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Das Leben ist eine Oeko-Baustelle

Das Leben ist eine Oeko-Baustelle

Titel: Das Leben ist eine Oeko-Baustelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Paul
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denke ich: Okay, die kann sich das leisten.«
    Das will ich nicht so stehen lassen.
    »Die Frage ist natürlich: Wofür gibst du wie viel Geld aus?«
    »Ach, Christiane …«
    »Du kleidest dich auch gern modisch.«
    »Der Unterschied ist: Du kriegst viele Sachen. Ich muss sie kaufen.«
    Stimmt. Kleidung ist überhaupt eine Sache, bei der ich nicht besonders toll dastehe. Der Ressourcenverbrauch steht in keinem Verhältnis dazu, dass man sie nach einer Saison ablegt und dann nicht mehr trägt.
    Sie sagt: »Aber ich frag mich schon immer wieder: Wo kommt der Preis her bei H&M?«
    »Spielt das dann beim Kauf eine Rolle?«
    »Ne, im Moment noch nicht.«
    Ich kann nichts sagen, ich kaufe auch Dinge, bei denen ich weiß, dass der günstige Preis auf Kosten von jemand anderem geht.
    Ich frage: »Gibts noch andere Sachen, die dich an mir nerven?«
    »Ja, manche Sachen finde ich schon Spinnerei.«
    »Was denn jetzt?«
    »Das war eine Situation bei dir, weißt du noch, da war zu viel Fett auf der Pfanne nach dem Braten. Und da sagte ich: Nimm halt die Haushaltstücher, weil es schneller geht und das Leben leichter macht. Und du wolltest das nicht, du wolltest nicht die Haushaltsrolle nehmen. Ich habe nicht an die Umwelt gedacht, sondern daran, die Hektik rauszukriegen. Und da habe ich gesagt: Das ist doch nur eine Ausnahme. Mach dir das Leben doch nicht so schwer.«
    Ich greife sie moralisch an. Und sie sorgt sich, dass mich mein Ökobewusstsein unglücklich machen könnte.
    Ich frage sie: »Wer soll denn das Klimawandel-Problem lösen?«
    »Ich denke, das muss die Politik machen. Ich alleine oder zu zweit mit dir …«
    »Du denkst nicht, dass du Dinge verändern kannst?«
    »Ich find’s grausam, wie man mit den Fischen umgeht. Aber ich denke, was hilft es, wenn meine Büchse Thunfisch fehlt …Und dann sag ich mir auch: Ich verzichte hier, und in China oder Japan schöpfen sie aus dem Vollen und gehen über alles hinweg. Was kann ich an alldem ändern? Die machen mit ihrem wahnsinnigen Wirtschaftswachstum genau das, wovon wir wegkommen sollten. Es wird trotzdem alles abgeschlachtet, obwohl ich auf meine Büchse verzichte.«
    Es ist einer der Hauptgedanken, der sie hemmt, aktiver zu werden: Was bringt es, wenn Einzelne sich hier ändern? Und Millionen anderswo jetzt erst richtig loslegen?
    Meine Schwester war 27, als die DDR zusammenbrach. Ich war erst 15. Es kann sein, dass sie das Gefühl hat, um etwas betrogen worden zu sein. Und sich selbst noch in der Phase des Nachholens sieht. Und vor allem: aufgrund ihrer Erfahrung skeptisch ist, zu Recht skeptisch, wenn man ihr sagt, sie solle sich gefälligst für eine »größere Sache« engagieren.
    »Aber die Frage bleibt doch trotzdem: Kann man im Rahmen seiner Möglichkeiten sein Leben ökologisch verbessern?«
    »Ich denke, dass das aufwendiger ist. Man müsste umdenken.«
    »Und woanders sparen?«
    »Man müsste ein bisschen was umstellen«, sagt sie, überlegt kurz und setzt dann nach: »Man muss alles umstellen.«
    Mir fällt während des Gesprächs auf, dass ich manches auch gar nicht weiß von ihr. »Gehst du eigentlich zu Fuß?«
    »Ja, ich gehe auch zu Fuß«, sagt sie, »aber nicht wegen der Umwelt, sondern wegen des Spritpreises.«
    »Aha, dann zieht ja bei dir so etwas wie die Umweltsteuer.«
    Ich merke, dass ich etwas angespannt bin.
    »Ich verstehe nicht, warum du über den Preis, aber nicht über die Umwelt nachdenkst«, zische ich.
    Sie bleibt entspannt. »Weil die Chinesen auch fahren.«
    »Die Chinesen wollen eben auch Anteil haben an unserem Wohlstand.«
    »Genau. Und da sage ich: Kannst du denen das verbieten, was wir hier vorleben?«
    »Deshalb müssen wir uns ja ändern. Um ihnen zu zeigen, dass wir es ernst meinen. Dass man auch in kleinen Autos und mit wenig Fleisch Wohlstand genießen kann.«
    » Hmhmhm, ja, aber ich glaube, das bringt nichts. Wohlstand herzeigen, Autofahren, diese Phase, die wir auch hatten, die machen die jetzt auch durch. Und ich glaube, da bringt sie niemand davon ab.«
    »Die Klimaveränderung ist ein Fakt.«
    »Ja, weiß ich.«
    »Die wird uns auch betreffen. Denkst du nicht, dass wir umdenken müssen? Ist deine einzige Reaktion, zu sagen: Wir können eh nichts machen?«
    Sie schweigt. Ein Löffel klopft an die Porzellantasse.
    Ich fange an, mich aufzuregen. Entspannen! Nicht ungerecht werden.
    »Hast du beim Kauf deines Autos geguckt, wie viel CO 2 es ausstößt? Nö! Warum nicht? Weil es wichtiger für dich war, ein schnelles

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