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Das Leben ist ein Kitschroman

Das Leben ist ein Kitschroman

Titel: Das Leben ist ein Kitschroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Benning
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wäckgegangken.« Olga langte nach ihrem Strickzeug. »Und mächte sich schaiden bald lassen.«
    »Gütiger Himmel!« Chantal hatte wohl auf ein Happy End gesetzt. »Das ist ja furchtbar.«
    »Ja, ihst schräcklick.«
    »Und was war mit deinem Ex?« Ich kritzelte schnell die wichtigsten Fakten zu Tante Feodora auf einen Zettel, damit ich auch ja keine Details vergaß.
    Chantal überlegte kurz. »Es ging eigentlich damit los, dass er in einer Tour ... «
    »Na, ist die Schlampe wieder aus ihren Urlaub zurück?«
    Chantal zuckte zusammen. »Scheiße! Wenn man vom Teufel spricht!«
    »Bässer, du verschwihndäst.« Olga legte ein halb fertiges, wollenes Kinderzelt beiseite und machte eine lässige Handbewegung nach hinten. »Wihr mahchen schon.«
    Kaum war Chantal hinter einigen langen Mänteln verschwunden, kam Ex Sven auch schon um die Ecke gewankt.
    Er war ein Baum von einem Mann mit kurzen braunen Haaren und Armen, die so dick wie meine Oberschenkel waren.
    »Wo ist meine alte Schlampe?«, lallte er.
    »Tut mir leid«, sagte ich spontan. »Sie hat die Stelle gewechselt. Ich arbeite jetzt hier.« Ich staunte, wie leicht mir die Lüge über die Lippen kam, aber sie zeigte sofort Wirkung.
    »Nicht mehr hier?« Ex Sven stützte sich mit seinen riesigen Pranken auf die Theke und sah mich mit wässrigen Augen an. »Und wo isse jetzt?«
    Tja, wo war sie denn jetzt? Gute Frage.
    »Sie hat jätzt ain Tierdoktor«, kam Olga mir zur Hilfe. »Du waisst doch die Adrähse, odär?« Sie zwinkerte mir zu.
    Egal, wie ich meine Hirnzellen antrieb, ich hatte keine Ahnung, worauf sie hinauswollte.
    »Der mit die klaine Hunde«, half sie nach.
    »Ach so, ja, klar!« Ich musste mich zusammenreißen, nicht laut loszulachen. »Dieser Typ ist Tierarzt und hat seine Praxis in der Gotenstraße. Hausnummer zwanzig. Auf dem Schild steht zwar der Name Meier, aber Chantals neuer Freund, bei dem sie auch arbeitet, heißt Hecht. Carsten Hecht.«
    Sven rülpste herzhaft und richtete sich wieder in voller Länge auf. »Aha ...« Er schlug mehrmals mit der Faust in die Handfläche. »Dann werde ich diesem Herrn Doktor mal einen kleinen Besuch abstatten«, brummte er. »In der Gotenstraße ...«
    Als Sven verschwunden war, kam Chantal aus ihrem Versteck und umarmte uns stürmisch. »Ihr seid super. Bis der herausgefunden hat, dass es diesen Typen gar nicht gibt, habe ich ein paar Tage Ruhe!«
    Oha.
    »Na ja, den Typen gibt es schon«, sagte ich. »Und die Adresse passt auch.«
    »Ja, aber ... « Chantal sah mich alarmiert an. »Aber dann müssen wir den warnen! Wenn Sven eifersüchtig ist, ist er kaum zu bremsen!«
    Das glaubte ich ihr sofort.
    »Sätz dich«, sagte Olga. »Jätzt erzählt Scharrelotte dihr aine Geschichte. Aine wahre Geschichte. Mit sähr vihl Gäfühl.«

27
    Kaum hatte ich Donnerstagmorgen die Augen geöffnet, saß ich auch schon vor Luises PC und starrte verschlafen auf den schwarzen Monitor. Ob schon jemand reagiert hatte? Am liebsten hätte ich Andrea geweckt und ihn neben mich gepflanzt, aber ich beschloss, das erst zu tun, wenn tatsächlich eine Antwort gekommen war.
    Während der PC im Schneckentempo hochfuhr, trommelte ich ungeduldig auf den Tisch. »Jetzt komm schon«, versuchte ich, dem Gerät Dampf zu machen. »Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit, mh?«
    Endlich. Endlich hatte er alle Programme geladen und ich klickte nervös auf die Mailbox.
    Nichts. Nada. Mist!
    Nur der Spamordner war bis obenhin voller Viagra-Angebote und schon waren meine Gedanken wieder bei dem gut aussehenden Callboy. Brauchte man solche Pillen, wenn man den ganzen Tag mit Frauen ins Bett ging? Und überhaupt, hatten solche Typen nebenbei noch eine feste Beziehung, oder gab es für die nur den Job und ein paar gute Freundinnen der platonischen Art?
    Auch schon egal. Ich würde ihn sowieso nie wiedersehen.
    »Und? Schon was gekommen?« Andrea stand schlaftrunken an der Tür.
    »Bis jetzt noch nicht«, brummte ich. »Und wenn ich heute den ganzen Tag warten muss, kannst du mich bald in die Klapsmühle einliefern.«
    »Dann solltest du hier vorher unbedingt frühstücken«, sagte Andrea. »Koch schon mal einen Kaffee, dann hole ich Brötchen!« Das war ein guter Anfang und lenkte mich etwas ab.
    Man konnte nicht behaupten, dass wir uns wie professionelle, abgebrühte Autoren verhielten. Während des gesamten Frühstücks rannte immer wieder einer von uns zum PC, um nachzusehen, ob eine Nachricht gekommen war. Leider jedes Mal umsonst.
    Dafür meldete

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