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Das Leben ist ein Kitschroman

Das Leben ist ein Kitschroman

Titel: Das Leben ist ein Kitschroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Benning
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Klamottenprobleme ausgetauscht. Bei uns zu Hause waren immer nur klare Richtlinien ausgegeben worden, was erlaubt war und was nicht. Streng nach Event geordnet: niemals Hosen bei einem Empfang in der Kanzlei und bei Rotary-Veranstaltungen höchstens schwarze Jeans.
    »Ist das graue Teil nicht zu lappig?«
    »Im Gegenteil. Es sieht schick und leger aus und diese Streifen betonen deine schönen blauen Augen.«
    »Witzbold.« Ich stand auf und schaute in den Spiegel.
    »Hat dir das noch nie ein Mann gesagt?« Andrea konnte es nicht fassen. »Mal ganz ehrlich. Wenn ich nicht so schrecklich glücklich mit meiner Susanne wäre, könnte ich mich auf der Stelle in dich verlieben.«
    Hoppla! »Und wo ist deine Susanne?«
    Jetzt machte Andrea ein betrübtes Gesicht. »Die macht ein Auslandssemester in USA und ich werde sie erst im August wiedersehen.« Er grinste. »Manchmal kriege ich schon richtige Visionen, was ich dann alles mit ihr anstellen werde.«
    Ich grinste zurück und konnte mir durchaus vorstellen, dass dieses Alles gar nicht so unangenehm für Susanne werden würde. »Und wenn du bis dahin einen Job gefunden hast? Kannst du dann auch einfach so abhauen?«
    Andrea zuckte die Schulter. »Im Augenblick sieht es da eher mau aus. Ich habe mich bei ein paar Restaurants vorgestellt und habe auch angeboten vorzukochen, aber die wollen alle Ausbildungsabschlüsse sehen. Dabei sagt das bei einem Koch nicht unbedingt was über seine Qualitäten.«
    »Vielleicht solltest du es mal als Styleberater versuchen«, sagte ich. »Ich glaube, die Idee mit dem grauen Shirt ist wirklich gut!« Ich ging in mein Zimmer, zog es mir über den Kopf und zeigte Andrea das Resultat.
    »Super. Und wo geht ihr zum Essen hin?«
    »Ins L'Auberge in der Jakobsgasse.« Ich drehte mich ausgelassen um die eigene Achse. »Aber ob der Franzose so gut kocht wie du, kann ich dir voraussichtlich erst morgen verraten.«
    Als ich in die Jakobsgasse einbog, war ich zuerst enttäuscht: Weit und breit kein Carsten zu sehen.
    Ich spähte durch die Scheibe in das Restaurant, aber auch dort konnte ich ihn nicht entdecken. Mist!
    Plötzlich wurde ich von hinten umarmt und hochgehoben. Das Herz rutschte mir in die Hose.
    »Hab ich dich!«, und im nächsten Moment schaute ich in sein lachendes Gesicht. »Na, schon hungrig?«
    Ich nickte. »Und wie!«
    Dass ich vor lauter Appetit auf ihn selber das Abendessen locker hätte ausfallen lassen können, verschwieg ich lieber. Wir hatten schließlich alle Zeit der Welt und sein zärtlicher Kuss war wie ein hocherotisches Versprechen.
    Ein ernst dreinschauender Kellner führte uns zu einem kleinen Tisch in einer Nische ganz hinten im Restaurant und legte die Speisekarte auf den Tisch. »Möchten Sie einen Aperitif?«
    Carsten sah mich fragend an. »Was meinst du? Zur Feier des Tages ein Glas Champagner?«
    »Gute Idee!«, sagte ich und überlegte, dass sich zwischen dem Glas, das ich vor einer guten Woche bei meinen Eltern getrunken hatte und dem am heutigen Abend eine Menge in meinem Leben getan hatte.
    »Und? Wie bist du mit dem Arztdrachen in der Praxis klargekommen?«
    Carsten rollte die Augen. »Sie passt schon irgendwie, aber mit dir zusammen hat mir die Arbeit wesentlich mehr Spaß gemacht!«
    Der Kellner kam mit zwei langstieligen Gläsern an unseren Tisch. »Sehr zum Wohl!«
    Carsten reichte mir eines der Gläser und wir stießen an. »Auf uns!«, sagte ich.
    »Auf uns!«, antwortete er und sah mir dabei tief in die Augen. Ein heißer Blick, der für weitere Schwingungen in meinem Unterleib sorgte. Meine Güte, das versprach, eine heiße Nacht zu werden!
    Nachdem der Kellner uns einen großen Salat mit warmem Ziegenkäse und Lavendelhonig serviert hatte, langten wir zu.
    »Ein Glück, dass du gerne isst«, sagte Carsten, während er sich den Teller erneut vollud. »Nichts finde ich schlimmer als Frauen, die sich nur von heißem Wasser und Knäckebrot ernähren.«
    Da hatte ich mir wohl umsonst Gedanken um die enge Hose gemacht, dachte ich zufrieden und schob mir selig grinsend ein Stückchen Käse in den Mund.
    Es wurde immer voller im Lokal und alle Plätze waren bereits besetzt. Einer der Kellner stand vorne an der Tür und fragte die eintrudelnden Gäste, ob sie reserviert hätten, und schickte diejenigen weg, bei denen das nicht der Fall war. Gerade als zwei hübsche Frauen zusammen mit einem Zwei-Meter-Mann durch die Tür kamen, stieß Carsten einen leisen Schrei aus und war im nächsten Moment unter dem Tisch

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