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Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Titel: Das Leben, das uns bleibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Beth Pfeffer
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diesmal. Nur Verlangen und Begierde.
    »Nein«, sagte er. Zumindest glaube ich, dass er das gesagt hat.
    »Bleib«, sagte ich. »Verlass mich nicht.«
    »Es geht nicht anders«, sagte er. »Julie kann hier nicht bleiben. Wir müssen fort.«
    »Aber ich will nicht, dass du gehst«, quengelte ich wie eine Fünfjährige.
    Alex küsste mich und plötzlich war ich nicht mehr fünf. Ich war kein kleines Kind mehr, das einen Wutanfall bekommt, weil man ihm sein Lieblingsspielzeug wegnehmen will. Ich war eine Frau. Und hier war der Mann, den ich begehrte und den ich zu verlieren drohte.
    Wir hielten uns umschlungen und hofften, der Moment würde niemals enden, denn mit ihm wäre unser gemeinsames Leben vorbei. Unsere Küsse wurden intensiver, unsere Hände mutiger, und wir gaben einander alles, was wir uns in diesem flüchtigen Moment geben konnten.
    24. Juni
    Matt hat wieder angefangen, Holz zu hacken. Er hat darauf bestanden, dass Jon ihm hilft.
    Mom und ich haben das Haus geputzt. Charlie kam vorbei, um uns wieder zu Sonntagsgebet und Mittagessen einzuladen.
    »Wie geht es Julie?«, fragte Mom.
    »Etwas besser«, sagte Charlie. »Die Medizin scheint geholfen zu haben. Hal hat Alex überredet, noch bis Dienstag zu bleiben. Hoffen wir, dass das Wetter nächste Woche besser ist.«
    »Ich glaub, ich seh mal nach, wie’s ihr geht«, sagte ich. »Soll ich irgendwas mitnehmen, Mom?«
    »Ich wüsste nicht, was«, sagte Mom. »Mehr Hustensaft haben wir nicht.«
    »Na ja, ich schau mal, was ich für sie tun kann«, sagte ich. Es klang nicht mal für mich selbst überzeugend.
    Als ich drüben ankam, spielte Lisa mit Gabriel, aber der fing natürlich, sobald er mich sah, an zu schreien.
    »Vielleicht ist er allergisch gegen mich«, sagte ich.
    Lisa lachte. »Er ist reif für sein Mittagsschläfchen«, sagte sie. »Julie hat sich auch ein bisschen hingelegt. Aber Alex ist im Wohnzimmer, wenn du den besuchen willst.«
    »Ja, warum nicht«, sagte ich und ging so gelassen wie möglich durchs Haus, auch wenn ich mich am liebsten in seine Arme geworfen hätte. Alex muss dasselbe empfunden haben, denn er bedeutete mir, leise zu sein. Wir schlüpften aus der Vordertür und rannten, bis wir weit vom Haus entfernt waren.
    »Das ist falsch«, sagte er, während wir uns umarmten. »Wir müssen damit aufhören.«
    »Aufhören ist falsch«, sagte ich und küsste ihn zum Beweis.
    Er schob mich weg. »Miranda, hör mir zu. Wir dürfen das nicht tun. In zwei Tagen breche ich auf. Dann werde ich dich nie mehr wiedersehen. Das musst du mir glauben.«
    Komisch. Seit Wochen hörte ich nichts anderes, als dass Alex und Julie fortgehen würden. Aber gerade weil sie ständig darüber redeten und es dann doch nie taten, konnte ich allmählich nicht mehr daran glauben.
    »Und wenn Julie noch nicht so weit ist?«, fragte ich. »Wenn sie nächste Woche immer noch krank ist?«
    »Das darf sie einfach nicht sein«, sagte Alex. »Ich muss sie so bald wie möglich zu den Schwestern bringen. Sie muss bei Leuten sein, die sie beschützen können.«
    »Du kannst sie beschützen«, sagte ich. »Wir können sie beschützen. Und schieb jetzt nicht wieder Carlos vor. Carlos ist Tausende von Kilometern entfernt. Aber du bist hier. Und ich bin hier. Sag mir einen Grund, warum dein Plan, Julie ins Kloster zu bringen, so viel wichtiger ist als wir beide. Denn das verstehe ich nicht, Alex. Ich höre die Worte, aber ich begreife sie nicht.«
    Alex küsste mich und hielt mich fest. Ich spürte sein Widerstreben, seine Angst, sich mir zu öffnen.
    »Hey«, sagte ich. »Erzähl’s mir einfach.«
    Er sah mir in die Augen. Wieder konnte ich all seine Qualen in ihnen erkennen. »New York war ein Albtraum«, sagte er. »Jeden Tag dachte ich, schlimmer kann es nicht werden. Aber dann wurde es doch noch schlimmer. Ich hab Dinge gesehen und getan, die ich dir niemals erzählen würde.«
    »Du kannst mir alles erzählen«, sagte ich, aber er fiel mir ins Wort.
    »Ich liebe dich dafür, dass du das glaubst. Doch du irrst dich«, sagte er. »Du kannst dir nicht vorstellen, was für Dinge da passiert sind. Carlos konnte es auch nicht begreifen. Er ist gleich zu Anfang nach Texas versetzt worden. Bei den Marines hat er alles, was er braucht: Schutz, Nahrung, Unterkunft.«
    »Hat Julie all diese Dinge gesehen?«, fragte ich.
    Er nickte.
    »Wenn sie’s überlebt hat«, sagte ich, »dann kann ich das auch. Du musst mich nicht schützen, Alex. Ich will das nicht.«
    »Ich kann dich nicht

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