Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Leben ist ein Baumarkt

Das Leben ist ein Baumarkt

Titel: Das Leben ist ein Baumarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirko Trompetter
Vom Netzwerk:
kurzen Pause fährt er mit seinem Satz fort: »Hat der nur noch zwei davon?«
    »Wer?«, frage ich verständnislos.
    Der Kunde schaut mich einige Sekunden lang wortlos an. Da mir das jetzt schon entschieden zu lange dauert, bis er sich die paar Buchstaben in eine sinnvolle Reihenfolge sortiert hat, fahre ich fort: »Ich weiß nicht, wer ›der‹ ist, und ich weiß auch nicht, was ›der‹ hat. Aber wenn Sie die Glaswolle meinen, dann habe ich da noch mehr davon.«
    Während ich noch überlege, dass er so eigentlich kapiert haben müsste, was an seiner Frage nicht so ganz in Ordnung war, überrascht er mich mit einer prompten Antwort: »Wo hat der die denn?«
    So langsam wird mir das Ganze zu blöd. Offenbar hat DER nichts kapiert, also sage ich zu ihm: »DER steht wahrscheinlich auf dem Misthaufen und kräht bei Sonnenaufgang. Aber ich gebe Ihnen mal ein paar Pakete von denen, die da oben im Regal sind. Wie viele brauchen Sie denn?«
    »Noch fünf Stück«, antwortet er und fragt gleich weiter: »Kann der mit dem Stapler rausfahren?«
    Das ist meine Chance auf ein wenig Rache. Ich setze ihm die fünf Pakete Glaswolle vor die Füße und sage: »Nee, die muss DER jetzt selbst mit ’nem Einkaufswagen rausfahren. Und Einkaufswagen findet DER draußen vor der Tür.«
    Anscheinend hat DER das dann auch gleich kapiert, denn nach einem einfachen »Okay« hat DER das anstandslos gemacht.

 
Silikon statt Acryl
    Ganz unauffällig hat sich ein Kunde an mich herangeschlichen und flüstert mir zu: »Ich nehm ja nur Silikon her, schließlich will ich keine Entzündung haben.«
    Ich gehe davon aus, dass er irgendwo etwas am Ofen oder am Kamin abdichten will und Angst hat, dass durch die Hitzeentwicklung das Acryl zu brennen beginnen könnte. Doch weit gefehlt. Vielmehr erklärt er mir Folgendes: »Wenn man so kleine Risse an den Fingern hat oder sich geschnitten hat, dann kann das von dem Acryl zu Entzündungen kommen. Weil das ist ja der reinste Chemieabfall. Und das dünstet bestimmt auch aus, und ob das dann so gesund ist? Ich glaub ja nicht. Aber bei Silikon kann überhaupt nix passieren, weil das ist absolut hautneutral. Das nehmen die ja sogar für die Brüste her. Oder haben Sie schon mal was von Acryltitten gehört? Nee, das würde ja keiner überleben.«
    Schön, dass er mir das jetzt mal so ausführlich erklärt hat, und das, ohne dass ich fragen musste und ohne dass er von mir eine Antwort erwartet hätte. Er kümmert sich auch nicht weiter um mich und geht zufrieden weiter. Anscheinend wollte er das nur mal loswerden. Na ja, ich hör ja gerne zu.
    Allerdings nehme ich jetzt auch lieber Silikon her (zum Beseitigen meiner Lachfalten).
    Echt unglaublich, was einem die Hersteller doch so alles verschweigen.

 
So was nennt sich Fachberater
    Allein schon die Frage »Darf ich mal kurz stören?« finde ich ziemlich daneben. Denn wenn ich schon weiß, dass ich störe, sage ich entweder gar nichts oder tue so, als ob ich nicht wüsste, dass ich störe. Jedenfalls will der Kunde, der diese Frage gerade an mich gerichtet hat, einen Estrich von mir. Ich frage ihn also, ob es ein Estrichbeton im Sack sein soll, zu dem man nur noch Wasser dazugeben muss, oder ob er lieber Fertigelemente haben möchte, die 2 bis 3 Zentimeter dick sind und nur noch aneinandergelegt werden müssen.
    Beides will er nicht. Stattdessen sucht er schon fertige Betonteile, die fünf Zentimeter stark sein sollen und die er dann nur noch auf seinem Bretterboden auslegen muss, um anschließend darauf Fliesen zu verlegen.
    Leider muss ich ihm davon abraten, da so ein Bretterboden doch meistens etwas nachgibt und sich bewegt. Ich empfehle ihm daher, das Ganze mit einer Schicht OSB-Platten abzudecken, um die nötige Tragfähigkeit herzustellen, darauf eine Schüttung zu verteilen und abschließend die Fertigelement darauf zu verlegen.
    Aber alles Erklären hilft nichts. Fünf Zentimeter Beton müssen es sein. Nach einer schier endlosen Diskussion hat er eine geniale Idee: »Jetzt habe ich’s. Da nehme ich so Gehwegplatten. Die sind doch fünf Zentimeter stark. Die leg ich aus und hau da meine Fliesen drauf.«
    Ich erkläre ihm zwar, dass das wohl nicht gerade die beste Idee ist und dass es da wahrscheinlich dann überall Risse in den Fliesen und Fugen gibt, aber er will sich dennoch von der Idee nicht abbringen lassen und meint bloß: »Haben Sie das schon mal ausprobiert?«
    Ich sage: »Nein, so was brauche ich auch nicht auszuprobieren. Wie soll das halten,

Weitere Kostenlose Bücher