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Das Leben der Eltern ist das Buch, in dem die Kinder lesen

Das Leben der Eltern ist das Buch, in dem die Kinder lesen

Titel: Das Leben der Eltern ist das Buch, in dem die Kinder lesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisela Rudolf
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beschreibt, ist sogar ein bisschen Kritik herauszuhören.
    »Hat die Basi Bärtha wenigstens ein schönes Holzpyjama gehabt?«
    Nachdem ich erklärt habe, dass damit der Sarg gemeint ist, vergeht mir das Lachen schnell.
    »Dü bisch es reschpäktloses Gschwäder, dü!«
    Hätte Großmama das nicht bloß geflüstert, es hätte weniger schlimm getönt.
    »So etwas sagt man nicht!« Fast bin ich froh um Papas laute Stimme.
Papa hat sich das Bein gebrochen
    Papa hat sich beim Tennis das Bein gebrochen. »Ausgerechnet vor den Klubmeisterschaften!« Mama sagt das allen, mit denen sie telefoniert. Sie sagt auch jedesmal, das sei zumindest weniger schlimm als etwas mit dem Herzen!
    Durch das Hin und Her ins Spital und nach Hause hat Mama kaum mehr Zeit für uns. Sie ist froh, dass Koni und ich mit Kläris Eltern heute am Sonntag eine Jurawanderung machen können. Er geht allerdings lieber zu Tanti und Onggi.
    Auf der Jurahöhe braten wir Cervelats und Äpfel, dazu gibt es Vollkornbrot. Herr Liechti trinkt keinen Wein, nur Tee wie wir. »Unser Klärchen«, sagt Frau Liechti, »unser Klärchen hat, noch bevor es in die erste Klasse gegangen ist, jede Pflanze gekannt.«
    Herr Liechti wendet sich mir zu: »Auch du solltest die Pflanzen kennen, vor allem Heilkräuter. Sie sind immer schon sehr wichtig gewesen. Mönche und Nonnen haben das bereits vor Jahrhunderten herausgefunden. Ihre Klöster sind dadurch sozusagen die ersten Spitäler geworden. Jaja, die uralten Erkenntnisse haben noch heute ihre volle Gültigkeit, auch wenn das viele Leute nicht wahrhaben wollen. Dabei ist wirklich gegen jede Krankheit ein Kraut gewachsen.«
    »Auch gegen das Herz?«
    »Das Herz ist normalerweise gesund. Es kommt auf die Lebensweise an, ob es auch gesund bleibt. Jedenfalls ist …«
    Frau Liechti will aufbrechen, weil sie im Radio ein Gewitter vorausgesagt haben.
    »Mir wird später einmal die Drogerie gehören, gell Vati«, sagt Klara. »Vielleicht kann ich die Lehre sogar in unserem Geschäft machen.«
    Ich bin enttäuscht: »Du hast doch versprochen, mit mir ins Institut zu kommen!«
    »Ach, ich mag nicht mehr katholisch werden.«
    »Und warum nicht?«
    »Bei euch ist ja alles verboten! Nicht einmal scheiden lassen dürft ihr euch!«
    »Stimmt gar nicht! Ich habe einen Onkel, der hat sich scheiden lassen und danach meine Tante geheiratet!«
    Kläris Vater sagt etwas von »Exkommunikation« und erklärt es dann gleichwohl so kompliziert, dass man es nicht versteht.
    Am späten Nachmittag setzen sie mich vor dem Spital ab. Mama bedauert, dass ich erst jetzt komme. Papa trägt den karierten Pyjama. Mariella hat ihn für das kaputte Bein maßgeschneidert.
    »Habt ihr’s schön gehabt?«
    Ich zucke die Achseln.
    »Hat es dir nicht gefallen?«
    »Doch, doch.«
    »Aber?«
    »Mich dünken die irgendwie komisch.«
    »Wer, Liechtis?«
    »Herr Liechti redet immer nur von seinen Kräutern, und dann hat er auch noch behauptet, wer zweimal heirate, dürfe nicht mehr katholisch sein.«
    »Wie kommt der denn darauf!«
    »Ich habe erzählt, dass Tanta Maja …«
    »Erstens erzählt man so etwas nicht, und zweitens geht ihn das einen Dreck an. Ich glaube sogar, der hat selber schon die zweite Frau. Zumindest behaupten das die Leute.«
    »Nun«, sagt Papa, und ich weiss nicht, ob er’s spöttisch oder bewundernd meint, »das hätt ich diesem Biedermann gar nicht zugetraut.« Er wendet sich Mama zu. »Das ist doch dieser Drogist, der diese sektiererischen Leserbriefe gegen die Ciba schreibt?«
    »Kläri will jetzt nicht mehr katholisch werden.«
    »Weshalb sollte sie denn? So ein Blödsinn!«
    »Können Katholiken eigentlich auch reformiert werden?«
    Ein Doktor kommt herein. Auf dem Schildchen an seiner Schürze steht »Dr. med. Amacher«. Er trommelt auf Papas eingegipstes Bein, macht einen Witz und umarmt jetzt Mama. Mir nickt er bloß zu.
Noch ein Selbstmord
    Mama findet Tanta Isabellas neue Bekanntschaft »äußerst sympathisch«. Es scheine etwas Definitives zu sein, sagt sie erleichtert.
    »Ist ja auch höchste Zeit, dass sie unter die Haube kommt.«
    Papas Äußerung ärgert Mama: »Bella ist bei den Männern noch immer hoch im Kurs!«
    Er lacht bloß.
    »Ausgerechnet du lachst! Was ist denn mit deinen ledigen Schwestern los? Warum kommt von denen keine unter die Haube?«
    »Weil Helen und Bethli der Beruf wichtiger ist.«
    »So? Und weshalb haben sie dann nicht studiert?«
    »Fünf Kinder und keine Mutter, da …«
    »Ja, da braucht man die Töchter

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