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Das Leben ist eine Oeko-Baustelle

Das Leben ist eine Oeko-Baustelle

Titel: Das Leben ist eine Oeko-Baustelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Paul
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Auto zu haben.« Mist, ich werde schon wieder ungerecht.
    »Genau. Das war mein Traumwagen.« Sie bleibt ruhig.
    »Und dass das überhaupt nicht Zeitgeist ist, das ist dir nicht klar?«
    »Nö. Der Zeitgeist ist kein Kriterium für mich. Ist er das für dich? Ich wollte dieses Auto schon immer haben.«
    »Wenn alle so denken, geht die Welt den Bach runter.Dann wird dieser Planet irgendwann nicht mehr bewohnbar sein. Das wirst du vielleicht nicht mehr erleben, aber Mascha und Maximilian und Sarah, die werden das erleben!«
    Jetzt habe ich doch tatsächlich die ganz große Moralkeule rausgeholt. Verdammt! Das passiert mir nur bei meiner Schwester. Wahrscheinlich, weil es mir so wichtig ist, dass sie mich versteht und dass sie meine Überzeugung teilt.
    Pause. Schweigen. Ich schlucke. Sie schluckt.
    »Du weißt genau, dass du mich damit kriegen kannst«, sagt Simone dann. »Dass ich an Mascha und Maxi denke, an meine Familie. Ich werde jetzt aber nicht an jemanden in Afrika denken.«
    »Musst du nicht«, sage ich. »Es reicht, wenn du an Mascha und Maxi denkst.«
    Später, als ich am Gehen bin, wir stehen schon im Flur, fragt sie: »Willst du noch zwei Würste für die Kinder mitnehmen? Die mögen sie doch so!«

9
    Mobilität und Urlaub: Mein Traum von Christian Ulmens SUV
    Ich muss gestehen, dass ich eine richtige Aversion gegen SUVs entwickelt habe, das sind diese großen, höher gelegten, spritfressenden Autos, die eigentlich vor allem für unebene, schroffe, schlecht zu befahrende Gelände gedacht sind. Als ich in Hamburg lebte, wohnten wir in einer Gegend, die voll von diesen Autos war. Die Frauen holen damit ihre Kinder von der Schule ab oder fahren in den Supermarkt. Ich dachte lange, es sei nur ein Klischee. Aber es ist tatsächlich so.
    Ein prominenter Gastronom hat so ein »sport utility ve hicle«. Ich fragte ihn, warum er so ein Auto fährt, das zwölf, dreizehn, vierzehn Liter fossilen Brennstoff auf 100 Kilometern verbraucht.
    Er sagte: »Christiane, ich kann dir gerne sagen, warum. Das ist meine Freizeit, das ist mein Hobby, ich liebe dieses Auto, es ist mir scheißegal, was der für einen CO 2 -Wert hat.«
    Was soll man da sagen?
    Mein Kollege Benno Fürmann meinte mal beim Spaziergang in Köln, als wir so einem Auto beim Einparken zusahen, SUVs seien einfach nicht mehr angesagt. Zeitgemäß seien verbrauchsoptimierte Autos wie die »VW Blue Motion«-Reihe. Das sehe ich definitiv auch so, aber ich war wirklich überrascht, dies von einem Mann zu hören. Seit das Thema Klimawandel in den letzten Jahren mehr und mehr über die Medien kommuniziert wird, werben die Automobilhersteller offensiv mit niedri gen CO 2 -Werten ihrer Autos. Vielleicht spürt der SUV- Fahrer eines Tages ja den gesellschaftlichen Druck und schwenkt um. Oder er wird bockig oder inszeniert sich als Rebell gegen ein imaginiertes Ökoregime, das ihm den Spaß verderben will?
    Als ich vor zwei Jahren mit den Dreharbeiten zu dem Kinofilm Jerry Cotton begann, stand vor unserem Maskenmobil so ein SUV.
    Meine erste Frage beim Ankommen in der Maske lautete: »Wem gehört denn dieses Auto?«
    Es war das Auto meines Kollegen Christian Ulmen. Obwohl ich ihn zu diesem Zeitpunkt noch nicht gut kannte, fragte ich ihn spontan, ob er eigentlich wisse, wie umweltschädlich dieses Fahrzeug sei. Er war so perplex und ob meiner Direktheit unangenehm berührt, dass er mir eine Antwort schuldig blieb. Unser Verhältnis blieb damit auch leider etwas unterkühlt. Mich hat die Sache und mein vielleicht zu forsches Vorgehen so beschäftigt, dass ich zwei Tage später davon träumte. Ich träumte, dass ich mit Christian in seinem Auto saß. Wir fuhren auf der Autobahn, und er sagte: »Sieh doch, wie gut man von hier oben die Straße überblicken kann. Ist das nicht ein toller Blick?!«
    Tatsächlich habe ich das Argument mit dem guten Straßenüberblick, dem Sicherheitsaspekt und der Geräumigkeit für Familien schon oft gehört.
    Ich habe Christian später von meinem Traum erzählt. Er hat das nicht weiter kommentiert. Gut möglich, dass er dachte, ich sei verrückt.
    Ein Jahr später habe ich Christian Ulmen auf dem »New Face Award« getroffen, und er sagte: »Christiane, weißt du, was?«
    »Ne, was?«
    »Ich habe jetzt einen Hybrid-SUV.«
    Der zusätzliche Elektromotor macht den SUV zwar auch nicht wirklich zum Ökoauto. Aber dass er das gemacht hat und mir offensichtlich meine Direktheit verziehen hat, das fand ich toll.
    Die mentale Ablösung vom

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