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Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter: Eine Biographie (German Edition)

Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter: Eine Biographie (German Edition)

Titel: Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter: Eine Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter de Bruyn
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sich später an den übermäßigen Bierkonsum ihres Mannes erst gewöhnen müssen, was ihr aber nicht schwergefallen sein dürfte, weil sie ihn, den »göttlichsten Menschen« , mit einer Ergebenheit liebte, die in vielen ihrer täglichen Billetts zum Ausdruck kam. »Ich bete Dich an« , schrieb sie zum Beispiel, »ich habe endlich in Dir gefunden, was als Ideal mir vorschwebte, wofür ich mich hingeben, aufopfern wollte bis zum Tod« . Oder: »Leite mich überhaupt im Leben, ich bedarf eines Führers, eines solchen, dem sich die ganze Seele ergibt, wo der eigne Wille schwindet.« Oder: »Ach Du prächtiger Mensch! Ermüde nur nicht, das zu hören, und wenn Du es nicht magst, so verbiete es mir scharf und streng, denn ich kann es nicht lassen, mein Herz sagt es ja immer. … Zu einer Sklavin hättest Du mich machen mögen, ich hätte Dir gedient und wäre für Dich gestorben.«
    Sie war also die Rosinette, die er gesucht hatte, ganz ohne eignes Geltungsbedürfnis, aber doch gebildet genug, um seine Bücher lesen und lieben zu können. Als sie ihn in der Verlobungszeit bat, etwas für ihn arbeiten zu dürfen und dabei an Handarbeiten dachte, trug er ihr auf, seine »Palingenesien« zu lesen, in denen seine Traumfrau in einer Hermina wiedergeboren worden war. Um sein geschriebenes Wunschleben möglichst genau in Wirklichkeit umzusetzen, wurde die Hochzeit der »Konjektural-Biographie« entsprechend auf das Pfingstfest gelegt.
    In den Monaten davor aber genoss er noch das gesellige Großstadtleben, soweit die angestrengte Arbeit an den letzten Bänden des »Titan« ihm Zeit dafür ließ. Nur selten von der Verlobten begleitet, besuchte er Schauspiele, Opern und Konzerte, verbrachte die Abende mit Frau von Berg und dem mecklenburgischen Prinzen Georg, dem jüngeren Bruder der Königin, und auch alte Lieben wie Julie von Krüdener und Esther Bernard wurden besucht. Die Gräfin von Schlabrendorff, die angeblich beim Empfang seiner Verlobungsanzeige erkrankte, suchte die Nähe der Braut, um wenigstens noch die Freundschaft zu retten. Und Frau von Berlepsch, die in Mecklenburg eine neue Liebe gefunden hatte, war brieflich darum bemüht, das junge Paar auf das Gut ihres Liebhabers und künftigen Mannes zu locken, eine Wohnung für sie stünde bereit. Karoline aber bewährte sich als die Traumfrau auch darin, dass sie ihren Verlobten nie mit Eifersucht quälte, sie wahrscheinlich auch nicht empfand.
    Anders als bei seinem ersten Besuch in Berlin, bei dem er, wie allgemein mit Heiterkeit oder mit Ärger bemerkt wurde, nur Frauen kennenzulernen verlangt hatte, widmete er sich nun auch den Geistesgrößen, vor allem den jungen Anhängern der romantischen Schule, zu denen er sich als notorischer Einzelgänger zwar nie gesellte, sich ihre Anerkennung aber gefallen ließ. Mit Ludwig Tieck, der in seiner satirischen Vision »Das jüngste Gericht« die Prüderie des »Hesperus« ziemlich witzlos verspottet hatte, konnte er freundliche Gespräche führen, und auch mit dessen Schwager, dem Sprachwissenschaftler Bernhardi, der ein enger Freund Fichtes war, verstand er sich gut. Mit Friedrich Schlegel, dem kritischen Haupt der Frühromantiker, ging es ihm ähnlich. Der hatte sich ihm schon in Weimar genähert, nachdem er im »Athenäum« von 1798 als Erster seine Romane umfassend gewürdigt hatte, mit Anerkennung, aber auch mit scharfer Kritik. »Der große Haufen liebt Friedrich Richters Romane vielleicht nur wegen der anscheinenden Abenteuerlichkeit« , schrieb er. »Überhaupt interessiert er wohl auf die verschiedenste Art und aus entgegengesetzten Ursachen. Während der gebildete Ökonom edle Tränen in Menge bei ihm weint und der strenge Künstler ihn als das blutrote Himmelszeichen der vollendeten Unpoesie der Nation und des Zeitalters hasst, kann sich der Mensch von universeller Tendenz an den grotesken Porzellanfiguren seines wie Reichstruppen zusammengetrommelten Bilderwitzes ergötzen oder die Willkürlichkeit in ihm vergöttern. Ein eignes Phänomen ist es: ein Autor der die Anfangsgründe der Kunst nicht in der Gewalt hat, nicht ein Bonmot rein auszudrücken, nicht eine Geschichte gut erzählen kann, nur so was man gewöhnlich gut erzählen nennt, und dem man doch schon um eines solchen humoristischen Dithyrambus willen wie der Adamsbrief des trotzigen, kernigen, prallen, herrlichen Leibgeber den Namen eines großen Dichters nicht ohne Ungerechtigkeit absprechen dürfte … Seine Frauen haben rote Augen und sind Exempel,

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