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Das Leben ist ein Kitschroman

Das Leben ist ein Kitschroman

Titel: Das Leben ist ein Kitschroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Benning
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sich Carsten: Als ich seine Stimme hörte, schnappte ich im ersten Moment nach Luft.
    »Sag mal, bist du verrückt geworden?«, rief er aufgebracht in den Hörer. »Hier ist ein Typ, der behauptet, dass ich mit einer gewissen Chantal zusammen bin! Das hat ihm angeblich eine von der Garderobe im Theater erzählt. Das kannst doch nur du gewesen sein!«
    Ich holte tief Luft. »Ich habe keine Ahnung, wovon du redest«, sagte ich und betete, dass der Lachkrampf, der sich ankündigte, sich noch etwas gedulden würde. »Und abgesehen davon: Du glaubst doch nicht im Ernst, dass es mich interessiert, mit welchen Frauen du sonst noch zusammen bist, oder?«
    »He, der Typ hat mir Schläge angedroht!« Carstens Stimme überschlug sich. »Was soll das alles?«
    »Genau diese Frage hatte ich mir am Sonntag auch gestellt«, sagte ich wahrheitsgemäß. »Und jetzt entschuldige mich bitte, ich habe zu arbeiten.« Ich unterbrach die Verbindung und kicherte. »Das könnte die nächste Story sein.« Ich erzählte Andrea, was gestern im Opernhaus passiert war.
    »Och, der arme, arme Kerl. Womöglich vermöbelt ihn Sven auch noch«, grinste Andrea.
    »Ja, wir sollten ihm schon mal eine Genesungskarte schicken.« Ich rührte in meiner Kaffeetasse. »Was meinst du? Ob in der Zwischenzeit vielleicht schon ... «
    Im nächsten Augenblick waren wir beide auf den Beinen. »Wer zuerst am PC ist!« Andrea rannte los und erreichte Luises Schreibtischstuhl eine Zehntelsekunde vor mir. »Gewonnen!« Er bewegte die Maus und erweckte den Bildschirm zum Leben.
    »Waah!« Aufgeregt zeigte ich auf die Nachricht. Betreff: Neue Story.
    »Willst du sie öffnen, oder soll ich?«, fragte Andrea.
    »Beide«, sagte ich und legte meine Hand auf seine. Gemeinsam klickten wir auf die Zeile und die Mail öffnete sich:
    Liebe Luise,
Ihre Story gefällt mir ausnehmend gut. Sie hat Spannung, ist flott geschrieben und am Ende habe ich richtig mit Ihrer Protagonistin gelitten. So ein Schwein, dieser Mann.
Aber eines müssen Sie mir verraten: Warum so keusch dieses Mal? Sie können es ruhig mehr knistern lassen und die Leserinnen mehr an den intimen Szenen teilhaben lassen! Wenn Sie die so ansprechend beschreiben, wie diese köstliche Suppe, die am Ende aufgetischt wird, bin ich hochzufrieden!
Bitte überarbeiten Sie die Story dementsprechend bis morgen Nachmittag, dann können wir sie in die Herstellung weiterschicken.
Mit herzlichen Grüßen
Ihre Dagmar Melzer
    »Knistern?«, fragte ich.
    »Suppe?«, rief Andrea.
    »Die habe ich noch mit eingebaut«, gestand ich leise. »Aber du siehst: Das hat ihr gefallen.«
    »Na gut«, sagte Andrea. »Dann eben mit Suppe. Aber du wirst noch mal in die Tasten hauen müssen. Damit es mehr knistert.«
    »Du meinst, die wollen ...«
    »Sex. Aber das dürfte doch kein Problem sein, oder?«
    Ich ließ mich aufs Bett fallen. »Oh doch! Erstens hat sich nicht allzu viel bei uns abgespielt... «
    »Egal, es ist nur eine Geschichte, Charli. Auch wenn in diesem Fall vieles biografisch ist, kann man ruhig mal von der Wahrheit abweichen.«
    »Und zweitens kann ich das nicht!«
    »Das sagst du zurzeit bei allem!« Andrea schlug die Hände über dem Kopf zusammen. »Aber wenn du es versuchst, klappt es. Wetten, dass das hier auch der Fall ist?«
    »Hier ist es anders«, sagte ich bockig. Sex mit Carsten. So verlockend die Idee vor einigen Tagen gewesen war, so sehr schreckte sie mich nun ab.
    Andrea starrte auf den Monitor. »Tja, wenn das so ist... wird die Hauspsychologin uns wohl unter die Arme greifen müssen.«
    Als wir Ineke abends von unserem Anliegen erzählten, war sie sofort Feuer und Flamme.
    »Das ist gar kein Problem. Man muss da auch nicht so ganz konkret werden. Es reicht, dass der Leser sich das alles vorstellen kann. Kopfkino ist hier gefragt.«
    Alles schön und gut, aber damit war das Knistern noch nicht in der Story.
    »Wie gehen wir das denn an?« Ich legte ihr die Geschichte auf den Tisch.
    »Bisher waren wir am besten in Form, wenn etwas Leckeres auf dem Tisch stand«, sagte Andrea. »Daher würde ich vorschlagen, dass wir diese Arbeitsweise beibehalten.« Er ging zum Kühlschrank und inspizierte den Inhalt. »Das Angebot ist heute zwar nicht so üppig, aber ich bin mir sicher, dass wir die Erotik auch bei Brot, Wein, Käse und Oliven in die Geschichte reinkriegen.«
    »Ich stand an der Rezeption und trug gerade einen neuen Termin im Kalender ein«, las Ineke vor. »Das ist ein gute Szene, um Sex einzubauen.« Sie spuckte

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