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Das Leben ist eine Oeko-Baustelle

Das Leben ist eine Oeko-Baustelle

Titel: Das Leben ist eine Oeko-Baustelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Paul
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Auto
    Natürlich genügt es nicht, sich über SUVs aufzuregen. Es klingt wahrscheinlich ziemlich naiv, wenn nicht sogar banal. Es gibt auch einige wenige Gründe, so ein oder so ein ähnliches Auto zu fahren. Als ich in Namibia im Gebirge drehte, wären wir ohne Allradjeep die steile, ungeteerte, sandige Bergstraße nicht hochgekommen. Allerdings ist mir nicht bekannt, dass die Kitas und Schulen in Deutschland auf steilen, ungeteerten, sandigen Bergpässen liegen. Hm.
    Sicher muss man sich überlegen, was konkret gewonnen wäre, wenn es keine SUVs mehr gäbe. Symbolisch eine ganze Menge. Der SUV steht für die fortschreitende Übermotorisierung jen seits der Sinnfrage. Real dagegen ist ohne SUV noch nichts gewonnen, da sie – zumindest in Deutschland, man glaubt es kaum –, nicht massenhaft verkauft werden. Ein Beispiel: Bei Volkswagen kommen etwa 100 Golf auf einen Touareg.
    Das heißt: Weil es nicht um den Einzelfall geht, sondern um deutlich weniger Verbrauch der gesamten Autogesellschaft, hilft es nicht, einfach SUVs zu verbieten, sondern Autos müssen generell weniger verbrauchen. Und zwar schnell. Indem sie effizientere Motoren haben, indem weniger Autos fahren, indem wir weniger fahren: Am Ende muss insgesamt deutlich weniger Gesamtausstoß von CO 2 stehen.
    Man wird Menschen, die ein Auto brauchen oder zu brauchen glauben, aber nicht von heute auf morgen dazu bringen, ihr Auto abzuschaffen. Die große Frage ist daher zunächst mal, warum immer noch relativ wenige Leute die verbrauchsoptimierten Eco-Versionen kaufen. In den letzten Jahren werden solche Modelle zunehmend von fast allen Automobilherstellern in den verschiedensten Klassen angeboten. So gibt es, zum Beispiel, eine ganz gut verkaufte Familienlimousine eines deutschen Unternehmens, die in der Eco-Diesel-Variante nur 114 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer ausstößt. Das ist schon ziemlich gut. Trotzdem kaufen die meisten die anderen Modelle. Das Preisargument? Scheint mir nicht wirklich stichhaltig. Natürlich sollte die Eco-Version nicht teurer sein als die »Normal«-Version. Aber viele kaufen ja auch die noch teureren Versionen mit extra viel PS. Da liegt es auch nicht am Geld.
    Grundsätzlich sind wir als Gesellschaft strukturell und mental tief verwoben mit dem Automobil. Das Auto ist ein fester Bestandteil unserer Kultur. Es ist Symbol für Unabhängigkeit, Aufschwung und Fortschritt. Für die meisten von uns ist das Auto der Inbegriff der großen, erkämpften, individuellen Freiheit – über alle sozialen Schichten hinweg. Unser modernes, hochmobiles Leben scheint, beruflich wie privat, ohne Auto kaum vorstellbar. So war es über die letzten Jahrzehnte. Seitdem hat sich aber vieles verändert. Heute endet die individuelle Freiheit oft regelmäßig im Stau. Der Autoverkehr als Ganzes beschneidet sogar unsere individuelle Freiheit, denn er gefährdet unsere Gesundheit. Unsere Lebensqualität in der Stadt oder in bestimmten Wohnlagen wird durch das Auto erheblich reduziert. Für das Auto haben wir große Strukturen geschaffen, etwa durch Suburbanisierung und den Umbau von Städten mit der Priorität auf fließenden Autoverkehr und Parkmöglichkeiten. Und dabei andere Strukturen zerstört, etwa durch die Abschaffung von Straßenbahnen, Stilllegung von Bahnhöfen und Bahnstrecken, überhaupt die Reduzierung von öffentlichem Nahverkehr, speziell auf dem Land, wo man ohne Auto oft weder zur Arbeit kommt noch einkau fen kann noch abends ausgehen. Und Eltern werden dort noch stärker als Chauffeure ihrer Kinder gebraucht als in der Stadt.
    Die steigenden Benzinpreise verdeutlichen jedem an der Tankstelle die Endlichkeit der fossilen Brennstoffe und damit die Endlichkeit unserer derzeitigen Form der Mobilität. Je weniger wir uns ändern, desto stärker werden die Preise weiter steigen. Das heißt: Wir brauchen ein neues Modell, ein neues gedankliches Modell, um unsere hohe, flexible Mobilität anders weiterführen zu können.
    Intensiv werden nun neue Antriebe gesucht und entwickelt, um den derzeitigen Zustand aufrechtzuerhalten: Hybridfahrzeuge, Elektroautos, Antrieb durch Bioethanol, Pflanzenöl oder mit Wasserstoff und Autogas und und und.
    Vor einigen Jahren durfte ich ein Hydrogenauto testfahren. Hier wird der Verbrennungsmotor mit Wasserstoff angetrieben. Das war zu dem Zeitpunkt etwas ganz Neuartiges, das ich unglaublich spannend fand und unbedingt ausprobieren wollte. Dadurch habe ich mich in dieser Zeit intensiver mit alternativen Antrieben

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