Das Leben ist kein Spiel -kleine Bilder
meinem Geburtstag, hat sie bei mir Lasagne gemacht. Wir hatten Luis, Judith und meine beiden Söhne eingeladen. Auch sie sollten Lilly kennenlernen. Noah und Elias haben sich mit ihr unterhalten, als hätten sie nie etwas anderes getan. Es gab keinerlei Berührungsängste. Noah hat sofort mit ihr rumgebalgt. Ich dachte mir nur: »Wow, das ist ja unglaublich, was da passiert.« Ich war mir ganz sicher: Diese Frau ist total klasse, und ich war bis über beide Ohren verliebt.
Anfang Dezember klingelte mein Handy. Am anderen Ende der Leitung war Rolf Hauschild von der BILD -Zeitung. Wir kennen uns sehr lange. Und ich weiß, wenn er anruft, will er etwas. »Hey, Boris.« – »Hi, what’s up?« – »Boris, hör mal zu. Du weißt ja, Bilder lügen nicht …« – »Was für Bilder?« – »Boris! Erzähl keinen Scheiß! Wir haben hier Fotos, die dich innig vereint am Pool in Miami mit einer Frau zeigen. Ist das deine neue Freundin, und wie heißt sie?« Also gut, was sollte ich da rumeiern: »Ja, wir sind zusammen, und sie heißt Sharlely Kerssenberg.« – »Wie?« – »Sie heißt Sharlely … Kerssenberg.« – »Wie? Wie ist der Vorname?« Jetzt wurde es mir zu mühsam und die Verbindung immer schlechter, und ich vereinfachte das Ganze ein wenig: »Sie heißt Lilly, Lilly Kerssenberg.« – »Lilly? Okay! Lilly verstehe ich. Lilly ist gut.« So ist der Name Lilly entstanden. Kein Witz.
Mir war sofort klar, was passieren würde. Die BILD würde irgendetwas ausgraben, um die Story von meiner neuen Lebensgefährtin entsprechend aufzupeppen. Und kurze Zeit später erschienen Fotos von Lilly in sexy Dessous. Ich hatte sie vorgewarnt. »Du, die werden jetzt nach allem suchen, was sie über dich herausfinden können. Wer ist sie? Was macht sie? War sie schon mal verheiratet? Gibt es Nacktfotos?« Lilly reagierte da sehr lässig: »Das ist mir völlig egal, ich liebe dich, wir sind jetzt zusammen. Punkt.« Dann hat sie mir erzählt, dass sie für einen Katalog schon mal Oben-ohne-Fotos gemacht hat. Mir war gleich klar: Genau die werden die Herren ausgraben und damit in Europas größter Tageszeitung BILD groß aufmachen. Denen entgeht nichts. Das Spiel kenne ich schon. Barbara war damals ja auch ganz schnell die »Straps-Babs« geworden, weil es ein paar Dessous-Fotos von ihr gab. Ja, und auch Lillys Erotik-Fotos sind aufgetaucht und hier und da veröffentlicht worden. Und auch, dass sie mal eine handfeste Auseinandersetzung mit einem Exfreund inklusive Polizeieinsatz und Strafanzeige hinter sich hatte, fanden sie in den Archiven. So what! Das ist ihre Vergangenheit. Ich habe meine. Und das ist auch okay und gut so. Wir liebten uns, wollten zusammen sein. Das war es, was zählte.
Meine Angst vor der ersten Begegnung zwischen Barbara und Lilly war unbegründet. Die beiden waren sich in Miami schon häufiger über den Weg gelaufen. Und so haben wir dann den zweiten Weihnachtstag im gleichen Jahr zusammen mit einigen Freunden in Barbaras Haus auf dem Venetian Causeway gefeiert. Wir waren ungefähr 20 Leute, ein großer Spaß. Auch Barbaras damaliger Freund Stan war dabei. Alles und alle ganz entspannt. Üppiges Büfett, kleine Bescherung. Ein toller Abend, und Barbara und Lilly haben sich gut verstanden. Es war sehr spannend für mich, die ehemalige Frau Becker und die potenziell neue Frau Becker zusammen zu beobachten. Der Burgfriede zwischen den Damen war gesetzt, aber über Lilly und mir braute sich ein ganz anderes Gewitter zusammen.
Auch als Badenixe macht Lilly eine gute Figur
© Jan Knoff
Am Anfang sah das alles sehr unkompliziert aus, aber schon sehr bald begannen die Probleme. Ich musste immer wieder für längere Zeit beruflich nach Europa, und Lilly konnte die USA nicht verlassen, da sie Probleme mit ihrem Aufenthaltsvisum hatte und sich nicht sicher sein konnte, problemlos wieder einzureisen. Also beschlossen wir, unsere Verbindung etwas zu lockern, denn wir waren immer wieder wochenlang räumlich getrennt. Im Frühjahr 2006 war das eine echte Nagelprobe für unsere noch sehr junge Beziehung. Gerade von Mitte Mai bis Mitte August wurde es sehr schwierig. Ich verbrachte mit meinen beiden Söhnen die sechswöchigen Kinderferien in unserer Finca auf Mallorca und arbeitete danach im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft für den deutschen Pay-TV-Sender Premiere. Ich sah Lilly – abgesehen von ein paar Tagen in Miami bei den NBA-Finals zwischen Miami Heat und den Dallas Mavericks mit Dirk Nowitzki – drei Monate
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