auf Möbelstücke springen oder auf einen Schoß. Auch wieder runter. Klar, meist schläft er, aber das hat er schon immer viel getan.
    Ich hatte gehofft, wenn alle weg wären, vor allem Gabriel, wür de Horton wieder fressen. Bevor alle kamen, hatte er nämlich zumindest noch ein bisschen gefressen. Das weiß ich, weil ich ihn fütterte, während Jon unterwegs war.
    Solange Julie bei uns gewohnt hat, war Jon ziemlich abgelenkt. Auch jetzt verbringt er noch den Großteil seiner Zeit mit ihr, entweder hier oder drüben bei Mrs Nesbitt. Aber in ein paar Tagen ist sie nicht mehr da. Es sei denn, Alex überlegt es sich doch noch anders. Dann wird Jon sich der Frage stellen müssen, was mit Horton los ist.
    Wenn er es kann. Wenn das irgendeiner von uns kann.
    17. Juni
    Charlie kam vorbei, wie Nachbarn das so tun, um uns für Sonntag zum Gottesdienst mit anschließendem Mittagessen einzuladen.
    Syl sagte sofort zu und Matt nickte. Jon meinte, er würde kommen, wenn er mit Alex und Julie beten könnte. Charlie sagte, das sei kein Problem, sie hätte schon darauf gehofft, dass Jon sich ihnen wieder anschließen würde.
    Blieben nur noch Mom und ich. Ich sagte ebenfalls zu, allerdings mehr wegen des Essens und weniger wegen der Gebete. Mom überlegte kurz und meinte dann, sie hätte nicht oft die Gelegenheit, allein zu sein. Deshalb würde sie die jetzt nutzen und zu Hause bleiben.
    »Sie

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