Das Leben ist ein Baumarkt
Sanitärabteilung«, sage ich. Weil er aber echt ein netter Kerl zu sein scheint, bringe ich ihn hin und füge abschließend noch hinzu: »Falls Sie es sich doch anders überlegen sollten, die wirklich guten Löcher gibt es in meiner Abteilung.«
Er lächelt nur und meint: »Ich weiß.«
Gut zehn Minuten später kommt er auf dem Weg zum Ausgang wieder an meiner Information vorbei. Obwohl ich gerade einen anderen Kunden bediene, fragt er einfach drauflos: »Entschuldigung? … Ich hab es mir jetzt doch überlegt und würde gerne das Loch für 18,50 Euro nehmen.«
Ich greife also wieder unter meinen Tresen und gebe ihm das Loch. »Bitte schön. Viel Spaß damit. Und falls es nicht passen sollte, können Sie es auch gegen ein anderes umtauschen. Ist überhaupt kein Problem.«
Der Kunde, mit dem ich gerade im Gespräch war, schaut sich nur fragend um und meint dann zu mir: »Sagen Sie mal, ganz sauber sind Sie aber nicht, oder?«
»Wieso?«, frage ich. »Geschäft ist Geschäft. Mir ist es egal, was ich verkaufe. Hauptsache, die Kasse stimmt. Und bis der merkt, dass ich ihm das falsche Loch mitgegeben habe, hat er wahrscheinlich eh schon den Kassenzettel verloren und kann nichts mehr umtauschen.«
Die Aufbauanleitung liegt bei
Während mein Kollege und ich uns gerade zu einigen versuchen, wer von uns beiden jetzt den ungeliebten Teil des Papierkrams übernehmen muss, beobachten wir im Gang gegenüber jemanden beim Versuch, ein Regal, das eigentlich für die Wandmontage bestimmt ist, am Boden aufzubauen. Nachdem sämtliche Teile schon mehrmals umgefallen sind, ruft der Kunde zu uns herüber: »Is lustig, gell? Ihr seht so aus, als ob ihr wüsstet, wie man das aufbaut.«
Also gehe ich zu ihm und sage: »So wird das jedenfalls nichts. Da braucht man schon eine Wand dazu. Das wird nämlich angedübelt und dann werden die Träger für die Böden eingehängt.«
Clever, wie er glaubt zu sein, stößt er folgende Gegenfrage hervor: »Und wenn ich keine Wand habe?«
»Dann wohnen Sie wahrscheinlich irgendwo im Freien und brauchen ein anderes Regal. Am besten eines, das man hinstellen kann. Allerdings muss man dann wieder aufpassen, dass es einem nicht vom Wind umgerissen wird.«
Er findet das auf einmal gar nicht mehr lustig und fährt mich an: »Ja verarschen lassen brauche ich mich von Ihnen nicht. Was glauben Sie eigentlich, wo ich wohne, oder meinen Sie, ich bin zu blöd, ein Regal aufzubauen?«
»Keine Ahnung, wo Sie wohnen (will ich auch gar nicht wissen), und ich meine auch nicht, dass Sie zu blöd sind, das Regal aufzubauen (ich weiß es). Ist ja schließlich kinderleicht. Haben Sie jetzt ’ne Wand oder nicht?«
»Ja sicher hab ich ’ne Wand.«
»Und wollen Sie das Regal daran aufhängen oder nur davorstellen?«
»Eigentlich bloß hinstellen.«
»Na, dann ist das hier eindeutig das falsche Regal. Was Sie brauchen, ist eines von denen da drüben.«
Ich geh also mit ihm zu den ganz normalen Kellerregalen und siehe da, das ist genau das, was er will. Als er sich dann endlich das passende Regal herausgesucht und in seinen Wagen gewuchtet hat, gebe ich ihm zur Sicherheit noch einen Tipp mit auf den Weg: »Die Aufbauanleitung liegt bei.«
Erwin
Erwin ist ein guter Kunde von uns und kommt heute, um den Vollwärmeschutz für sein Haus abzuholen, den er vor knapp zwei Wochen bestellt hat. Er ist eigentlich immer gut gelaunt, hat ein paar Späße auf Lager und macht absolut keinen Stress, wenn mal etwas nicht so hundertprozentig klappt. In der Regel ist er recht unkompliziert und man könnte ihn durchaus als Musterkunden bezeichnen. Aber heute scheint er irgendwie betrübt zu sein und ist auch nicht so lustig drauf wie sonst. Also frage ich ihn, was los ist.
»Ach, weißt du«, meint Erwin und winkt ab, »mein Nachbar ist so ein Arschloch, dem könnte ich glatt die Gurgel umdrehen. Aber das darf man ja nicht.«
»Warum? Was hat er denn gemacht?«
»Was der gemacht hat? Na, dauernd schickt er mir irgendwelche Behörden oder sogar die Polizei, so wie gestern. Hat der Affe gestern echt die Cops gerufen, weil ich um halb elf Uhr abends noch den Rest von meinem Gerüst aufgebaut habe. Aber irgendwann muss ich das ja machen, denn ich will ja heute den Vollwärmeschutz dranklatschen. Ich hab halt nicht so viel Zeit wie der Sesselpupser.«
Dazu muss man sagen, dass Erwin selbstständig ist und so gut wie jede Dienstleistung rund ums Haus anbietet. Weil er das anscheinend recht ordentlich macht, hat er auch
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