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Das Leben in 38 Tagen

Das Leben in 38 Tagen

Titel: Das Leben in 38 Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Scheidecker
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und sie antworteten : „We understand, have a good time, Conny !”
    Schnurstracks verließ ich diesen
Touristenmagneten und befand mich bald darauf wieder glücklich allein mit
meinem Gepäck auf dem Pfad neben einer Landstraße. Der nächste Ort Richtung
Westen war ein kleines Dorf mit dem schönen Namen Población de Campos. Hier sollte es eine Herberge in der ehemaligen Dorfschule geben und
ich hoffte, dass nicht zu viele Pilger heute auf die gleiche Idee kommen würden
wie ich. Die einstige Schule stellte sich als kleiner Flachbau inmitten eines
großen Gartens heraus und war wunderschön von allen Seiten mit Bäumen und einer
hohen Hecke umsäumt. Als ich in freudiger Erwartung die Gartentür öffnete,
glaubte ich, meinen Augen nicht zu trauen!
    Wer saß da auf einer Bank vor dem Haus?
    Es war Simone und nun war ich endgültig
davon überzeugt, dass sie mein Schatten auf dem Camino sein sollte und es wohl
unmöglich war, mich auf die Dauer von ihr zu trennen. Wie oft hatten wir beide
uns schon verabschiedet, um uns dann doch immer wieder unverhofft zu treffen!
Simone schien genauso überrascht wie ich, aber das war noch nicht alles. Auf
der anderen Bank saß Carol, die nette Kanadierin von gestern Abend, und
lächelte mich freundlich an. Ich war erfreut, bisher nur auf diese beiden zu
treffen, und auch im Inneren des Gebäudes machte die jetzige Gemeindeherberge
einen angenehmen Eindruck. Mehrere Doppelbetten standen nun in den Räumen, in
denen früher einmal die Kinder des Dorfes unterrichtet wurden. Es gab eine
kleine Küche mit Aufenthaltsraum sowie einen Waschraum mit zwei Toiletten und
drei Duschen und sogar einen Internetanschluss. Dies stellte ja fast schon
wieder Luxus dar, und das für vier Euro!
    Nachdem wir unsere Wäsche aufgehängt und
uns geduscht hatten, genossen wir noch ein wenig die Abendsonne, während die
Kinder des Dorfes keine Berührungsängste hatten und im Garten vor unseren Augen
spielten. Als wir schon dachten, dass wir heute Nacht die einzigen Gäste
bleiben würden, tauchten schließlich noch ein älteres französisches Pärchen und
das bekannte Ehepaar aus Kempten hier auf. Während das französische Paar sich
häuslich niederließ, entschieden sich die beiden Bayern, doch lieber noch etwas
weiterzulaufen. Da sie beide schnarchen würden, wollten sie doch lieber in
einer Privatherberge übernachten, wie sie uns erklärten. Schade, sie hätten
wahrscheinlich noch gut zu uns gepasst, aber auf der anderen Seite war es immer
umso besser, je weniger Leute zusammen schlafen mussten.
    Inzwischen hatten wir auch festgestellt,
dass in der einen Toilette kein Licht brannte und die andere Toilette verstopft
war. So wurde es wieder einmal zu einer schwierigen Aktion, in der Nacht auf
die Toilette zu gehen, zumal auch die Türen nicht richtig schlossen. Aber zum
Glück blieben wir nur zu fünft und das erschien uns schon wieder fast wie ein
kleines Wunder.
    Als wir am Abend in die Gaststätte des
Ortes zum Essen gehen wollten, begann es plötzlich wie aus Kübeln zu regnen.
Wir rannten durch den Regen und standen schließlich in der kleinen, völlig
verräucherten Bar, die durch einen Aushang in der Herberge ein Pilgermenü
angeboten hatte. Simone lehnte es auf einmal kategorisch ab, hier zu essen, und
die junge, hübsche Wirtin sah uns hilflos an. Sie wollte uns gern Essen
verkaufen, konnte aber auf der anderen Seite nichts gegen die vielen rauchenden
Stammgäste tun. Wir entschieden uns mit Rücksicht auf Simone, in dem winzigen
Geschäft nebenan etwas zu kaufen und es uns dann in der Küche der Herberge
gemütlich zu machen.
    Gesagt, getan! Nachdem wir mit Händen und
Füßen eingekauft hatten, weil weder in der Bar noch in dem Laden jemand auch
nur ein Wort Englisch sprechen konnte und meine paar Brocken Spanisch — na ja
—, saßen wir schließlich doch zufrieden wieder in der kleinen Stube in unserer
Herberge und teilten unsere Schätze!
    Es gab Baguette, Thunfisch, Wurst, Käse,
Tomaten, Oliven und natürlich Rotwein und sogar Schokolade. Es wurde ein
richtig schöner Abend für uns drei, während sich die beiden Franzosen auf
einmal heftig zu streiten begannen. Schließlich legte sich die Frau schon ins Bett und der Mann
blieb nun fast den ganzen Abend neben uns sitzen, obwohl er nur sehr wenig
Englisch sprechen konnte. Soweit wir mitbekamen, ging es um Missverständnisse
und Geld, wie es ja meistens bei Streitereien der Fall ist.
    Als alle schon schliefen, schrieb ich noch
einige

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