Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Leben in 38 Tagen

Das Leben in 38 Tagen

Titel: Das Leben in 38 Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Scheidecker
Vom Netzwerk:
Freiheit nehmen, sich so zu
verhalten, wie er es selbst möchte.
    In
dem Buch „Wenn es verletzt, ist es keine Liebe“ von Chuck Spezzano heißt es: „Man kann nicht empfangen, wenn man bedürftig ist. Das ist wie geben,
um zu nehmen. Man kann nur glücklich sein, wenn man gibt, ohne etwas dafür zu
erwarten.“ Eine Weisheit, die viele Menschen nur sehr schwer umsetzen können,
ich eingeschlossen...
    Vielleicht
ist es wirklich leichter, auf einem solchen Weg glücklich zu sein, weil man
bereit ist, alles loszulassen, sich von allem zu trennen, was einem sonst so
wichtig erscheint. Die Bedürfnisse beschränken sich hier auf die notwendigsten
Dinge. Wahrscheinlich ist man dann innerlich freier für alles Neue! Darüber
musste ich auf jeden Fall noch nachdenken... Inzwischen hatte ich ein kleines
Dorf erreicht. Hier fiel mir als Erstes ein großer, mit Gras bewachsener Hügel
auf. Er war kreisrund und hatte mehrere Eingänge, die zum Teil schon zerfallen
waren. Das musste ich mir ansehen! Hatten hier etwa Menschen gewohnt, die sich
die gleichmäßige Temperatur der Erde zunutze gemacht hatten, um billiger zu
leben? Tatsächlich gab es über manchen Eingängen Schornsteine und sogar eine
Antenne. In Tunesien hatte ich schon einmal Höhlenwohnungen gesehen, die auch
einen Fernseher hatten, aber hier in Europa? Leider traf ich keinen Menschen,
den ich fragen konnte, und von den anderen Pilgern, die ich später darauf
ansprach, war dies komischerweise keinem aufgefallen.
    Das
Dorf wirkte ziemlich verlassen; außer ein paar Hühnern, Gänsen und Hunden
begegnete mir kein Lebewesen. Schnell durchschritt ich diesen kleinen, halb
verfallenen Ort, der nur Vergangenheit atmete, und gelangte bald darauf in ein
anderes Dorf. Dieses zeigte sich etwas lebendiger und vor einer Bar, die wie
ein altes Gutshaus aussah, saßen zu meiner Überraschung sogar ein paar Pilger.
    Mittlerweile
hatte sich nämlich der Nebel verzogen und war ersten hellen Sonnenstrahlen
gewichen, die zaghaft versuchten, Licht und Wärme auszusenden. Schon von weitem
erkannte ich Chris, den australischen Pilger mit seinem obligatorischen
Cowboyhut und dem charmanten Lächeln. Er saß neben einer hübschen blonden Frau
mit langen Zöpfen am Tisch und winkte mich gleich heran:
    „Hello, Conny , nice to see you, how are you ?“ Auf einmal stellte
ich fest, dass ich seine Stimme und sein Lachen doch tatsächlich schon ein
bisschen vermisst hatte, und antwortete: „Oh, thanks , I’m very happy. I have already walked more than the half part of the way to Santiago!” Die Freude war unverkennbar
gegenseitig, uns gesund und munter wiederzusehen, und Chris stellte mir Helen
aus Dänemark vor. Genauso sah sie auch aus, mit ihren blonden Zöpfen und den
freundlichen blauen Augen, wie eine Skandinavierin. Helen erzählte, dass sie
den Camino schon das dritte Mal laufen würde. Erstaunt registrierte ich, wie
viele Pilger ich doch schon getroffen hatte, die den Weg bereits mehrmals
gelaufen waren.
    So
hatte Chris sicher jemanden gefunden, der ihm ein paar gute Tipps geben konnte,
und Helen machte einen sehr sympathischen Eindruck!
    Wir
tranken einen Kaffee zusammen, plauderten noch ein bisschen und gerade, als die
beiden gehen wollten, kam Carol hinter der Wegbiegung hervor! Heute Morgen
hatte sie wieder erst eine E-Mail nach Hause geschrieben und ich war allein
losgegangen. Wir beide hatten uns ja vorgenommen, uns gegenseitig unsere
Freiheit zu lassen, aber andererseits spürte ich doch, dass sie gern mit mir
zusammen laufen wollte. Also trank ich mit ihr auch noch einen Kaffee, um dann
gemeinsam die weitere Strecke in Angriff zu nehmen.
    Nach
dreizehn Kilometern durch die flache Hochebene und nun angenehmen Temperaturen
erreichten wir die kleine Stadt Sahagún, die aber außer zwei wunderschönen
roten Backsteinkirchen nicht viel zu bieten hatte. Diese beiden Kirchen aus dem
elften bis dreizehnten Jahrhundert vereinten romanische und arabische
Bauelemente in interessanter Harmonie. Die Außenwände waren nicht glatt wie bei
den meisten bisherigen Kirchen, sondern originell mit verschiedenen
Backsteinbögen verziert. Am beeindruckendsten aber
wirkten die mächtigen Türme mit ihren mehrstöckigen hohen Fensterreihen, in
denen wieder Storchenpaare nisteten.
    Carol
wollte sich zu meiner Verwunderung die Kirchen nicht von innen ansehen und so
konnten wir nach einer kleinen Pause in einem Café, wo wir Chris und Helen
wieder trafen, weiterwandern.
    Erstaunlich
fand ich,

Weitere Kostenlose Bücher