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Das Leben ist zu kurz für Knaeckebrot

Titel: Das Leben ist zu kurz für Knaeckebrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Asgodom , Peter Gaymann
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gemacht. Sie leben Diät, sie leben Fitness, sie leben Askese, sie leben einen Hedonismus, den ich für geradezu gefährlich halte. Weil er Menschen von der Gesellschaft abtrennt. Weil er die Wahrnehmung für andere einschränkt. Und damit eine Gesellschaft von innen aushöhlt.
    Liebe Leserin, wir kennen uns nach fast 200 Seiten inzwischen gut genug. Deshalb ein ehrliches Wort: Bitte überlegen Sie, was ist wichtiger, fünf Kilo abzunehmen oder im Büro dafür zu sorgen, dass in Ihrem Team die alleinerziehende Halbtagskraft von den Kollegen nicht schikaniert wird? Wie sinnvoll ist es, für ein Abnehmrezept 100 Gramm von irgendwas zu brauchen und dafür durch die halbe Stadt
zu fahren, während in Ihrer Nachbarschaft Kinder heranwachsen ohne Bildung, ohne Hauptschulabschluss, ohne Zukunftschancen?
    Hallo, Frauen, aufwachen. Ihr zählt Kalorien, während um euch herum die Gesellschaft verarmt. Wir brauchen euch dringend:
    › in den Parteien
    › in den Gewerkschaften
    › in Bürgerinitiativen
    › mit eurer Zivilcourage
    › in eurem Team
    › als Nachbarin
    › in Hilfsorganisationen
    › als Selbstständige
    › im Kinderschutzbund
    › im Verein
    › mit eurem Mut
    › als Freundin
    › im Elternbeirat
    › mit eurer Kraft
    › in der Vorleseinitiative
    › im Frauennotruf
    › als Tante
    › mit eurem Humor
    › im Betriebsrat
    › in Führungspositionen
     
    Hallo, Mädchen, Frauen, Weiber, Sistas - wir brauchen Frauen, die den Mund aufmachen, wenn es um Ungerechtigkeit, falsche Entwicklungen, Korruption in Wirtschaft und Politik, Korrekturen der von Männern geprägten Endzeit-Wachstums-Wirtschaft geht! Wir brauchen Frauen, die den Sinn des Lebens für sich entdecken? 290 Gramm
abgenommen heute?! Hallo? Wir brauchen Frauen, die ihr hochqualifiziertes Hirn für unsere Zukunft nutzen!
    Das, liebe Freundin, habe ich mit a-sozial gemeint, wenn es so weit käme, dass Frauen sich nur noch um ihren »ach so fetten« Bauchnabel drehen; wenn sie Zeitungskioske nur dann stürmen, wenn die Zeitschriften mit den neuen Frühjahrsdiäten herauskommen. Wenn sie sich Abend für Abend auf dem Stepper oder dem Spinningrad die Seele aus dem Körper schwitzen.
    Wie pervers ist das denn,
    › wenn jeder Mensch nur noch um seinen Bauchnabel-Horizont kreist: Ich will kerngesund sterben, dafür arbeite ich 50 Jahre lang konzentriert daraufhin. Und ringsum verödet unsere Kultur?
    › wenn Frauen sich zu einer Parallelgesellschaft von Schlankheitsfanatikerinnen, Gesundheitsfreaks und Kilo kontrolleurinnen entwickeln.
    › Überhaupt, was für ein Hohn, dass ein Teil der Weltbevölkerung freiwillig hungert, weil er zu fett ist - während die andere Hälfte hungert, weil sie nichts zu essen hat.
     
    Wer bitteschön soll diese Gesellschaft der Kochsendungsfans und Fertigsuppentütenaufreißer, der Weggucker und Weghörer, der Unterschichtfernsehmacher und auf Wahlausgänge schielenden Politiker, der Ach-was-für-eineschlimme-Hungersnot-Bemitleider und Billiger-ist-es-beim-Kik-Käufer retten - wenn nicht die Frauen!
    Aber wir haben ja leider damit zu tun, unsere Figur zu trimmen, damit wir wieder in die Jeans von 2003 passen.
    Vielleicht habe ich Ihnen gerade ganz persönlich total unrecht getan? Dann tut es mir leid. Sie sind die Frau, die sich für andere einsetzt, die Schriftführerin im Verein ist? Die Frau, die jeden Morgen vor der Schule am Zebrastreifen
steht? Die als Betriebsrätin ihre Karriere in den Wind schreiben kann, weil sie sich für andere einsetzt? Die Mutter, die jeden Nachmittag drei andere Kinder mitbetreut, weil die anderen Eltern sich nicht kümmern können/wollen? Die Unternehmerin, die die Behinderteninitiative unterstützt? Dann bin ich sicher, dass Sie meinen Zorn verstehen.
    Wenn Sie zu den Engagierten gehören, dann sehen Sie in Ihrer Umgebung mit Sicherheit solche Frauen, die sich in ihre Gewichtsprobleme flüchten. (Ja, und wir sehen Männer, die sich in ihre Arbeit, in ihren Computer, in ihre Garage oder ihren Fußballverein flüchten, das stimmt. Aber die sind in diesem Buch nicht das Thema.) Wir sehen Frauen, die sich von der Welt abschotten: entweder, weil sie sich wegen ihres Gewichts nicht mögen oder signalisieren: Lasst mich in Ruhe, ich mache gerade eine Diät.
Die vier Formen des Glücks
    Was macht glücklicher, was glauben Sie: eine Kleidergröße weniger zu tragen oder einem Nachbarskind zu helfen, die Schule ordentlich abzuschließen? Nein, winken Sie jetzt nicht ab. Das ist ausnahmsweise keine

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