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Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter: Eine Biographie (German Edition)

Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter: Eine Biographie (German Edition)

Titel: Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter: Eine Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter de Bruyn
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hatte, war es nicht nur auf die mit den Herders befreundete Frau von Kalb zurückzuführen, dass er in Weimar sofort zu Herders Freundeskreis stieß. Bei diesem wird er erfahren haben, dass er bei dem geplanten Besuch am Frauenplan einem kalten und majestätischen Goethe begegnen werde, der nur Interesse für Kunst habe, jede menschliche Anteilnahme aber vermissen ließe.
    »Ich ging, ohne Wärme, bloß aus Neugierde« , so lautet dann sein Bericht an Freund Otto. »Sein Haus frappiert, es ist das einzige in Weimar in italienischem Geschmack, mit solchen Treppen, ein Pantheon voll Bilder und Statuen, eine Kühle der Angst presset die Brust – endlich tritt der Gott her, kalt, einsilbig, ohne Akzent. Sagt Knebel z.B., die Franzosen ziehen in Rom ein: Hmm, sagt der Gott. Seine Gestalt ist markig und feurig, sein Auge ein Licht, aber ohne eine angenehme Farbe. Aber endlich schürete ihn nicht bloß der Champagner, sondern die Gespräche über Kunst, Publikum etc. sofort an, und – man war bei Goethe. Er spricht nicht so blühend und strömend wie Herder, aber scharf-bestimmt und ruhig. Zuletzt las er uns – d.h. spielte er uns – ein ungedrucktes herrliches Gedicht vor, wodurch sein Herz durch die Eiskruste die Flammen trieb, so dass er dem enthusiastischen Jean Paul … die Hand drückte. Beim Abschied tat ers wieder und hieß mich wiederkommen. Er hält seine dichterische Laufbahn für beschlossen. Beim Himmel, wir wollen uns doch lieben. Ostheim sagt, er gibt nie ein Zeichen der Liebe. 1000000 Sachen hab ich dir von ihm zu sagen. Auch frisset er entsetzlich. Er ist mit dem feinsten Geschmack gekleidet.«
    Aller Vorurteile zum Trotz schien eine Annährung der beiden doch möglich, auch von Goethes Seite her. Im Jahr zuvor hatte er den »Hesperus« an Schiller geschickt, welcher ihn einen »prächtigen Patron« genannt hatte, mit Imagination und Laune, »eine lustige Lektüre für lange Nächte« , nur leider ein »Tragelaph« , was Bockshirsch bedeutet, also ein in sich widerspruchsvolles Wesen meint. »Es ist mir angenehm« , antwortete Goethe darauf, »dass Ihnen der neue Tragelaph nicht ganz zuwider ist ; es ist doch schade für den Menschen, er scheint sehr isoliert zu leben und kann deswegen bei manchen guten Partien seiner Individualität nicht zur Reinigung seines Geschmacks kommen. Es scheint leider, dass er selbst die beste Gesellschaft ist, mit der er umgeht« . Und als sich einige Monate später herausstellte, dass der »Hesperus« gut verkauft und viel gelesen wurde, wünschte Goethe dem »armen Teufel in Hof bei diesen traurigen Wintertagen« doch etwas Freude an diesem Erfolg.
    Gegen Schiller, den Jean Paul nicht zu den Weisen von Weimar rechnete, hatte er unbegründete Vorurteile, die ein Jahr zuvor schon offenkundig geworden waren, als er in Bayreuth ein Bild von ihm gesehen hatte, auf dem er ihm unsympathisch erschien. »Schillers Porträt oder vielmehr seine Nase daran schlug wie ein Blitz in mich ein: es stellet ein Cherubim mit dem Keime des Abfalls vor, und er scheint sich über alles zu erheben, über die Menschen, über das Unglück und über die Moral. Ich konnte das erhabene Angesicht, dem es einerlei zu sein schien, welches Blut fließe, fremdes oder eignes, gar nicht satt bekommen.« Nun aber wurde er von ihm »ungewöhnlich gefällig« empfangen und von ihm sogar zur Mitarbeit an den »Horen« eingeladen, aber sympathischer wurde er ihm trotzdem nicht. Er bezeichnete ihn als »felsigt«, »voll scharfer, schneidender Kräfte« und vor allem »ohne Liebe« , während Schiller von seinem Besucher meinte, er sei »fremd wie einer, der aus dem Mond gefallen ist« .

Abb.21: Friedrich Schiller. Zeichnung
von Johann Gottfried Schadow
    Schiller und Goethe hatten vage gehofft, im Autor des »Hesperus« einen Bundesgenossen zu finden, wurden aber aus dem »wunderlichen Wesen« nicht recht schlau. Jean Paul hatte zwar das ehrenvolle Angebot, an den »Horen« mitzuarbeiten, angenommen, aber als er nach drei Wochen wieder in Hof war, nichts dafür Passendes schreiben können und dann auch noch brieflich Goethes Ärger erregt. In einem Dankbrief an Knebel, der ihm seine Übersetzung der Liebes-Elegien des Properz geschickt hatte, war der Satz vorgekommen: »Jetzt indess braucht man einen Tyrtäus [der Schlachtgesänge geschrieben hatte] mehr als einen Properz« , was sich eindeutig auf den Krieg zwischen Frankreich und Österreich bezogen hatte, von Goethe aber fälschlich als gegen sich

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