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Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Titel: Das Leben, das uns bleibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Beth Pfeffer
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haben den Tag in ihrem Zimmer verbracht, aber ich glaube nicht, dass sie miese Laune hatten.
    Ich weiß nicht, ob Alex und Julie wirklich aufgebrochen sind. Er hatte es fest vor, aber das Wetter war einfach scheußlich.
    Ich hätte rübergehen können, um nachzusehen. Doch ich wollte nicht, dass Alex merkt, wie wichtig mir das ist. Vorausgesetzt, er ist überhaupt noch da. Was er bestimmt nicht ist, weil so ein Idiot wie er wahrscheinlich auch noch im Hurrikan mit seiner Schwester losziehen würde, wenn sein Bruder das anordnet.
    Was kümmert’s mich, wenn der letzte lebende Junge in Amerika zur Hölle geht? Na ja, irgendwie kümmert’s mich doch. Außerdem ist er wahrscheinlich eh längst dort.
    21. Juni
    Es regnet immer noch.
    Charlie kam vorbei, um mit Mom über Krimis zu reden. »Alex und Julie sind noch nicht los«, sagte er. »Julie hat sich erkältet. Wir wollten fragen, ob ihr vielleicht ein Hustenmittel für sie habt.«
    Mom schickte Jon mit allem, was wir noch hatten, rüber. Erst nach dem Abendessen kam er wieder zurück.
    22. Juni
    Der dritte Tag mit Dauerregen. Jon sagt, Alex und Julie sind immer noch da.
    Ich schätze, spätestens morgen gehen sie los, selbst wenn’s hagelt oder schneit. Und das wird mich freuen. Nicht wegen Jon, denn der wird untröstlich sein. Oder wegen Julie. Auch nicht wegen Alex – wie der sich fühlt, ist mir komplett egal.
    Meinetwegen werde ich mich freuen. Wenn Alex erst mal weg ist, muss ich nie wieder an ihn denken. Ich werfe ihn einfach auf den Leichenberg und vergesse, dass ich ihm je begegnet bin.
    Warum nicht? Er hat mich schließlich auch schon vergessen.
    23. Juni
    Es hat aufgehört zu regnen. Der Boden ist der reinste Matsch.
    »Ich glaube kaum, dass sie unter diesen Umständen losgehen«, sagte Mom zu Matt, Jon und mir bei unserem Reis-mit-Bohnen-Frühstück. »Bis zum Kloster sind es hundertdreißig Kilometer. Da brauchen sie mindestens vier Tage.«
    »Vielleicht treiben sie unterwegs ein paar Fahrräder auf«, sagte Matt.
    »Die müssen sie aber erst mal finden«, sagte Mom. »Und wo sollen sie bei dem Wetter schlafen? Sie müssen warten, bis es wieder etwas trockener geworden ist.«
    Jon hatte genug gehört. Er war schon losgerannt.
    »Hoffentlich sind sie bald weg«, sagte Matt. »Je länger sie bleiben, desto schwerer wird es für Jon. Und ich bin auch froh, wenn ich Alex nicht mehr sehen muss.«
    »Wieso?«, fragte Mom.
    »Er ist ein Schmarotzer«, sagte Matt. »Und beim Holzhacken ist er gemeingefährlich. Ich hab ständig Angst, dass er sich oder uns irgendwas abhackt. Ich glaub, der hat in seinem Leben noch keinen Tag lang körperlich gearbeitet. Hockt immer bloß rum, liest und isst uns die Vorräte weg. Die eh bald zur Neige gehen werden.«
    »Und die wir ohne Alex gar nicht hätten«, sagte ich. »Er hat sie gefunden. Und er hatte die Idee, wie wir sie hierherschaffen können. Er hat dafür gesorgt, dass wir das ganze Haus absuchen.« Ich dachte an den angefressenen Mann und erschauerte.
    »Es war toll, dass ihr so viele Lebensmittel gefunden habt«, sagte Matt. »Aber das wird so schnell nicht noch mal passieren. Und bis dahin isst Alex uns das Wenige weg, was wir haben. Außerdem kann ich nicht leiden, wie er sich bei Dad einschleimt.«
    »Er schleimt sich nicht ein«, sagte ich. »Dad hat ihn sehr gern. Das ist was ganz anderes.«
    »Und warum hat Dad ihn so gern?«, sagte Matt. »Wohl kaum für irgendwas, das er tut.«
    »Keine Ahnung, warum«, sagte ich. »Aber Dad mag auch Syl. Die tut genauso wenig.«
    »Miranda«, sagte Mom, aber es war zu spät.
    »So redest du nicht über meine Frau!«, brüllte Matt. »Sie hat alles aufgegeben, um mit mir zusammen zu sein!«
    »Um an deine Vorräte ranzukommen, meinst du wohl!«, schrie ich zurück. »Um hier Unterschlupf zu finden und sich von vorne bis hinten bedienen zu lassen.«
    Wir saßen auf dem Boden, um den Ofen herum, und Matt stürzte sich auf mich.
    »Matt, nein!«, rief Mom und vor lauter Schreck, glaube ich, ließ er tatsächlich von mir ab. Ich sprang auf und rannte aus dem Haus, rüber zu Mrs Nesbitt.
    Matt ist mein großer Bruder. Als wir Kinder waren, haben wir uns öfter gestritten. Aber er wusste immer, wann er aufhören musste.
    Diesmal hätte er es, glaube ich, nicht gewusst.
    Vor dem Haus stieß ich auf Alex, der zum Himmel schaute und den aufgeweichten Boden musterte. Ich stürzte mich in seine Arme, und noch bevor ich zu Atem gekommen war, küssten wir uns auch schon. Keine Wut

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