Das Leben ist kein Spiel -kleine Bilder
passende Wohnung für meine Tochter Anna und ihre Mutter Angela
© Rex Features Ltd. / action press
Während ich mich um eine Wohnung in London und den Lebensunterhalt für meine Tochter kümmerte, brach in München die Hölle los. In jenem Herbst stieß ich an meine Grenzen und merkte, dass ich in dieser feindlichen Atmosphäre nicht mehr leben konnte. Aber selbst dieser Zustand war noch steigerungsfähig. Denn als die ganze Sache dann an die Öffentlichkeit gedrungen war, ging es erst richtig los. Kurz nachdem Barbara nach Miami geflogen war, hatten wir eine Stellungnahme zu unserer Trennung veröffentlicht. Also jetzt auch noch ein uneheliches Kind aus einem Seitensprung? Na, das passt doch ins Bild von Boris, dem Schwerenöter! Wochenlang war das Topthema auf allen Titelseiten. Wäschekammer, Samenraub – der ganze Quatsch. Jeden Morgen bekommst du das aufs Butterbrot geschmiert. Wildfremde Leute urteilen über dich, Menschen, die die Situation gar nicht kennen.
Themenwechsel. Normalerweise kämpfe ich für Dinge, die mir wichtig sind. Und meist ist das von Erfolg gekrönt, aber in dieser einen Angelegenheit habe ich nicht annähernd das erreicht, was ich erreichen wollte. Ich spreche von dem Versuch, meine Tochter Anna in mein Leben zu integrieren, sie regelmäßig zu sehen. Leider ist es mir nicht gelungen, dieses Ziel zu erreichen. Und dies ist für mich eine sehr schwierige Situation, über die ich auch nicht offen reden darf und im Sinne von Anna auch nicht sollte. Zur Situation mit meiner Tochter will ich daher aktuell nur Folgendes sagen …
In den ersten Jahren nach Annas Geburt konnte ich meine Tochter regelmäßig sehen; und seit dem Jahr 2007 bin ich sogar auch Erziehungsberechtigter. Das bedeutet, dass ich mittlerweile nicht nur die Pflicht habe, für Annas Unterhalt aufzukommen, sondern als Erziehungsberechtigter auch zu wesentlichen Aspekten in Bezug auf Annas Erzíehung informiert und befragt werde.
Das Verhälnis zwischen meiner Tochter, Angela und mir war in den ersten Jahren nach Annas Geburt ganz gut. Da war Angela gesprächsbereit und offen, und ich war willkommen. Aber das änderte sich, als ich die beiden im Winter 2005 zwecks Familienzusammenführung nach Miami einlud.
Anna sollte endlich ihre Brüder kennenlernen. Ich hatte sie und ihre Mutter über den Jahreswechsel für zehn Tage im »Marriott«-Hotel am South Beach untergebracht. Das Verhältnis zu Frau Ermakowa war damals noch gut, und ich konnte Anna in regelmäßigen Abständen im Beisein ihrer Mutter sehen und mit unserer Tochter Zeit verbringen. Am dritten Tag in Miami sagte ich zu Angela: »Ich würde Anna gerne mal in das Haus meiner Exfrau Barbara mitnehmen, damit sie ihre Brüder kennenlernen kann. Aber Barbara möchte nicht, dass du mitkommst«. Ich konnte das verstehen, denn mein Fehltritt hatte ja nun nicht ganz unwesentlich zum Ende unserer Ehe beigetragen. Angela war darüber nicht sehr glücklich, ließ aber zu, dass ich mit Anna alleine in das Haus von Barbara auf dem Venetian Causeway fuhr. Ich war ziemlich aufgeregt und dachte: »Oh Gott! Wie werden meine Söhne mit der Situation umgehen?« Ich kam mit Anna ins Haus, Barbara hatte etwas zu essen gemacht. Es folgte eine Viertelstunde, in der sich die Kinder kurz gegenseitig abgecheckt haben, und danach waren sie zusammen, als hätte es nie etwas anderes gegeben. Anna und Elias sind ja nur ein knappes Dreivierteljahr auseinander. Die haben miteinander gespielt, als wäre es das Normalste der Welt. Und Noah war der große Bruder, der Beschützer, kümmerte sich ganz fürsorglich um Anna. Sie hat sich sehr wohlgefühlt, und das hat mich glücklich gemacht. Es war ein schöner Tag, und am Abend brachte ich Anna zurück zu ihrer Mutter ins Hotel. Dieses Procedere haben wir dann vier Tage hintereinander durchgezogen, und alles lief gut. Am fünften Abend war Anna bei der Rückfahrt ins Hotel so müde, dass ich Angela anrief und sie fragte, ob Anna bei mir und Lilly im »Murano Grande« schlafen könne. Ich hatte da ja ein Gästezimmer. Auch das war für Angela erst einmal okay.
Ein Foto mit Seltenheitswert: Noah, Elias und Anna zusammen mit Papa Boris im Sommer 2006 auf Mallorca
© Michael Tinnefeld / API
Das hört sich eigentlich alles sehr entspannt und easy an, könnte man meinen, und das war es anfangs ja auch. Am nächsten Morgen habe ich Anna zurück ins Hotel gebracht, das knapp einen Kilometer von unserem Penthouse entfernt liegt. So weit, so gut. Anna
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