Das Leben ist zu kurz für Knaeckebrot

Charakter und unsere Erfahrung, unsere Wünsche und Ziele, für die Welt, die sich in unserem Kopf abspielt. Wenn wir unter der Prämisse »Ich bin dick!« durchs Leben laufen, treten all diese einzigartigen, wunderbaren Dinge zurück, die uns auch als Mensch ausmachen. Dann fühlt sich unser Leben so an: Alles, was wir können, alles, was wir sind, wird unter einem einzigen Begriff begraben: Ich bin dick.
    Eingeschränkter Blick auf mich

    Wenn wir uns aber im Ganzen ansehen, unsere ganze Persönlichkeit, die mehr ist als ein paar Pfunde zu viel, dann können wir den Fokus vom übermächtigen Dicksein weglenken zu unseren Eigenschaften, unseren Fähigkeiten und unserem Handeln. Wenn wir aufhören, uns über das Dicksein zu definieren, können wir unsere strahlende Persönlichkeit entdecken. Und dann kann unser Bild auf unser Leben so ausschauen:
    Eingeschränkter Blick auf mich
    Wenn wir das ganze bunte Spektrum dessen anschauen, was uns als Persönlichkeit ausmacht, wie im obigen Tortendiagramm, dann wird deutlich, dass die Tatsache, dass wir auch dick sind, nur ein kleines Stück zwischen vielen anderen ist. Oder, wie es eine der erfolgreichen Rubensfrauen in unserer Runde gesagt hat: »Ich fühle mich normalerweise
total schlank, wenn ich mich dann auf Fotos sehe, bin ich manchmal total schockiert.«
    Nehmen Sie sich an dem obigen Tortendiagramm (schönes Wort übrigens ☺) ein Beispiel und schreiben Sie doch für sich mal auf, was Sie können, wie Sie sind, was Sie tun. Und zeichnen Sie dann Ihre ganz persönliche Torte. Ein Tipp: Bevor Sie zu zeichnen beginnen, sammeln Sie erst alles und schreiben es auf. Sie werden sich wundern, wie viele Tortenstücke Sie zeichnen müssen, egal ob Sie berufstätig sind oder Ihre Familie managen (oder beides), egal ob Sie gerade erfolgreich ein Projekt leiten, noch in der Ausbildung sind, ob Sie auf Stellensuche oder schon pensioniert sind. Was Sie können, ist immer das gleiche, ob Sie es gerade anwenden oder nicht. › Wenn Ihnen die Auflistung alleine schwerfällt, › was Sie können oder mal gekonnt haben,
    › was Sie in Ihrem Leben geleistet haben oder leisten,
    › wie Sie sind,
    › was Ihre Familie, Freunde, Kunden, Vorgesetzten an Ihnen schätzen,
dann bitten Sie liebe Menschen, Ihnen bei Ihrem »Stärkenprofil« zu helfen. Wie wäre es mit einer »Stärkenprofil-Party« in froher Runde (meinetwegen auch bei Kaffee und Kuchen). Sie werden sich wundern, was andere alles in Ihnen sehen!
    Anke von Platen 33 aus Ronnenberg bei Hannover, die als Coach Menschen bei Veränderungen begleitet, erlebt immer wieder, dass es gar nicht so einfach ist, die eigene Konstitution als gut und hilfreich zu erkennen: »Dieses Verständnis beim Einzelnen herzustellen und zu schauen, welche positiven Eigenschaften habe ich denn mit meiner Konstitution, hilft sehr. Aber das ist gerade bei von Natur aus eher
stabilen Typen schwierig, weil sie sich gerne um andere zuerst kümmern. Sie möchten, dass es allen anderen gut geht und dann schauen sie erst auf sich. Dabei ist es spannend zu betrachten, welche Vorteile habe ich denn mit meiner individuellen Natur? Dies kann zum Beispiel sein: Strukturiertheit, Geduld, hohe Zuverlässigkeit, Güte, Wärme, guter Gastgeber, hohe Ausdauer, Liebe zum Detail …«
    Es lohnt sich also wirklich, sich die Zeit zu nehmen und den Blick auf sich selbst auszuweiten. Diese Übung dient einem aufmerksamen Umgang mit sich selbst. Sie können sich von Ihrem Übergewicht beherrschen lassen. Oder Sie können akzeptieren, dass Ihr Übergewicht zu Ihrem Leben gehört. Das heißt: Wenn Sie nicht wollen, dass sich die Pfunde wie ein Grauschleier auf Ihr Leben legen, müssen Sie die Relation herstellen: Was sind fünf, 15 oder 25 Kilo gegen das, was sonst Ihr Leben ausmacht? Diese Relativierung kann uns helfen, unseren Frieden mit unserem Gewicht zu machen.
    Oder wie Gesundheitscoach Anke von Platen sagt: »Die eigene Konstitution zu entdecken und zu verstehen, dass wir alle einzigartig und individuell sind, ist ein Prozess der Selbstliebe und Selbstachtung. Wenn das Gefühl dabei entsteht, ich bin, so wie ich bin, und ich bin gut, ist das Ziel erreicht.«
Die Kunst, auf mich zu achten
    Die amerikanische Professorin Ellen Langer von der Harvard University gilt als eine der weltweit wichtigsten Psychologen, die sich mit dem Forschungsgebiet »Mindfulness« beschäftigen, ich übersetze diesen Ausdruck am liebsten mit »Geistesgegenwart«. Diese Geistesgegenwart ist das