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Das Leben ist ein Kitschroman

Das Leben ist ein Kitschroman

Titel: Das Leben ist ein Kitschroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Benning
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ratterte sie in geschätzten drei Sekunden herunter. »Haben Sie das verstanden?«
    Ich hatte gerade noch Zeit zum Nicken, dann fiel der Theaterklub über uns her.
    Als der Besucheransturm vorbei war, konnte ich die Frage, ob man das Hinhängen von Mänteln als Arbeit bezeichnen konnte mit »ja« beantworten. Ich war froh, mich setzen zu können »Sähr gut gemahcht«, fand Olga, während sie eine überdimensionale Tasche zu sich heranzog. »Odder wahs mainst du, Mächthild?«
    »Nicht schlecht«, murmelte die Chefin. Sie blickte angestrengt in ein dickes Rätselheft. »Wissen Sie zufällig ein Schmuckstück mit erhabenem Bild mit fünf Buchstaben?«
    »Schon irgendwas bekannt?« Ich wusste die Lösung sofort, wollte aber nicht zu smart erscheinen.
    »Der zweite und der letzte ein E.«
    »Gemme«, sagte ich und dankte meiner Oma für das jahrelange Training.
    »Nicht schlecht«, wiederholte Mechthild. »Und Sie hüten die Wohnung von Luise?«
    »Wohnung und Kater.«
    »Einen Freund?«
    Langsam verstand ich, warum sie Luise zum Packen geschickt hatte: Um mich nach Strich und Faden auszuhorchen.
    »Ist schon eine Weile her. Und seitdem ist mir nichts Passendes über den Weg gelaufen.«
    »Passende Männer sind rar«, wusste Mechthild. »Und was arbeiten Sie sonst?«
    »Ich mache in nächster Zeit hauptsächlich Marketingstrategien und Steuerrecht.«
    »Marketing?« Beide Frauen sahen mich groß an.
    »Maßnahmen in einem Unternehmen, die den Absatz fördern«, drehte ich das Prinzip des Kreuzworträtsels um.
    »Ah, viellaicht Sie fragen den Chäf, er verkaufen meine Pollover!«, rief Olga. »Dann wir baide werden raich!«
    Krause und Wiedemann würden hinreißend aussehen in dem Modell, das Olga aus der Tasche gezaubert hatte: ein kastenförmiger lachsfarbener Pulli mit riesigem Rollkragen. Ich musste mich sehr beherrschen, nicht laut loszulachen. »Ich erkundige mich bei Gelegenheit«, versprach ich.
    »Ruhmlos mit SCH am Anfang?«, unterbrach Mechthild unsere Absatzstrategien.
    Da musste ich überlegen. »Schmachvoll?«
    Sie füllte eine andere Buchstabenreihe aus, dann schüttelte sie den Kopf. »Ein H am Ende.«
    »Schmählich?«
    »Ja!« Sie strahlte mich an. »Wirklich schade, dass Sie in dieser komischen Firma arbeiten wollen. Sie sollten einen Rätselservice aufmachen. Wetten, dass das läuft?«
    Ich stellte mir vor, wie die Nachricht von meinen Eltern aufgenommen werden würde.
    »Rätsel?«, hörte ich meinen Vater murmeln. »Unter welchen unternehmensinternen Bedingungen gedenkst du das langfristig auszurichten? Wie sieht die Sache steuerlich aus und auf welchen Märkten wirst du damit tätig sein? National? International?«
    »Ehrlich gesagt gäbe ich was drum, etwas anders zu machen«, vertraute ich Mechthild an. »Aber ich habe leider nur das eine gelernt und werde wohl in den sauren Apfel beißen müssen.«
    Sie musterte mich über den Rand ihrer Brille. »Wer so denkt, kann sich gleich beerdigen lassen.«

6
    Ich war definitiv kein Frühaufsteher, aber für Freundinnen konnte man schon mal ein Opfer bringen. Wir standen schon seit 6 Uhr in der Früh am Check-in Schalter von Loganair und Luise plapperte ohne Punkt und Komma.
    »Oh Gott! Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie aufgeregt ich bin! Wenn alle Verbindungen klappen, kann ich ihn heute Abend schon in die Arme schließen, und ich bin ja so gespannt, wie es dort sein wird und was ich alles unternehmen werde und ... «
    »Solltest du nicht langsam einchecken?«, unterbrach Marie die Endlosschleife. »Ich glaube, die haben deinen Flug eben schon aufgerufen.«
    »Ich gehe ja gleich.« Luise streckte beide Arme aus und zog uns zu sich her. »Ob ihr es glaubt oder nicht, ich werde euch sehr vermissen.« Sie schmatzte jedem von uns einen dicken Kuss auf die Wange. »Und drückt mir bitte die Daumen, dass ich es schaffe, in London den Flughafen zu wechseln und unterwegs nicht verschüttgehe und dass ich dort in der Wildnis genug Inspirationen für meinen Roman kriege und überhaupt...«
    Eine freundliche Stimme forderte die Passagiere nach London zum letzten Mal auf, sich auf den Weg zu machen und Luise warf beide Arme in die Luft. »Mädels, ich muss los!« Dann schnappte sie sich ihr Handgepäck, drückte uns ein letztes Mal und rannte wild winkend davon.
    »Ob dieser Roman wohl jemals fertig wird?«, fragte Marie, als wir uns an einen Tisch in unserem Lieblingsfrühstückscafé setzten.
    »Keine Ahnung«, sagte ich und angelte mir die

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