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Das Leben ist ein Kitschroman

Das Leben ist ein Kitschroman

Titel: Das Leben ist ein Kitschroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Benning
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keinen Fall. Luise braucht den Job und ich kann ihn nicht aufs Spiel setzen.«
    »Und wenn du Carsten einfach die Wahrheit sagst? Er hat dich ja auch schon ein paarmal vertröstet.«
    Ja, hatte er. Aber irgendwas sträubte sich in mir, ihm von diesem Job zu erzählen. »Ich weiß nicht. Fällt dir nicht zufällig eine zündende Ausrede ein?« Ich ließ mich auf einen der Küchenstühle fallen. »Irgendwas, das nicht an den Haaren herbeigezogen klingt. Bitte!«
    In diesem Augenblick hörte ich mein Handy und ich rannte in mein Zimmer. »Ja, hallo?«
    »Charli, ich bin's!« Carsten klang total gehetzt. »Auch auf die Gefahr hin, dass du mir den Kopf abreißt, wir müssen das Essen noch mal verschieben. Die Welpen sind gerade gekommen und ich kann hier unmöglich abhauen.«
    Nie hatte eine Absage schöner in meinen Ohren geklungen. »Oh, das ist aber schade«, sagte ich und bemühte mich, möglichst enttäuscht zu klingen. »Aber ist doch logisch, dass du dich um die Kleinen kümmern musst. Wie viele sind es denn?«
    »Fünf«, sagte er. »Alle gesund und unheimlich süß. Aber jetzt muss ich wieder hin. Ich schau, dass ich mich heute noch mal kurz melden kann, okay?«
    »Lass dir Zeit«, sagte ich großzügig. »Morgen ist auch noch ein Tag!«
    Einerseits war die Enttäuschung, dass es wieder nichts geworden war, groß, aber dennoch überwog die Erleichterung und ich machte mich gut gelaunt auf den Weg ins Opernhaus.
    »Ah, du siehst gut aus!« Olga zwinkerte mir zu. »Du gähst haite noch aus?«
    »Nein, das ist einfach so«, sagte ich und zog mir den dunkelroten Kittel über den Kopf.
    »Immer noch verliebt?«, wollte Mechthild wissen.
    »Verliebter geht es nicht!« Ich langte in meine Hosentasche und zog mein vibrierendes Handy hervor.
    »Die Welpen sind süß, aber du bist viel! süßer!«, las ich auf dem Display. Gerührt zeigte ich Mechthild und Olga die SMS und erklärte ihnen Carstens Aufgabe beim Züchter.
    Olga tätschelte meinen Arm. »Iech winsche dihr alle Glick der Ärde!«
    Die meisten Besucher hatten ihre Plätze bereits eingenommen, und ich kämpfte in der hintersten Garderobenreihe mit einem überdimensionalen Cape, als ich eine laute, affektierte Frauenstimme vorne an der Theke hörte.
    »Ach, ich kann dir gaaar nicht sagen, wie glücklich ich bin, dass wir doch noch in die Oper gehen können! Ich liiiebe Tristan und Isolde!«
    So eine bescheuerte Dampfschnepfe, dachte ich. Als ich jedoch die Antwort ihres Begleiters hörte, blieb mir die Luft weg.
    Ich lugte vorsichtig zwischen den Mänteln hindurch nach vorne, um zu überprüfen, ob ich mich vielleicht verhört hatte.
    Hatte ich nicht. Neben einer aufgebrezelten Blondine stand Carsten. Der tolle Dr. Hecht, der sich angeblich um fünf neugeborene Labradorwelpen kümmerte, die zwar süß, aber bei Weitem nicht so süß waren wie ich.
    Ich klammerte mich an der Gardeobenstange fest und spürte, wie das Herz mir bis zum Hals schlug. Bestimmt würde ich gleich in Ohnmacht fallen.
    Hatte ich etwa Hallus und sah bloß einen Typen, der Carsten zum Verwechseln ähnlich sah? Hatte er vielleicht einen Zwillingsbruder und mir nur noch nicht davon erzählt? Oder besuchte ihn seine Schwester, der er schon vor Ewigkeiten eine Theaterkarte geschenkt hatte?
    Nein, Geschwister küssen sich nicht, als würden sie sich gegenseitig die Mandeln aus dem Rachen lutschen wollen. Und genau das taten die beiden. Direkt vor meinen Augen.
    »Carsten-Schatzi, du bist einfach der Beste!« Die Blondine schob noch ein keusches Küsschen auf Carstens Wange nach. »So. Und jetzt genießen wir die Oper!«
    Eng umschlungen betraten sie den Saal des Schauspielhauses.
    Die Welpen sind da und ich kann hier unmöglich abhauen.
    Noch nie in meinem Leben war mir so kotzelend gewesen.
    »Scharlodde?«
    Mechthilds Stimme holte mich in die Wirklichkeit zurück und ich wankte langsam auf meine Kollegin zu.
    »Mädel, was ist denn passiert? Du bist ja weiß wie die Wand!« Sie nahm meinen Arm und dirigierte mich zu einem der Klappstühle. »Ist dir schlecht?«
    Ich nickte.
    Olga zerrte ihre große Tasche hervor. »Oh jäh! Ich glaube, unsärä Scharrelodde braucht aine klaine Stärkungk, mh?«
    »Nein!« Alles, nur nicht diesen Teufelsschnaps.
    »Was fehlt dir denn?« Mechthild setzte sich neben mich und musterte mich besorgt.
    »D-der Mann v-vorhin«, stammelte ich.
    »Där Hibsche mit der Frau?« Olga wusste gleich, wen ich meinte. »Wahs ihst mit ihm?«
    »C-Carsten«, stotterte ich.

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