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Das Leben ist ein Baumarkt

Das Leben ist ein Baumarkt

Titel: Das Leben ist ein Baumarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirko Trompetter
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anderen in der richtigen Reihenfolge abzuarbeiten, denn schließlich war ja jeder der Erste und wartet schon am längsten. Diejenigen, die bloß etwas suchen, schicke ich gleich weiter. Übrig bleiben schließlich nur noch ein junges Pärchen und ein älterer Herr, die sich aber nicht einigen können, wer denn nun zuerst da war. Erst als der Alte dem Pärchen erklärt, dass sie sich gleich »a sauberne Watschen« einfangen werden, räumen diese kleinlaut ein, dass der Herr wohl doch schon länger wartet. Da soll noch mal einer sagen, dass Gewalt keine Probleme löst.
    Jedenfalls fragt er mich: »Hobts ia an Stui für a Hocka?« So schnell, wie sich ein dummes Grinsen in mein Gesicht geschlichen hat, als er dem Pärchen die »sauberne Watschen« angeboten hat, weicht das Grinsen jetzt und übrig bleibt nur das »dumm«.
    »Ob wir bitte was haben?«, frage ich nach und er wiederholt: »Na, ob ia an Stui für a Hocka hobts?«
    Ich überlege fieberhaft, was er meinen könnte: Stui = Stuhl. Hocka könnte was mit »setzen« zu tun haben. Vielleicht aber auch was zum Draufsetzen. Ein Hocker? Aber das ist ja der Stuhl auch schon. Ah, ich habe eine Idee.
    »Meinen Sie vielleicht einen Schemel?«, frage ich ihn. Falsch geraten.
    »Mei, seids es Preissen ned bleder? Woas a ned, wos a Stui is. I wead no verruckt. Verstehst ned? An Stui wia bei da Schaufi hind dro is, blos für a Hocka. Is des so schwar?«
    Ah, »Schaufi« kenne ich, das bedeutet Schaufel. Und »hind dro« heißt »hinten dran«. Also sucht er einen Stiel, wie er an einer Schaufel dran ist, nur eben für eine »Hocka«. Da ich keine Ahnung habe, was die »Hocka« sein soll, schicke ich ihn erst mal zur Werkzeugabteilung. Denn da gibt es ja Stiele für fast jedes Werkzeug und ich hoffe, dass er dann schon das Richtige finden wird. Vielleicht kann ihm aber auch der Kollege dort weiterhelfen. Schließlich haben sie fast den gleichen Dialekt.
    Animiert durch das lustige Gespräch hat sich auch das wartende Pärchen mittlerweile einen »lustigen« Spruch zurechtgelegt: »Mia woin ma wos umdauschn«, sagt er und schmeißt sich dabei fast weg vor Lachen. Weil das ja so witzig ist, sage ich: »Ja klar, Sie können ruhig deutsch mit mir reden. Was wollen Sie denn umtauschen?«
    »Wir haben da etwas großzügig gerechnet und jetzt sind uns ein paar Gipskartonplatten übrig geblieben. Die nehmt ihr doch zurück, oder?«
    »Na logisch nehmen wir die zurück. Packen Sie sie einfach auf einen Wagen drauf und bringen Sie sie rein.«
    »Die sind noch auf der Palette drauf, draußen auf dem Hänger. Vielleicht können Sie die ja mit dem Stapler runterheben.«
    »Klar, mache ich. Gehen Sie schon mal zum Auto«, antworte ich.
    Ich schnappe mir also den Gabelstapler und fahre nach draußen, um die Gipskartonplatten vom Anhänger des Komikers abzuladen. Draußen angekommen, denke ich, mich tritt ein Pferd, und mir fällt wieder ein, dass er von »etwas großzügig gerechnet« gesprochen hat. Nach rechnen sieht das hier eher nicht aus. 32 Platten à 2,5 Quadratmeter, also insgesamt 80 Quadratmeter hat er da auf seinem Anhänger.
    Da bin ich schon einmal so frei nachzufragen, ob sein Haus über Nacht kleiner geworden ist oder ob ihm jemand die Wände geklaut hat, woraufhin er nur meint: »Ja, ich hab da schon etwas großzügig gerechnet. Ich wollte ja auch nicht zu wenig haben. Kann aber auch sein, dass ich eine Wand doppelt gerechnet habe.«
    Mir scheint es eher so zu sein, dass er das ganze Haus doppelt gerechnet hat. Aber um nicht noch einen ach so lustigen Satz von ihm ertragen zu müssen, verkneife ich mir doch lieber jeden weiteren Kommentar und fahre die Platten stillschweigend nach drinnen. Dabei kommt mir auch der Alte von vorhin wieder entgegen. In seiner Hand hält er den Stiel einer Axt. Damit fuchtelt er in meine Richtung und ruft: »Siegst? Des is a Hockastui. Nua, dass d’ des woast.«
    Nur so aus Spaß bleibe ich kurz bei ihm stehen und sage: »Tschuldigung, tut mir leid. Aber ich kann leider kein Spanisch.«
    »Des is koa Spanisch, des is Boarisch«, verbessert er mich sofort.
    »Mir kommt es aber ziemlich spanisch vor.«
    Er beginnt zu lachen und meint dann nur noch: »Ja, es Preissn. Lernts es scho no.«

 
Hat der nur noch zwei davon
    »Ey«, höre ich eine Stimme von hinten zu mir sagen. Ich drehe mich also um und sehe einen Kunden, der auf ein Regal zeigt, in dem sich zwei Pakete mit Glaswolle befinden. Er steht einfach nur da und zeigt ins Regal. Nach einer

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