Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Leben ist ein Kitschroman

Das Leben ist ein Kitschroman

Titel: Das Leben ist ein Kitschroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Benning
Vom Netzwerk:
perfekt!
    »Boah, war das gut!« Mit einem zufriedenen Grunzer schob Ineke ihren Teller zur Seite. »Ist das schwer zu kochen?«
    »Eigentlich gar nicht«, sagte ich. Als ich Andreas Blick sah, hätte ich den Satz am liebsten wieder runtergeschluckt.
    »Da haben wir es wieder!« Er langte nach einer der Zeitschriften neben sich. »Versuch es mit diesen Storys doch wenigstens mal! Wir können ja gemeinsam was zusammenspinnen und du bringst es in die gewünschte Form.«
    »Gute Idee!«, rief Ineke. Sie stapelte das Geschirr zusammen und brachte es in die Küche. »Holt mal ein Block und Stifte, dann legen wir gleich los!«
    »Wie wäre es mit einem Blind Date, bei dem die Erzählerin feststellen muss, dass sie mit einem ganz ekligen Kollegen verabredet ist?«, fragte Andrea.
    »Oder mit einem perversen Koch aus der Kneipe um die Ecke?«, schob ich nach.
    »He! Nicht persönlich werden, ja?« Andrea schenkte uns noch Wein nach.
    »Oder ein netter Typ, der sich als Psüchopath outet«, schlug Ineke vor. »Und ihr Ex rettet sie aus seine Hände.«
    »Oh ja, das ist gut!« Schnell schmierte ich die wichtigsten Begriffe auf das Blatt vor mir. »Und dann finden sie wieder zueinander!«
    »Oder wir machen etwas mit Verwechslungen.« Ineke spielte mit ihrem Kugelschreiber. »Eine Frau hat ein Date mit ein Typ aus der Internet und kann im letzte Moment nicht. Dann schickt sie ihre Freundin und die verlieben sich ineinander.«
    Andrea nickte. »Nicht schlecht. Und was machen wir mit der Freundin, die dann leer ausgeht?«
    »Die rächt sich«, beschloss ich. »Aber die Liebe der beiden ist stärker und siegt.« Die erste Seite hatte ich schon vollgeschrieben.
    »Die Rache muss aber so richtig dramatisch sein«, fand Andrea. »Vielleicht kann die Freundin ihren Bruder hinzuziehen und der manipuliert das Auto und ... «
    »Ich sehe schon, du wirst mein Co-Autor«, sagte ich grinsend.
    »Warum nicht?« Andrea hob das Glas. »Wenn das immer von einem leckeren Essen und gutem Wein begleitet wird, bin ich jederzeit dabei. Auf Charlis neue Karriere!«

25
    Als Dr. Oetker am nächsten Morgen maunzend zu mir auf die Decke sprang, hätte ich schwören können, gerade erst ins Bett gefallen zu sein. Mein Kopf fühlte sich an, als wäre er mit Reißzwecken gefüllt und ich hatte Durst für zehn. Hatten wir gestern Abend so viel getrunken?
    Ja, hatten wir. Als ich dem Kater in der Küche was zu essen gab, zählte ich drei leere Flaschen Rotwein auf der Anrichte. Kein Wunder, dass ich mich wie Falschgeld fühlte.
    Während Oetker sich über sein Trockenfutter hermachte, goss ich mir ein großes Glas Wasser ein und trank es in einem Zug leer. Schon besser.
    Ich beschloss, noch eine Runde zu schlafen, aber als ich in mein Zimmer zurückkam, sah ich die vollgeschriebenen Blätter auf dem Schreibtisch liegen und überflog sie im Stehen. Man konnte den Inhalt in drei Worten zusammenfassen: Liebe, Drama, Wahnsinn.
    Und schon waren meine Gedanken wieder bei Carsten und seiner miesen Nummer. War das nicht der perfekte Stoff für Geschichten dieser Art? Oh ja, das war die Story. Und true war sie, weiß Gott, auch!
    Ich kochte mir einen Kaffee, zog mir ein Sweatshirt über den Schlafanzug und klappte meinen Laptop auf. Ich beschloss, zuerst Stichpunkte zu notieren, damit ich alles chronologisch beisammen hatte: wie waren wir zusammengekommen, wie entwickelte sich die Sache und wie ging sie zu Ende.
    Während die vergangenen Tage wie ein Film an mir vorüberzogen, merkte ich, dass ich von Szene zu Szene wütender wurde. Und schon saß ich an Luises Schreibtisch und schrieb die Geschichte herunter:
    »Ich wüsste nicht, wie ich das alles ohne Sie geschafft hätte«, seufzte der Tierarzt, während er sich neben mich auf einen Hocker sinken ließ. »Wie kann ich Ihnen nur...«
    »Sag bloß, du versuchst es wirklich?« Andrea tauchte hinter mir auf und sah mir über die Schulter.
    »Plötzlich wusste ich, was ich als Erstes schreiben wollte«, sagte ich. »Ich habe so 'ne Wut auf diesen Arsch, das kannst du dir gar nicht vorstellen.«
    »Doch, kann ich sehr wohl.« Andrea zog einen Hocker heran und setzte sich neben mich. »Und nebenbei sparst du dir eine Therapie. Auch nicht schlecht, oder?«
    Ich lehnte mich zurück. »Mir ist gerade noch eine Idee gekommen.«
    »Zu diesen Storys?«
    Ich nickte. »Ich werde deine Suppen einbauen. Und zwar so, dass der geneigten Leserin das Wasser im Mund zusammenlaufen wird.«
    »Bist du verrückt? Wer interessiert sich

Weitere Kostenlose Bücher