Das Leben kleben
Mann nicht, der auf der Schwelle stand, ein schwerer, dunkelhäutiger Kerl. Nach einem Augenblick begriff ich, dass er der Fahrer des Taxis war, das vor dem Haus stand. Dann ging die Taxitür auf und Mrs. Shapiro kletterte heraus.
»Georgine!«, rief sie. »Bitte - helfen Sie mir! Haben Sie etwas Geld für das Taxi?«
»Natürlich«, sagte ich. »Wie viel?«
»Vierundfünfzig Pfund«, sagte der Taxifahrer. Er lächelte nicht. »Ist das nicht ein bisschen ...?«
»Es sollte noch viel mehr sein. Wir fahren hier seit Stunden im Kreis herum.« Ich ging hinein und suchte meine Handtasche. Ich hatte vierzig Pfund und ein bisschen Kleingeld. »Ben, kannst du uns aushelfen?«
Er stand hinter mir und versuchte zu verstehen, was vor sich ging. »Ich seh mal nach.«
Er ging nach oben. Ich erinnerte mich an ein paar Münzen in meiner Manteltasche. Und da waren noch ein paar Pfundnoten für die Waisenhilfe, die ich in einem Umschlag beiseitegetan hatte. Ben kam mit einem Fünfer herunter. Mrs. Shapiro fischte eine Pfundmünze aus der Tasche ihres Persianers. Gemeinsam kratzten wir 52,73 Pfund zusammen. Der Taxifahrer nahm sie mürrisch entgegen, murmelte etwas und verschwand.
»Kommen Sie herein«, sagte ich zu Mrs. Shapiro.
»Danke«, antwortete sie. »Da sind Leute in meinem Haus. Die wollen mich nicht reinlassen.«
Als sie ins Haus trat, tauchte Wonder Boy aus der Dunkelheit auf und drückte sich an ihre Beine.
Sie saß am Feuer und hielt einen Becher Tee in beiden Händen, den Ben auf einem Tablett mit ein paar Schokoladenkeksen gebracht hatte.
»Danke junger Mann. Reizend. Ich bin Mrs. Naomi Shapiro. Bitte, nimm dir einen Keks.«
Wonder Boy streckte sich vor dem Feuer aus und begann sich an den
König-der-
Löwe/7-Hausschuhen zu reiben, während er ein kratziges Brummen von sich gab, das einem Schnurren Ähnlichste, was er zustande brachte. Sich zwischendurch mit Tee und Keksen stärkend berichtete Mrs. Shapiro uns von ihrer Flucht.
Nach dem Leichenfund war die Übergeschnappte völlig durchgedreht. »Meschugge. Gehirn vollkommen vermodert.«
Es reichte ihr nicht mehr, im Flur herumzuhängen und von den Besuchern Zigaretten zu schnorren, jetzt setzte sie mit einem Angebot noch eins drauf. »Für eine Kippe zeige ich euch die Leiche.«
Damit brachte sie das Personal gegen sich auf - es war keine gute Werbung für das Heim. Außerdem lief sie aus reiner Krawalllust von Zeit zu Zeit auf den Flur und schrie: »Hilfe! Hilfe! Da drin liegt eine Leiche!« Die Sache eskalierte, als eine Familie mit ihrer betagten Mutter einen Besichtigungsrundgang durch das Heim machte und von der Übergeschnappten angesprochen wurde, die sie irgendwie davon überzeugte (es waren alles Raucher), dass hier fast täglich Leichen gefunden wurden. Die Schwester, die die Gruppe herumführte, verlor die Beherrschung und versuchte die Übergeschnappte zurück in ihr Zimmer zu drängen.
»Aber sie hat sich gewehrt wie ein Tiger. Hat sich mit Zähnen und Klauen verteidigt!«
Am Ende musste der Wachdienst gerufen werden. Die Heimleiterin mit der grünen Strickjacke kam mit einer Ampulle Beruhigungsmittel und einer Spritze, aber die Übergeschnappte kämpfte weiter und schrie: »Hilfe! Hilfe! Die bringen mich um!«
Die Familie war schockiert von so viel Gewalt und versuchte mit dem Handy die Polizei zu verständigen. Inzwischen hatten sich alle Bewohner - die, die noch laufen konnten - auf dem Flur versammelt und feuerten die Übergeschnappte an. Und in dem ganzen Schlamassel gelang es Mrs. Shapiro, unbemerkt durch die Glastür in die Eingangshalle zu schlüpfen und hinaus auf die Lea Bridge Road, wo ein vorbeifahrendes Taxi sie einsammelte und in Sicherheit brachte.
»Und hier bin ich, Darlinks!«, rief sie, erhitzt von der Aufregung ihres Abenteuers. »Das Problem ist nur, dass da Personen in meinem Haus sind. Wir müssen sie sofort hinauswerfen!«
Sie stellte den leeren Becher ab und stand auf. Ich versuchte sie zu überreden, zum Essen zu bleiben, und bot ihr sogar ein Bett für die Nacht an, aber sie wollte partout nach Hause. Wonder Boy hatte zu schnurren aufgehört und peitschte mit dem Schwanz gegen den Boden.
Also gingen wir los. Mrs. Shapiro lief voraus - es war erstaunlich, wie schnell sie sich in den
König-der-Löwen-Hmsschuhen
bewegen konnte -, Ben und ich trabten hinterher, und Wonder Boy bildete das Schlusslicht. Es war ziemlich dunkel und kalt und noch feucht vom letzten Regen. Als wir in den Totley Place einbogen,
Weitere Kostenlose Bücher