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Das Leben ist eine Oeko-Baustelle

Das Leben ist eine Oeko-Baustelle

Titel: Das Leben ist eine Oeko-Baustelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Paul
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heißen Stein? Ja und nein.
    Es ist ein Statement an die Unternehmen, dass Eco-Autos gewollt sind. Und an die Politik, dass klimafreundliche Autos und CO 2 -Obergrenzen vielleicht sogar vorgeschrieben werden können, ohne dass die Industrie zusammenbricht und unsere Freiheit in Gefahr ist. Im Gegenteil: Ich würde meine Freiheit gerne behalten und genau deshalb habe ich in den letzten Jahren angefangen, grundsätzlich umzudenken. Ich habe versucht, die Abläufe besser zu koordinieren, ich gehe mehr zu Fuß und fahre mit dem Rad. Da ich jetzt wieder in einem Kiez wohne, in dem alles nah beieinander ist, ist das gut möglich. Unlängst habe ich einen akut erkrankten Freund mit dem Auto zum Arzt gebracht. Danach habe ich das Auto abgestellt und meine weiteren Aufgaben mit dem Fahrrad erledigt.
    Das ist sicher nicht perfekt, aber vielleicht ein Anfang, wenn man so etwas wie neue Mobilitätskonzepte versucht umzusetzen. Ich merke natürlich immer wieder, dass ich die eingeübte Automentalität nur schwer loswerde. Aber gerade auch das Gespräch mit Harald Welzer hat bei mir eine Tür geöffnet. Ich bin entschlossen, künftig nicht mehr meine individuelle Argumentation zu verfestigen, warum ich unbedingt ein Auto brauche. Sondern mich mit persönlichen und gesellschaftlichen Mobilitätsperspektiven jenseits der Fixierung auf das Auto zu beschäftigen. Für mich heißt das: Ich fahre wesentlich mehr Strecken mit dem Rad.
    Angst vor dem Radfahren
    Als Studentin bin ich viel mit dem Fahrrad gefahren, praktisch alles. Als dann meine Tochter Mascha geboren war, war das erst einmal vorbei. Damals empfand ich den Weg zu meinem Arbeitsplatz in der Berliner Charité als zu weit. Auch kam für mich ein Kindersitz auf dem Fahrrad zu der Zeit nicht infrage. Es war mir einfach zu unsicher. Vor Jahren hatte ich einen schweren Fahrradunfall gehabt und war zum Glück mit dem Schrecken davongekommen. Jetzt hatte ich aber Angst, dass mir das wieder passiert, diesmal mit meinem Kind auf dem Rad. Das wollte ich auf keinen Fall riskieren. So war das Auto neben den öffentlichen Verkehrsmitteln ab und zu das Fortbewegungsmittel der Wahl.
    Kurz vor Maximilians Geburt – Mascha hatte inzwischen ihr eigenes Fahrrad – begannen wir, das Radfahren wieder in unseren Lebensalltag zu integrieren und damit auch wieder so etwas wie ein Stück Freiheit zurückzugewinnen und zu genießen: sich bewegen, an der Luft sein, Ausflüge machen ohne Parkplatzsuche und Stau. Ich fing also wieder an mit dem Fahrradfahren und habe mir während meiner zweiten Schwangerschaft ein altes Damenfahrrad gekauft.
    Ich wollte eigentlich nie ein »Damen«-Fahrrad. Aber mit Bauch kommst du über ein Stangenfahrrad einfach nicht rüber. Danach war für mich klar, dass ich eine sichere Fahrradalternative zum Auto brauche. Als Maximilian anderthalb Jahre alt war, wurde dann ein Christiania-Bike für die Familie ange schafft. Das ist ein Lastenrad, dessen Grundmodell ein Dreirad mit einer Kiste vorne dran ist, mit der ich nun meine Kinder und Einkäufe transportieren kann. Ich hatte es das erste Mal bei Freunden in der Kita von Mascha gesehen und war total begeistert. Die Kinder übrigens auch, sie liebten es, zu dritt in der Kiste durch die Gegend geradelt zu werden. Im Gegensatz zu den Anhängern und Fahrradsitzen habe ich als Unfallqueen mit der stabilen Kiste ein sicheres Gefühl auf der Straße. Inzwischen ist die Anschaffung keine so kostengünstige Angelegenheit mehr. Aber ich finde, sie lohnt sich unbedingt.
    So ist das Fahrrad wieder fest in unseren Alltag integriert. Allerdings bin ich niemand, der bei drei Grad Celsius und Regen oder Schnee und Eis Rad fährt. Im Gegensatz zu manchen robusten Vätern aus der Kita meines Sohnes, die das ganze Jahr fahren, egal bei welchen Wetterbedingungen. Dafür bewundere ich sie wirklich sehr. Von November bis März hat das Christiania-Bike bei uns Pause. Der alljährliche Umstieg zurück aufs Rad fällt danach gar nicht so leicht.
    Letztes Frühjahr musste ich mich innerlich richtig zwingen, das Fahrrad wieder rauszuholen. Das ist bei mir immer so. Es braucht so etwas wie eine innere Vorbereitung. Ein paar Wochen vorher fange ich an, das Fahrrad mental in meinen Alltag einzubuchen. Und wenn dann halbwegs der erste Sonnentag des Jahres da ist, bin ich bereit. Hoffentlich.
    Urlaubsfliegen
    In der Regel mache ich einen privaten Urlaubsflug im Jahr – wenn überhaupt. Im Sommer 2011 nach Südfrankreich. Hin und zurück sind das 0,88

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