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Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Titel: Das Leben, das uns bleibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Beth Pfeffer
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hört. Bitte rede mit ihm.«
    Ich weiß nicht, wieso das alle denken. Matt hört auf Syl, und Jon auf Julie, aber das war’s dann auch schon so ziemlich mit dem Auf-jemanden-Hören.
    Trotzdem habe ich Lisa gesagt, ich würde es versuchen.
    Ich ging raus zu der Stelle, wo die Männer Holz hacken. »Ob ich mir Alex wohl mal für ein paar Stunden ausleihen könnte?«, fragte ich so unbefangen wie möglich. »Ich wollte ein bisschen auf Häuserjagd gehen, aber Mom lässt mich nicht alleine weg.«
    »Gute Idee«, sagte Matt. »Ist doch okay, oder, Alex? Wo ihr doch letztes Mal so viel Glück gehabt habt.«
    »Klar«, sagte Alex. Es hatte nicht den Anschein, als gehörte Holzhacken zu den Dingen, die er im Kloster vermissen würde.
    Wir liefen zum Haus zurück und holten die Räder. Es war so warm wie lange nicht mehr, fast schon schwül. Wir fuhren langsam.
    »Heute versuchen wir’s nicht auf dem Land«, sagte ich. »Jetzt ist Fresh Meadows dran.«
    »Ist gut«, sagte Alex.
    Na, das ging ja einfach. Vielleicht war er heute besonders verträglich. Oder er hatte genauso wenig Lust auf den Anblick halb verwester Leichen wie ich.
    Als ich klein war, habe ich immer davon geträumt, in Fresh Meadows zu wohnen. Es liegt am anderen Ende der Stadt, acht oder neun Kilometer von hier. Dort wohnen hauptsächlich Ärzte und Anwälte. Wohnten dort, bevor das alles passiert ist.
    »Schöne Häuser«, sagte Alex, während wir durch ein Fenster einstiegen, das schon eingeschlagen war. »Hier haben wohl die Reichen gelebt, was?«
    »In Howell gab’s keine Reichen«, sagte ich. »Aber die etwas Reicheren, die haben hier gewohnt.«
    »Euer Haus mag ich lieber«, sagte Alex. »Das erinnert mich an zu Hause. Da musste man auch ständig über irgendwen drübersteigen. Bei uns war’s ziemlich eng.«
    Ich stellte mir Alex, Julie und Carlos in einer schäbigen Mini-Mietwohnung vor, wo alle auf Spanisch rumbrüllen und sich ständig prügeln. »Wo habt ihr denn gewohnt?«, fragte ich.
    »Ecke West End Avenue und 88. Straße«, sagte Alex.
    Mein Bild von der Miniwohnung zerplatzte so schnell, wie es entstanden war. Und mit ihm ein Großteil der Vorstellungen, die ich mir von Alex, Julie und ihrem früheren Leben gemacht hatte. Es war mit Sicherheit teurer, Ecke West End Avenue und 88. Straße zu wohnen als in Fresh Meadows.
    Alex muss meine Überraschung gespürt haben. »Mein Vater war der Hausmeister«, sagte er. »Nicht viel Gehalt, aber dafür eine Wohnung im Souterrain, zwischen Waschküche und Heizungsraum.«
    »Oh«, sagte ich. »Kein Wunder, dass unser Haus dich daran erinnert … «
    Alex lachte. »Das hört sich schlimmer an, als es ist. Die Wohnung war sogar ganz schön. Nur zu voll und zu laut.«
    Wir gingen zusammen durchs Haus und nahmen mit, was wir finden konnten. Ich erklärte Alex den Trick mit den Kulturbeuteln, er bewunderte die Seifen und Shampoos in Reisegröße. Drei Häuser durchsuchten wir auf diese Weise, die alle schon geplündert worden waren, und das sicher mehr als einmal. Aber in jedem fanden wir noch irgendeine Kleinigkeit, die wir gebrauchen konnten, und freuten uns über die Stille und die schicke Einrichtung.
    »Keine Lebensmittel heute«, sagte ich. »Hier gab’s keine Geizhälse.«
    »Nein«, sagte Alex. »Reiche hungern nicht.«
    »Glaubst du, es gibt irgendwo besondere Städte für reiche Leute?«, fragte ich. »Hast du so was schon mal gesehen?«
    »Die gibt es bestimmt«, sagte Alex. »Aber sie sind alle gut versteckt. Nicht mal Carlos konnte eine finden.«
    Syl hatte von Lastwagen erzählt, die diese sicheren Städte beliefern. Deren Fahrer mussten doch wissen, wo sie lagen, auch wenn die Marines vielleicht keine Ahnung hatten.
    »Bei uns ist es auch sicher«, sagte ich. »Wir haben zu essen und ein Dach überm Kopf. Bei uns wäre Julie in Sicherheit, auch wenn du fortgehst.«
    »Nein«, sagte Alex. »Wir brechen morgen auf.«
    »Aber warum?«, rief ich. »Charlie bleibt doch auch. Er gehört genauso wenig zur Familie wie ihr.«
    »Du hast es gerade selber ausgesprochen«, sagte Alex. »Genau deshalb muss Julie gehen. Ihr könnt noch so oft behaupten, dass ihr sie liebt, sie gehört trotzdem nicht zur Familie. Sie ist Carlos’ und meine Schwester, nicht deine.«
    »Carlos ist nicht hier«, sagte ich. »Aber wir sind es. Und du könntest es auch sein. Warum bleibt ihr nicht einfach alle beide?«
    »Nein«, sagte Alex. »Carlos hat uns gesagt, was wir tun sollen, dabei bleibt es.«
    »Du wirst bestimmt

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