Das Leben ist zu kurz für Knaeckebrot
rhetorische Frage.
Professor Seligman, den ich schon öfter und gern zitiert habe, hat Studenten gebeten, sich einmal am Tag etwas Gutes zu tun. Und danach, einmal am Tag jemand anderem etwas Gutes zu tun, eine Tasche tragen, etwas teilen, sich Zeit für jemanden nehmen … Beides erzeugt Glücksgefühle. Und welches Glücksgefühl war nachhaltiger? Na klar, das Erlebnis, anderen Menschen eine Freude gemacht zu haben. Von diesem Glück zehren wir sehr viel länger. Das heißt überhaupt nicht, dass wir jetzt in Sack und Asche gehen sollten, um uns für andere aufzuopfern. Nein, es geht, wie immer, ums rechte Maß.
Seligman, einer der weltbesten Depressions- und Glücksforscher, hat in 30-jähriger wissenschaftlicher Forschung herausgefunden, was Menschen, wie er es sagt, »aufblühen« lässt. Und es ist nicht der Lottogewinn, es ist nicht nur das Sich-gut-gehen-Lassen, sondern es ist ein aktives Leben in einer guten Gemeinschaft, in dem wir unsere Stärken kennen und einsetzen, in dem wir Ziele definieren und erreichen und in dem wir ein gutes Verhältnis zu anderen Menschen aufbauen.
Seligman hat die vier Grundlagen des Wohlfühlens in seinem neuen Buch »Flourish - The New Positive Psychology and the Search for Well-Being« definiert, das im Frühjahr 2011 in den USA auf den Markt kommt:
› positive Emotionen spüren
› Lebenssinn finden
› gutes Verhältnis zu den anderen Menschen haben
› die eigenen Stärken einsetzen, Leistung bringen und Ziele erreichen.
Den ersten Wohlfühl-Punkt, positive Emotionen spüren, habe ich Ihnen schon auf Seite 122 als »Wohlfühl-Glück« beschrieben, mit den kleinen Glücklichmachern: ein Glas Wein, eine Tafel Schokolade, sich etwas Schönes kaufen … Dieses Glück ist wunderbar als Erste Hilfe, hält aber nicht lange vor.
Der zweite Wohlfühl-Punkt: Lebenssinn finden. Wer Sinn in seinem Leben sieht, ist glücklicher als der, der alles infrage stellt. Oder wie Nietzsche gesagt hat: »Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie«! Das heißt, sich aufgehoben fühlen in dieser Welt, sich als Teil eines großen Ganzen fühlen. Dazu gehören Glaube oder Spiritualität.
Der dritte Wohlfühl-Punkt: das gute Verhältnis zu anderen Menschen. Sich als Teil einer Gemeinschaft zu fühlen,
macht glücklich. Und das heißt, Beziehungen beglückend gestalten - als Tochter, Schwester, Mutter, Frau, Nachbarin, Freundin, Kollegin, Chefin … Aber auch der Zufallsbekanntschaft, der Verkäuferin, dem Schaffner, den Sitznachbarn im Kino … freundlich gegenübertreten.
Der vierte Wohlfühl-Punkt: die eigenen Stärken leben können und Ziele erreichen. Das heißt, zu wissen, was wir gut können und gerne machen, eine entsprechende Arbeit zu finden, Leistung zu bringen und sich über das Erreichte zu freuen.
Fällt Ihnen etwas auf? Da steht nichts von einem perfekten Körper! Ich bin überzeugt davon: Die Gesellschaft hat mehr von einer zupackenden Dicken als von einer verbissen-kontrollierten Dünnen, die ihre ganze Energie gegen sich und ihre Pfunde richtet.
Also, ran an den Speck, äh, ich meine, an Ihre Stärken, an Ihre Wünsche. Probieren Sie aus, was Sie tun können, um mehr Anerkennung, mehr Respekt, mehr Zufriedenheit zu bekommen. Schütteln Sie kleine Ärgernisse ab, widmen Sie sich den Dingen, die es Ihnen wert sind. Weil Sie es sich wert sind! Blühen Sie auf. Bringen Sie Leichtigkeit in Ihr Leben. Dazu im nächsten Kapitel mehr.
Leichtigkeit: Das Leben genießen
Leichtigkeit - welches Bild fällt Ihnen ein, wenn Sie sich dieses Wort vorstellen? Wolken, die am blauen Himmel dahinziehen? Seifenblasen, die herrlich schillernd in der Luft schweben? Schmetterlinge, Luftballons? Ich finde es interessant, dass Leichtigkeit fast immer etwas mit Natur und Luft zu tun hat. Ja, getragen werden - das ist Leichtigkeit.
Mir fällt dazu ein herrlicher Sommertag im Garten meiner Großmutter Barth ein. Sie hatte eine Schaukel zwischen dem Apfel- und dem Birnbaum. Und wenn man hoch genug geschaukelt ist, konnte man mit dem Fuß einen Ast erreichen, wenn man noch höher kam, sich eine Frucht grabschen. Ich schätze, die meisten von uns haben als Kind geschaukelt. Und ich hoffe, Sie erinnern sich noch daran, wie es war:
Du setzt dich aufs Schaukelbrett, greifst mit beiden Händen das grobe Seil und gibst dir, wenn du mit den Füßen auf den Boden kommst, ein bisschen Schwung. Dann sorgst du mit dem ganzen Körper dafür, dass du in Bewegung kommst. Wenn du Glück hast,
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