Das Leben ist ein Kitschroman
denn für Suppen?«
»Ich werde nicht nur deine Suppen beschreiben, sondern auch andere Gerichte.«
»Um Gottes willen!« Andrea stand auf und winkte ab. »Willst du, dass die Sache gleich floppt?«
»Im Gegenteil. Ich bin der festen Meinung, dass man diesen Storys so einen eigenen Stempel aufdrücken kann. Gefühle, Drama, Happy End und außerdem was für den Gaumen. Ich werde es auf jeden Fall versuchen, aber du musst mir dabei helfen!«
»So was kann ich nicht, Charli«, rief Andrea. »Ich kann kochen, aber nicht schreiben.«
»He, jetzt fang nicht du auch noch an zu zicken! Du musst auch gar nicht schreiben, du sollst mich lediglich mit guten Rezepten und Ideen unterstützen. Und denk immer an den berühmten Satz von Ineke«, sagte ich grinsend. »Manchmal kommt der Lösung aus eine ganz andere Ecke, als man denkt.«
Als Luise gegen elf anrief, hatten wir eine erste Fassung im Kasten, und ich las ihr Teile daraus vor.
»Das ist genial«, rief Luise. »Wie ist dir das alles so schnell eingefallen?«
»This story is leider very true«, sagte ich. »Und noch ganz frisch.«
Ich erzählte ihr von meiner Pleite mit Dr. Hecht.
»Oh nein ...« Luise schnappte nach Luft. »Du Arme. Was sagt Marie dazu?«
»Gar nichts. Die ist mit ihrer Schwester auf Madeira. Aber mach dir keine Sorgen. Mit Hauspsychologin Ineke und Andrea an meiner Seite kann gar nichts schiefgehen.«
»Ich habe ein total schlechtes Gewissen, dass ich dich da mit reinziehe«, jammerte Luise. »Du hast schon genug Sorgen mit deiner blöden Arbeitsstelle. Hat sich denn schon eine interessante Alternative aufgetan?«
»Nein, ich arbeite dran«, sagte ich. »Aber mach dir echt keinen Kopf, mit vereinten Kräften schaffen wir das schon. Was ist denn mit den Entwürfen auf deinem PC? Und wann muss die nächste Geschichte in der Redaktion sein?«
Ich schnappte mir einen Zettel und notierte alle wichtigen Gegebenheiten. »Und was mache ich, wenn ich dringende Fragen habe? Kann ich dich irgendwo erreichen?«
»Schick mir doch 'ne SMS«, sagte Luise. »Dann melde ich mich sofort.«
Als wir aufgelegt hatten, feilte ich noch eine Weile an dem 3-seitigen Text herum, dann druckte ich ihn aus und ging die Story mit Andrea noch einmal durch. Wir waren der Meinung, dass es eine runde Sache war. »Okay. Dann bastele ich nur noch ein bisschen an dem Ende herum und kontrolliere, ob wir die richtige Zeichenzahl haben.« Ich holte tief Luft. »Und dann werden wir unser Baby mit einem Begleitschreiben à la Luise losschicken und abwarten, was die Redaktion dazu sagt.«
Zum Glück hatte Luise eine recht lockere Beziehung zu der zuständigen Redakteurin und ich hatte keine Probleme, eine Mail in ihrem Stil zu verfassen. Am Ende der Geschichte hatte ich nachträglich die Suppe, die Andrea mir ganz am Anfang gekocht hatte, eingebaut und war höllisch gespannt, ob meine Idee Beachtung finden würde. Ich las den Text noch ein allerletztes Mal durch, schickte ein Stoßgebet zum Himmel und drückte auf senden.
Jetzt hieß es abwarten. Etwas, das mir unendlich schwerfiel, denn sowohl Geduld als auch Gelassenheit waren Fremdwörter für mich.
Ich hatte noch eine Stunde, bis ich meinem Garderobenjob nachkommen musste, und surfte ein bisschen im Internet herum. Das lenkte mich erstens wunderbar von der Warterei ab und dabei konnte ich zweitens den Posteingang im Auge zu behalten.
Was die Karten wohl zu meiner derzeitigen Situation zu sagen hatten? Ich ging auf die gespeicherte Tarotseite und sah, dass es neuerdings auch ein »Glückstarot« gab.
Immer her damit! Wenn ich im Augenblick etwas brauchen konnte, war es Glück. Und zwar palettenweise!
Ziehen Sie zwei Karten, hieß es in der Anleitung. Die erste Karte gibt Ihnen Auskunft auf die Frage, wo das Glück auf Sie wartet, die zweite Karte verrät Ihnen, wie Sie das, was Sie glücklich macht, bewahren können.
Aha. Gespannt klickte ich zwei Mal auf den Kartenfächer und wartete, bis die Karten aufgedeckt wurden. Die erste war Der Eremit: Ihr Glück liegt in der Suche nach der tieferen Wahrheit. Es befriedigt Sie, in neue Wissensgebiete einzudringen und neue Dinge zu entdecken. Sie werden völlig unerwartet eine wichtige Begegnung machen.
Ob mit diesen Wissensgebieten die Schreiberei gemeint war? Oder kam noch etwas völlig anderes auf mich zu?
Die Stelle bei Krause konnte es jedenfalls nicht sein. Da gab es weder Neues noch Befriedigendes. Im besten Fall erwartete mich dort der große Frust und daher konnte ich
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