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Das Leben in 38 Tagen

Das Leben in 38 Tagen

Titel: Das Leben in 38 Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Scheidecker
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drei
über meine Umständlichkeit und die einfache Lösung. Mir fiel es nun sogar ein
bisschen schwer, mich von den beiden netten Freundinnen zu trennen, aber wir
hofften, uns wieder zu treffen, vielleicht schon in der nächsten Herberge. „See you later , Alligator“,
lachten sie und schon waren sie verschwunden, während ich noch meine Füße
verbinden wollte. Unten wartete schon Werner, mit dem ich mich verabredet
hatte. Da beide Bars leider vor 9.00 Uhr nicht öffneten, aßen wir zum Frühstück
nur eine Banane und tranken unser Wasser, ehe wir in den sonnigen Tag
hineinliefen.
    Morgens
fühlte ich mich immer wieder erstaunlich erholt und frisch, selbst wenn ich
nachts nicht gut geschlafen hatte, aber da man immer wenigstens acht Stunden
Zeit im Bett verbrachte, konnte sich der Körper genügend regenerieren. Abends
war ich oft so kaputt, dass ich mir für den nächsten Tag eine kürzere Strecke
vornahm, aber wenn es dann früh wieder losging, fühlte ich mich voller Elan. So
auch heute. Werner lief immer ein Stückchen hinter mir, bis wir nach etwa zehn
Kilometern durch das sanfte hügelige Baskenland Estella, eine alte romanische
Stadt von etwa 15000 Einwohnern, erreichten. Hier konnte man den Palast der
Könige von Navarra sowie die berühmte Kirche San Pedro de la Rúa mit ihrem
imposanten Portal, die beide aus dem zwölften Jahrhundert stammen, bewundern.
    Wir
sahen uns beides nur von außen an, denn wir hatten schon im letzten Dorf in
einem schönen Café gut gefrühstückt und wollten nicht zu viel Zeit verlieren.
Unser nächstes Ziel sollte das Kloster Irache etwa einen Kilometer hinter
Estella sein, wo angeblich der Wein aus einem Wasserhahn fließen würde. Alle
Pilger schwärmten davon und auch Wilfried hatte mir die Stelle schon in
Valcarlos in meinem Pilgerführer als kleinen lohnenden Umweg angestrichen. Also
liefen wir in Vorfreude auf dieses „Wunder“ durch die schöne Altstadt und
später durch die dagegen langweilig grau erscheinenden Straßen der Neustadt von
Estella, bis wir schließlich nach einem anstrengenden Anstieg die riesige
Klosteranlage von Irache erreichten. Hier stellte sich heraus, dass der Wein
durch eine etwas unterhalb des Klosters liegende Weinkellerei gespeist wird,
während eine Pilgertraube bereits um die beiden Wasserhähne, die an der
Außenmauer angebracht waren, herumstand.
    Doch
gerade als wir unsere Wasserflaschen mit Wein füllen wollten, war die Quelle
anscheinend versiegt. So oft wir auch den Hahn bewegten, es kamen nur noch rote
Tropfen heraus. Was sollte das denn für ein Geck sein? Wir hatten uns so darauf
gefreut und nun war anscheinend entweder etwas verstopft oder der Wein war
alle. Pech gehabt! So blieb uns sowie den anderen nachfolgenden Pilgern nichts
weiter übrig, als unsre Wasserflaschen mit Wasser aus dem anderen Hahn zu
füllen. Etwas enttäuscht, dass das gerade uns passierte, gingen wir bis zum
Kloster hinauf, wo wir es uns in der schön angelegten parkähnlichen Außenanlage
auf den Bänken gemütlich machten. Ich hatte mir unterwegs ein Bocadillo gekauft
und Werner packte nun seine Vorräte aus, die noch aus Österreich stammten.
Sogar das Brot war anscheinend noch schmackhaft, wie er mir genüsslich kauend
versicherte. Dazu ein ordentliches Stück Schinken; ich staunte, was mein
Begleiter nun schon seit fast einer Woche mit sich herumschleppte und jetzt mit
seinem Taschenmesser mundgerecht sorgfältig zuschnitt. Danach legte er sich auf
der Bank lang, wo er sogleich in einen schnarchenden Schlaf fiel, und das
mitten in der heißen Mittagssonne!
    Ich
wollte mir das nicht antun und mir trotz meiner müden Füße erst einmal das
Kloster, das eines der ältesten Klöster Navarras sein sollte, mit seiner
romanisch-gotischen Kirche ansehen. In der durch die winzigen Fenster dunklen,
aber für ein Kloster auffallend großen Kirche empfing mich angenehme und
unaufdringliche Kühle und Stille. Hier konnte ich in Ruhe meinen Gedanken
nachhängen. Während ich in einer der alten Bänke saß, überlegte ich mir, wie
ich es am besten anstellen konnte, mich von Werner zu trennen, ohne dass er
sich verletzt fühlen würde. Wir beide hatten einfach einen anderen Rhythmus,
und das nicht nur im läuferischen Sinne.
    Nachdem
ich mir später noch den gesamten Gebäudekomplex sowie den Renaissancekreuzgang
im Innenhof angesehen hatte, verließ ich die Kirche und das Kloster mit einem
Gefühl der inneren Ruhe und Gelassenheit.
    Draußen
empfing mich gleißende

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