Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Leben ist ein Kitschroman

Das Leben ist ein Kitschroman

Titel: Das Leben ist ein Kitschroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Benning
Vom Netzwerk:
reagieren.
    »Die Deutschje reden nicht viel über Sex. In Holland haben wir da nicht so Probleme. Das ist bei uns ganz normal.« Sie nahm die Plastiktüte und stand auf. »Aber wenn du mal so was hast, ich meine Probleme, kannst du jede Zeit zu mich kommen. Ausgemacht?«
    Ich nickte. »Ausgemacht.«

7
    Nach dieser Nachhilfestunde in Punkto Sexspielzeug und Nachbarschaftspflege beschloss ich, einkaufen zu gehen, damit ich bald nicht auch noch nahrungstechnisch auf dem Trockenen saß. Leider verpasste ich so Luises Anruf und musste mit ihrer Nachricht auf dem AB vorliebnehmen.
    »Hi, Charli, ich bin's, Luise! Wollte dir nur sagen, dass ich es geschafft habe, den Flughafen zu wechseln. Ach ja, und Christian hat mir gerade eine SMS geschickt, dass Andrea eventuell vorübergehend in sein Zimmer ziehen wird. Vorstellungsgespräche und so. Nur dass du dich nicht wunderst. Liebe Grüße!«
    Aha. Ich hatte zwar keinerlei WG-Erfahrungen, aber es konnte sicher nicht schaden, welche zu machen. Und wenn Andrea eine Freundin von Luise und Christian war, würde ich mich bestimmt gut mit ihr verstehen. Nur dumm, dass ich Luise jetzt nicht fragen konnte, wann diese Andrea hier vor der Tür stehen würde ...
    Schnell räumte ich meine Einkäufe auf und überlegte, was ich sonst noch mit dem heutigen Tag anstellen konnte. Ich setzte mich an den großen Tisch im Flur, öffnete das Fenster zum Hof und sah hinaus. Und fühlte mich plötzlich ziemlich verloren. In den letzten Monaten hatte sich alles um Lernerei und Prüfungen gedreht und jetzt hatte ich keine Ahnung, was ich mit der vielen Freizeit anfangen sollte.
    »Ich schreibe mal eine Liste«, sagte ich zu Dr. Oetker, der auf den Stuhl neben mir gesprungen war.
    »Wenn man die Dinge formulieren muss, bekommt man eher Klarheit, als wenn sie nur im Kopf herumkreisen, oder?«
    Oetker gähnte und rollte sich zusammen. Er war wohl der spontane Typ, der das Leben nahm, wie es kam. Beneidenswert.
    Auf der Suche nach einem Blatt Papier zog ich die obere Schublade von einem der Schränkchen auf und wurde gleich fündig. Jetzt fehlte nur noch ein Stift. Ich nahm mir den nächsten Schub vor und staunte nicht schlecht. Er war voller Zeitschriften mit Titeln wie Echo der Gefühle, Die goldene Post und Die neue Frau!
    Hallo?
    Neugierig nahm ich das oberste Heft heraus und schlug es auf. »Rasend verliebt in den Nachbarn« hieß die erste Story. Und auch die zweite behandelte ein wichtiges Thema: »Aus Eifersucht spionierte ich ihm nach – da verließ er mich.« Dicht gefolgt von dem Drama »Mein Mann vergnügte sich mit dem Kindermädchen«.
    Wer hätte das gedacht? Meine Freundin Luise hatte ein Faible für diesen Schwachsinn! Oder um es mit den Worten meiner Mutter auszudrücken: Sie las den letzten Schund!
    Irre. Da war man der Meinung, jemanden richtig gut zu kennen und dann so was. Aber egal. Wenn sie ihren Spaß dabei hatte, sollte sie den haben.
    Im dritten Schub fand ich endlich den gesuchten Stift und setzte mich zu Dr. Oetker.
    TO-DO-LISTE FÜR DIE KOMMENDEN WOCHEN.
Möglichst viele neue Erfahrungen machen.
    Das klang gut, aber schon beim Hinschreiben bekam ich ein leicht mulmiges Gefühl. Ruhig Blut, Charli. Wenn's dir nicht passt, kannst du immer noch zu Krause in die Firma!
Quizsendungen anschauen.
    Beim Anblick von Günther Jauch würde ich immer wieder an diesen schrecklichen Traum denken müssen, aber für eine mir wohlgesonnene Mechthild würde ich das Opfer bringen.
    Die Überlegungen zu Punkt drei wurden von meinem Handy unterbrochen. Vorsichtshalber linste ich zuerst auf das Display. Meine Schwester.
    »Hi, Theresa.«
    »Du, ich bin gerade in der Stadt und habe gehört, du wohnst jetzt in der Nähe vom Sternplatz. Kann ich später mit der Kleinen mal vorbeikommen, oder passt dir das nicht?«
    Aha. Meine Mutter packte die Sache geschickt an: Sie kam nicht selber, sondern schickte Spione.
    »Wann hattest du denn gedacht?«
    »Och, so gegen drei?«
    »Wenn du keine Schwarzwälderkirsch oder etwas in der Art erwartest, bist du herzlich willkommen.«
    »Iih! Bloß keine fette Torte!«
    Meine Schwester war der absolute Diät-Junkie und die bloße Erwähnung von Torte oder Sahne brachte sie an den Rand der Verzweiflung.
    »Und wo wohnst du da genau?«
    »Georgenstraße 18, Rückgebäude, erster Stock. Klingeln bei Holtmann & Moser.«
    »Das war also kein Scherz mit der Georgenstraße?«
    Liebe Theresa, du müsstest mittlerweile wissen, dass unsere Mutter nur selten Scherze

Weitere Kostenlose Bücher