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Das Leben ist ein Baumarkt

Das Leben ist ein Baumarkt

Titel: Das Leben ist ein Baumarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirko Trompetter
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dementsprechend viel zu tun und für sein eigenes Haus, das er vor etwa einem Jahr gebaut hat, fehlt ihm dann oft die Zeit. Da macht er dann viel abends oder am Wochenende. Sein Nachbar hingegen hat früher bei irgendeiner Behörde gearbeitet und ist inzwischen im Vorruhestand. Ich glaube, er war beim Umweltamt und hatte anscheinend damals schon nichts anderes zu tun, als andere Leute zu schikanieren.
    Um das Ganze etwas zu entschärfen, sage ich: »Das bist du doch schon von ihm gewohnt, oder?«
    »Eigentlich schon. Mit dem Gartenhaus habe ich ja jetzt auch recht bekommen. Von wegen zu nah an der Grenze. Aber ich hab ihm halt gestern Abend noch mal die Meinung gesagt, nachdem die Cops weg waren und ich sowieso nicht mehr weiterarbeiten durfte.«
    »Aber aufgestrichen hast du ihm keine, oder?«, frage ich schnell dazwischen.
    »Nee, nee, aber heute Morgen habe ich aus Versehen mit meinem Anhänger sein Auto gestreift und jetzt behauptet er, dass ich das absichtlich gemacht hätte. Habe ich aber nicht. Bin ja nicht blöd. Aber ich habe mir echt schon überlegt, ob ich die Hütte jetzt nicht fertig mache und sie dann vermiete oder verkaufe. Das müssen dann aber irgendwelche Vollassis sein, die ihm so richtig auf den Sack gehen. So mit nachts Scheibeneinwerfen, Reifenplattstechen und Hauswandanschmieren«, meint Erwin und bekommt schon wieder ein leichtes Lächeln zustande.
    »Siehst du«, sage ich, »es gibt doch für alles eine Lösung. Auch wenn es manchmal nicht gerade die feine englische Art ist.«
    Während Erwin mit dem Lieferschein zur Kasse geht, um seinen Vollwärmeschutz zu bezahlen, fahre ich ihm mit dem Stapler schon mal die Ware zum Fahrzeug. Da der Vollwärmeschutz aus Styroporplatten besteht und recht leicht ist, helfe ich ihm natürlich gerne noch dabei, alles auf seinem Anhänger zu verstauen.
    Dabei beobachten wir zwei Handwerker, die mit ihrem Kleinlaster ein Stück weiter weg geparkt haben und gerade ein Gara­gentor auf einem Plattenwagen transportieren. Bei ihrem Fahrzeug angekommen, geht einer der beiden zum Lastwagen und der andere hält das Tor fest. Aber leider nur so lange, bis ein kleiner Windstoß den Lieferschein aus der Ablage des Plattenwagens fegt. Dann lässt auch er los, um den fliegenden Lieferschein einzufangen, und das Tor kracht volle Breitseite auf die Ecke ihrer Pritsche. Nun haben sie eine riesige Delle in einem 800-Euro-Garagentor und fangen sofort zu diskutieren an. Ich meine ja so etwas wie »umtauschen« verstanden zu haben, aber als sie erkennen, dass ich sie bei dem kleinen Missgeschick beobachtet habe, laden sie das Tor stillschweigend auf. Doch wer jetzt meint, die beiden würden sich mit der einen Schramme zufriedengeben, der irrt.
    Da das Tor zu breit für die Ladefläche ist, stellen sie links und rechts eine Palette hochkant darunter, sodass es quasi schräg liegt und nicht mehr über die Bordwand hinausragt. Anschließend ziehen sie über die Mitte einen Spanngurt und zurren ihn richtig schön fest. Dabei biegt sich der Rahmen des Tores locker um 20 bis 30 Zentimeter.
    »Das Tor kannst du vergessen«, raunt Erwin mir zu und nimmt mir damit die Worte aus dem Mund. »Das ist total verzogen. Wie willst du so was noch einbauen? Und wenn, dann ist immer noch die Frage, ob es überhaupt aufgeht.«
    Da kann ich im nur zustimmen. Während ich mich von ihm verabschiede, wirft Erwin seinen Spanngurt über die fast drei Meter hohe Styroporladung. In dem Moment gibt es einen riesigen Schepperer auf der anderen Seite des Anhängers. Erwin hat seinen Gurt mit dem Haken voran über die Ladung geworfen und dabei punktgenau in die Heckscheibe eines neben ihm parkenden Kombis befördert.
    »Scheiße!!!«, brüllt er. »Das gibt’s doch gar nicht. So ein verdammter Mist. Was parkt der hier überhaupt?«
    Ihm zu erklären, dass der da wahrscheinlich nur steht, weil es ein Parkplatz ist, verkneife ich mir in dem Moment lieber. Stattdessen beruhige ich ihn erst einmal und rufe per Durchsage den Fahrer des Kombis aus. Nachdem Erwin wieder etwas ruhiger geworden zu sein scheint, mache ich mich auf den Weg zurück in den Laden, um etwas Folie und Klebeband zum Abkleben der Heckscheibe zu besorgen.
    Kaum bin ich wieder im Baumarkt, bekomme ich einen Streit am Maschinenverleih mit. Da hat sich ein Kunde einen Winkelschleifer ausgeliehen und die daran montierte Diamanttrennscheibe bis auf wenige Millimeter abgenutzt. Jetzt weigert sich der Kunde lautstark, knapp 240 Euro für die Abnutzung

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