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Das Leben ist ein Baumarkt

Das Leben ist ein Baumarkt

Titel: Das Leben ist ein Baumarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirko Trompetter
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wenn alles nachgibt? Ich würde das nicht machen, weil ich einfach keine Lust hätte, alles wieder rauszureißen, um dann noch mal von vorne anzufangen.«
    »Na also, wenn Sie so was noch nie gemacht haben, dann können Sie auch nicht wissen, ob es klappt oder nicht. Und so was nennt sich dann Fachberater«, schimpft er und macht sich auf den Weg Richtung Gehwegplatten.
    Im Nachhinein betrachtet muss ich ihm recht geben. Ich bin echt der totale Klugscheißer. Wie kann ich nur von Sachen reden, die ich noch nie ausprobiert habe, und dann auch noch behaupten, dass so was nicht funktioniert? Vielleicht bekommt man ja auch gar keinen Stromschlag, wenn man mit einem Nagel in einer Steckdose herumstochert? Woher soll ich das wissen? Ich habe es ja noch nie ausprobiert.

 
Animation ist alles
    Während ich gerade dabei bin, Ware zu verräumen, drückt sich ein Kunde zwischen mich und das Regal, vor dem ich stehe, und ruft: »Animiermörtel. Habt ihr Animiermörtel?«
    Eigentlich weiß ich ja, was er sucht. Armierungsmörtel, wie er zum Verkleben von Vollwärmeschutz oder für das Aufbringen von Armierungsgewebe gebraucht wird, aber ich stelle mich dumm und frage: »Was soll der denn animieren?«
    In Gedanken stelle ich mir vor, wie der Kerl mit einer Dose Billigbier in einem total verschwitzten und mit Flecken übersäten Unterhemd zu Hause auf seinem Sofa sitzt, den Sack vor sich auf den Tisch stellt und wartet, dass ihn dieser in irgendeiner Weise animiert.
    »Na, so für Styropor halt, zum Animieren, damit das an der Wand bleibt, und nachher für das Gitter«, antwortet er. Um jegliche weiteren Diskussionen zu vermeiden, gehe ich mit ihm zum Regal mit dem Klebe- und Armierungsmörtel und sage: »Bitte schön, da ist der Animiermörtel.«
    Zugegeben, die Säcke, die dort liegen, sind etwas schmutzig, weil anscheinend kurz zuvor jemand einen Sack aufgerissen hat und sich der Inhalt dieses Sackes dort großflächig über die restliche Ware verteilt hat. Wahrscheinlich wollte mal wieder jemand ganz genau wissen, wie der Mörtel aussieht. Als der Kunde tadelnd bemerkt: »Der sieht aber ganz schön fertig aus«, verspüre ich den Drang, ihm zu sagen, dass der Sack in netter Unterwäsche bestimmt wieder richtig flott aussieht. Zum Glück kann ich es mir verkneifen und sage nur: »Na ja, auf das Äußere kommt es doch nicht an. Da zählen doch mehr die inneren Werte, oder?«
    So einen saudummen Spruch habe ich ja schon lange nicht mehr losgelassen, und das wird natürlich auch prompt bestraft. Denn daraufhin erzählt er mir eine ewig lange Geschichte von seiner Exfrau und dass die auch immer von »inneren Werten« geredet habe. Allerdings hat sie damit wohl mehr den Inhalt seiner Brieftasche gemeint, da sie ja von irgendwas ihre Liebhaber finanzieren musste. Und als dann irgendwann von den »inneren Werten« nicht mehr allzu viel da war, habe sie sich aus dem Staub gemacht und ihm obendrein noch zwei Kinder dagelassen.
    Mit einer anderen Berufsbezeichnung hätte ich von dem armen Hund jetzt locker 250 Euro für die Sitzung verlangen können. In den Baumarkt zu gehen ist da schon entschieden günstiger.

 
Ein einfaches Loch
    Während ich gerade ein Angebot ausarbeite, stellt sich plötzlich ein Kunde vor mich und sagt: »Ich brauche ein Loch.«
    »Was für ein Loch?«, denke ich. Wenn er ein Arschloch braucht, das hat er gefunden. Steht vor ihm. Vielleicht meint er aber auch die Kollegin aus der Holzabteilung. Es könnte natürlich auch sein, dass er wirklich nur ein einfaches Loch braucht. Aber wie soll das aussehen und für was soll es gut sein?
    Schließlich habe ich eine Idee: »Ach, ja klar. Hab ich.«
    Anschließend tue ich so, als ob ich etwas unter dem Tresen suchen würde. Nach ein paar Sekunden lege ich meine leeren Hände auf den Tresen und meine: »Hier, bitte schön. Ein Loch. Ist zwar ohne irgendwas drum herum, kostet aber dafür auch nur 18,50 Euro. Ich hätte es auch noch etwas größer oder kleiner.«
    Der Kunde scheint Spaß zu verstehen und schmeißt sich fast weg vor Lachen. Nachdem er wieder einigermaßen Luft bekommt, sagt er: »Nein, ich brauche mehr so ’ne Art Mauerdurchbruch.«
    »Einen Vorschlaghammer gibt’s vorne in der Werkzeugabteilung«, antworte ich. »Aber was oder besser wofür brauchen Sie das denn?«
    »Das ist für die Dunstabzugshaube, damit das Rohr nach draußen kommt. Und hinten sind dann so Lamellen drauf.«
    Jetzt ist mir klar, was er sucht. »So was gibt’s in der

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