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Das Leben ist groß

Das Leben ist groß

Titel: Das Leben ist groß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Dubois
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sind, ist auch geheim. Die Details, aber nicht die Tatsache an sich. Wir sind kein Geheimnis, und deine Teilnahme wird auch nicht lange eins bleiben. Der KGB hat dir eine Frage gestellt, und was du tust, wird deine Antwort sein.«
    Alexander dachte an die seidig weichen Hände Peter Pawlowitschs und seine Mahnung, vernünftig zu sein. Wahrhaftig ein kluger Rat, wenn er so darüber nachdachte.
    »Obwohl es kein Geheimnis ist«, sagte Iwan, »musst du immer so tun, als wäre es eins. Vor allem musst du sichergehen, dass dir niemand folgt, weil wir die Details nicht preisgeben wollen. Du und ich und Nikolai, wir sind wertlose Junggesellen, und wen kratzt es schon, was mit uns passiert?« Alexander war unsicher, ob er diese Gleichgültigkeit bewundern, verurteilen oder fürchten sollte.
    »Aber einige unserer Beiträger und Abonnenten haben Familien«, sagte Iwan. »Wir müssen das Risiko, dass sie verhaftet werden, so klein wie möglich halten. Also müssen wir so diskret wie möglich vorgehen, ohne uns deswegen etwas vorzumachen. Okay? Zum Glück ist der KGB gar nicht so raffiniert, wie man denkt.Manchmal schleichen sie allen Ernstes mit weißen Wolgas durch die Stadt und lauern den Leuten an den Straßenecken auf.« Er nahm einen Schluck Kwas und verzog das Gesicht. »Aber es geht auch ein bisschen subtiler. Am besten bewegst du dich also im Zickzack durch die Stadt. Geh nicht mehrmals hintereinander denselben Weg, und komm auf keinen Fall zu regelmäßigen Zeiten hierher. Du musst immer einen plausiblen Grund haben, da zu sein, wo du gerade bist – den Spezialitätenladen oder das Schuhgeschäft. Und wenn du den Verdacht hast, dass jemand dir folgt, langweile sie zu Tode.«
    »Okay«, sagte Alexander zögernd. Er starrte in sein Glas, in dem faserige Wölkchen umherschwebten wie Algen im Brackwasser. »Ich bin ziemlich sicher, dass ich das kann.«
    »Entscheidend ist, dass man es bemerken wird. Es wird in deiner Akte auftauchen. Trotzdem darfst du dich nie, nie verfolgen lassen, weil wir die anderen schützen müssen. Du darfst nie Informationen mit dir herumtragen. Keine Listen, keine Adressen, kein Kartenmaterial. Aber das sollte einem Mann mit deinem Gedächtnis ja nicht schwerfallen, oder?«
    »Ich glaube, das kriege ich hin.«
    »Wenn du verhört wirst, verschwindest du von der Bildfläche, klar? Und wenn du verfolgt wirst, setzt du dich ein Stündchen in den Park, nimmst die Metro nach Hause und kommst nie wieder.«
    »Nie wieder«, sagte Nikolai ernst. »Wir trauern dir bestimmt nicht nach.«
    Alexander starrte ihn an. »Schöne Jacke«, sagte er.
    Nikolai nahm einen Schluck Kwas und sah zu Boden.
    »Alexander«, sagte Iwan und ließ einen aufgespießten Fleischfetzen auf seiner Gabel kreisen. »Dein großer Vorteil ist, dass sich niemand an dein Gesicht oder deine Art erinnern wird. Ich bin zu groß, und Nikolai ist – verzeih, wenn ich das sage – zu hässlich, um in der Menge unterzutauchen. Du bist unauffällig. Natürlich nicht für die Behörden, aber für jeden, der gebeten werden könnte, dich zu beschreiben. Wenn sie einen unserer Leser in die Zangenehmen und wissen wollen, wer ihm die Zeitung gebracht hat, was soll er dann sagen? Tja, der Mann war nicht groß, nicht klein, hatte braunes Haar, ein normales Gesicht, zwei Augen, eine Nase? So finden sie nicht so leicht heraus, wie wir vorgehen und wo du überall warst. Und bei dir wird niemand misstrauisch. Du siehst zu dämlich aus, um verdächtig zu sein.«
    »Vielen Dank«, sagte Alexander. »So viel Anerkennung tut gut.«
    »Gern geschehen«, sagte Iwan und legte sein Fleischstück auf den Teller zurück. »Willkommen beim Vertrieb.«
    Die Arbeit im Vertrieb bestand hauptsächlich daraus, früh aufzustehen, sorgfältig auswendig gelernten Wegbeschreibungen zu mehrfach überprüften Adressen zu folgen und dort anzuklopfen. Alexander trug dabei eine dicke Mütze, die bei Regen einen animalischen Geruch verströmte, und zog sie sich tief in die Stirn, damit sie sein dunkles Gesicht noch mehr verschattete. So würde ihn niemand erkennen – niemand würde morgens von seiner Literaturnaja Gaseta aufblicken und sich wundern, was Alexander Besetow in der Metro zu suchen hatte. Doch wenn er nachmittags auf eigene Faust durch Leningrad spazierte, wenn er seinen Rundgang beendet und die Mütze abgesetzt hatte und in die welke Sonne blinzelte, stellte sich heraus, dass er sich darum wenig Sorgen machen musste.
    Alexander lernte interessante Leute kennen –

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