Das Leben ist eine Oeko-Baustelle
Tonnen CO 2 pro Mensch. Selten mache ich so etwas, wie mal eine Woche nach Rom zu fliegen. Das letzte Mal liegt schon einige Jahre zurück. Ich hatte das große Glück, dort einen Film zu drehen, und wollte unbedingt noch mal zurück. Das empfand ich schon als dekadent, aber es musste dennoch sein. Und damals war ich in meinem ökologischen Bewusstsein noch nicht so konsequent.
In der Vergangenheit waren wir in den Ferien auf Fuerteventura oder Lanzarote, den Kanaren. Das sind dann von Berlin aus 3 500 Kilometer hin und 3 500 wieder zurück. Macht 2,2 Tonnen CO 2 pro Reisenden, mehr als z. B. ein Inder durchschnittlich in einem Jahr in die Umwelt entlässt. Wir haben in den letzten Jahren viel über Urlaubsflüge nachgedacht. Da ich beruflich dann doch oft in ein Flugzeug steigen muss, versuchen wir beim Urlaub darauf zu verzichten. Als es die Option gab, mehrere Fernreisen in einem Jahr zu machen, haben wir uns entschieden, maximal nur ein Mal im Jahr in den Urlaub zu fliegen. Ansonsten verreisen wir möglichst nur innerhalb des Landes. Meist an die Ostsee, für eine Woche oder ein paar Tage. Mit den Kindern fahre ich lieber mit dem Auto – zu viel Gepäck, zu häufiges Umsteigen. Allein bin ich dagegen schon oft mit der Bahn an die See gefahren.
Umweltfreundlich Urlaub zu machen bedeutet, in der Nähe Urlaub zu machen, jedenfalls nicht zu fliegen. Sich auf den Bahamas oder in Costa Rica zwei Wochen in einer abgelegenen Ökolodge einzumieten, das kann spannend sein, aber Ökour laub ist es sicher nicht, wenn man dafür aus Deutschland einfliegt. Die unberührte Natur erleben? Das ist ein Widerspruch in sich selbst, denn dann ist sie ja nicht mehr unberührt. Öko wäre – verkürzt gesagt – ein großes Haus in der Nähe, in dem viele Leute auf einem Haufen sind und sich Raum und Energieverbrauch teilen. Das aber ist das Gegenteil von dem, was viele sich unter Urlaub vorstellen.
Urlaub ist Sehnsucht nach schneller Befriedigung von Wünschen – der Gegensatz zum Alltag oder auch zum ökologisch-korrekten, nachhaltigen Alltag. Urlaub ist Urlaub vom Alltag, da ist manchen dann auch das Mülltrennen zu viel. Man möchte sich gehen lassen, nicht ständig auf alles achten. Urlaub ist häufig nicht nur die Notwendigkeit der Entspannung, sondern auch und ohne sich das klargemacht zu haben, die Sehnsucht, mal ein anderer Mensch zu sein und ein anderes Leben zu führen. Entspannter, großzügiger, mehr im Einklang mit sich und anderen. Das scheint einem weit weg leichter als zum Beispiel in Zinnowitz auf Usedom.
Wie man bei 250 Stundenkilometern zur Ruhe kommt
Du stehst mit zwei Kindern und tausend Gepäckstücken in Eiseskälte am Bahnsteig. Wo bleibt unser Zug? Es gibt keinerlei Ansagen. Am Ende hat der Zug über eine Stunde Verspätung, und du denkst dir: Was mache ich hier eigentlich?
Trotzdem fahre ich viel lieber Bahn als Auto. Bahnfahren ist für mich so etwas wie Wellness. Vor allem, wenn ich auch noch ohne Kinder unterwegs bin. Da sitze ich ein paar Stunden alleine und bin dann auch alleine. Kann lesen und rausgucken. Und es stört mich niemand. Mein Leben ist so bewegt, dass ich in der Bahn bei 250 Stundenkilometern zur Ruhe komme. Ich kann nicht aussteigen, ich muss nicht umsteigen, ich muss nirgendwohin, das ist für mich totale Entschleunigung. Ich genieße das. Wenn ich warm sitze, kann der Zug meinetwegen auch Verspätung haben. Zwischen Hamburg und Berlin hatte ich mal so was wie einen Stammplatz. Ich fuhr alle zwei Wochen hin und her, mindestens. Ich setzte mich bei jeder Fahrt wieder an den gleichen Platz, bewaffnet mit meiner Bahncomfort-Karte.
Ich habe von Berufs wegen ja wirklich keine Routine in meinem Leben. Ich komme nicht auf demselben Weg an einen festen Arbeitsplatz, sondern habe jeden Tag etwas Neues. Der Bahncomfort-Platz hat so etwas wie Routine in mein Leben gebracht. Da wusste ich: Ich geh in denselben Wagen, setze mich an denselben Platz und entspanne mich. Fliegen finde ich anstrengend, physisch und geistig. Bahnfahren ist dagegen Erholung. Auch wenn das jetzt wie Werbung klingt, es ist ganz einfach so.
Warum ich nicht Ski fahre
Ich fahre nicht Ski. Ich habe prinzipiell was gegen Skifahren. Vor allem wegen der Schneekanonen. Ich bin als Kind mal Ski gefahren und als Studentin, aber inzwischen nicht mehr. Um ganz ehrlich zu sein: Ich lehne es ab.
Meine Schwester sagt, sie mache sich da natürlich auch ihre Gedanken. Sie fährt dreimal im Jahr in den Skiurlaub. Zweimal mit ihrem
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