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Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Titel: Das Leben, das uns bleibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Beth Pfeffer
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nicht verstehen, was sie sagten, aber der Ton war ziemlich eindeutig.
    Matt und ich haben auch manchmal Streit, aber so schlimm hat sich das bei uns nie angehört. Meist ging es darum, wer an den Computer darf oder wer dem anderen irgendwie auf die Nerven geht. Matt war gemein und ich hab gequengelt. Auch mit Jon gab es öfter solche Zankereien.
    Aber das hier, was immer die beiden sich da an den Kopf warfen, klang sehr viel härter, bedrohlicher. So streiten sich wahrscheinlich Geschwister, wenn sie keine Eltern mehr haben, die dazwischengehen.
    Einen Moment lang dachte ich schon, Alex wollte Julie schlagen, aber das täuschte, denn er machte keinen Schritt auf sie zu. Aber er muss etwas wirklich Schlimmes gesagt haben und sie darauf noch etwas Schlimmeres, denn danach rannte sie raus und knallte die Tür hinter sich zu.
    »Sie wird da draußen erfrieren«, sagte Lisa.
    »Nein«, sagte Alex. »Das geht schon. Sie kann ein bisschen Abkühlung gebrauchen.«
    Er muss wohl gespürt haben, dass wir ihn alle anstarrten. »Tut mir leid«, sagte er. »Sie will nicht von hier weg. Aber es ist das einzig Richtige.«
    »Wirklich?«, fragte Dad. »Du weißt, wie sehr wir Julie ins Herz geschlossen haben. Sie gehört zur Familie. Bei uns wäre sie sicher.«
    Alex schüttelte den Kopf. »Ich weiß, dass das ernst gemeint ist, Hal, und ich danke dir dafür. Im Moment habt ihr genug zu essen und fühlt euch sicher. Aber das kann sich so schnell ändern.«
    »Auch wenn wir fortgehen müssten, würden wir sie mitnehmen«, sagte Dad. »Bei uns wird sie immer ein Zuhause haben.«
    »Solange ihr selbst ein Zuhause habt«, sagte Alex. »Und zu essen. Nein, die Entscheidung ist gefallen, und sie ist richtig, auch wenn Julie das vielleicht anders sieht. Was immer auch passiert, die Kirche wird sie schützen.«
    Was man von Alex nicht gerade behaupten konnte, wenn er sie ohne Mantel draußen rumlaufen ließ. Ich stand auf, schnappte mir eine Jacke und ging damit raus.
    Julie stand neben der Garage, ungefähr an derselben Stelle wie ich an dem Abend, als Mom mich rausgeworfen hatte. Bei mir hatte es allerdings geregnet, so dass ich bestimmt noch mehr gelitten hatte. Ich grinste über meinen Sieg im Märtyrerinnen-Wettbewerb.
    »Hier, die wollte ich dir bringen.« Ich reichte Julie die Jacke.
    »Danke.« Sie zog die Jacke über. »Und? Was macht Alex gerade? Euch erklären, wie toll die Kirche ist?«
    »So ungefähr«, sagte ich. »Würdest du denn wirklich lieber bei uns bleiben? Auch wenn Alex geht?«
    »Ja«, sagte Julie. »Aber er lässt mich nicht. Carlos hat gesagt, dass ich in dieses Kloster gehen muss. Wir haben ihm davon erzählt, und als er keine andere Bleibe für mich finden konnte, meinte er, ich solle dorthin. Ich hab ihm gesagt, dass ich das nicht will, aber er hat darauf bestanden. Und Alex hat gesagt, dass Carlos Recht hat.«
    »Echt schade, dass ihr eure Verwandten nicht finden konntet«, sagte ich. »Alex hat mir von ihnen erzählt, dass sie dich hätten aufnehmen können, während er auf den Ölfeldern arbeitet.«
    »Ich wollte nicht in Tulsa leben«, erwiderte Julie. »Da hätte ich doch ständig nur auf meine Cousins aufpassen müssen. Findest du, dass Gabriel oft schreit? Dann müsstest du die mal hören. Und Alex wäre im Kloster sicher auch sehr viel glücklicher als auf den Ölfeldern.«
    »Im Kloster?«, wiederholte ich.»Alex will ins Kloster gehen?«
    »Hat er dir das nicht erzählt?«, fragte Julie. »Ich dachte, er würde dir alles sagen. Ich dachte sogar, vielleicht mag er dich so gern, dass er es sich noch anders überlegt.«
    Ich hätte am liebsten laut gelacht. Da stolpert mir der LLJA ins Schlafzimmer und ausgerechnet der will Mönch werden. Das bringt mein Leben so ziemlich auf den Punkt.
    »So gern mag er mich nun auch wieder nicht«, sagte ich. »Und erzählt hat er mir das auch noch nie.«
    »Früher war das auch noch anders«, sagte Julie. »Vorher. Da wollte er Präsident der Vereinigten Staaten werden. Und ich wette, er hätte es auch geschafft. Er ist so clever und hat immer nur gebüffelt. Aber nachdem wir bei Carlos aufgebrochen sind, meinte Alex, er würde erst mich in dieses Kloster zu den Nonnen bringen und dann selber Mönch werden. In Ohio gibt es ein Franziskanerkloster, wo noch Mönche leben. Aber ich will keine Nonne werden, niemals. Ich bleib da nur so lange, wie ich muss. Dann komm ich hierher zurück. Und wenn ihr schon weg seid, suche ich euch.«
    »So bald werden wir nicht

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