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Das Leben kleben

Das Leben kleben

Titel: Das Leben kleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Lewycka
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kamen ein paar der anderen Katzen aus dem Gebüsch und begleiteten uns. Violetta wartete auf der Veranda, ekstatisch vor Freude über Mrs. Shapiros Rückkehr. Wonder Boy fauchte sie an, schlug mit der Pfote nach ihr und verjagte sie.
    In einigen Fenstern brannte Licht, was an sich schon überraschend war, denn ich hatte Canaan House noch nie so hell erleuchtet gesehen. Mir fiel auf, dass die Haustür gelb gestrichen worden war und die kaputten Fliesen auf der Veranda durch moderne Badezimmerkacheln ersetzt worden waren. Während Mrs. Shapiro nach ihrem Schlüssel suchte, klingelte ich an der Tür.
    Es war Mr. Alis Neffe Ismael, der die Tür öffnete. Er erkannte mich sofort und winkte uns strahlend herein.
    »Willkommen! Willkommen!«
    Anscheinend hatte er noch ein Wort gelernt. Auch innen war das Haus gestrichen worden, weiß und gelb. Es sah heller und frischer aus, und es roch viel besser. Ich beobachtete, wie Mrs. Shapiro sich umsah, und versuchte ihren Gesichtsausdruck zu deuten. Sie schien recht zufrieden.
    »Ihr habt viel getan«, sagte ich zu Ismael. »Das ist Mrs. Shapiro. Sie ist die Besitzerin des Hauses. Sie ist jetzt wieder da, so dass ihr leider ausziehen müsst. So war es abgemacht. Wisst ihr noch?«
    Er lächelte und nickte verständnislos. Offensichtlich hatte er keine Ahnung, wovon ich redete. Ich versuchte es noch einmal, redete lauter und machte Gesten dazu.
    »Diese Dame - wohnt hier - ist wieder da - ihr müsst gehen - geht jetzt.« Ich zeigte auf Mrs. Shapiro und wedelte mit der Hand zur Tür. »Ja. Ja.« Er lächelte und nickte.
    Dann tauchte Nabil auf der Bildfläche auf, nickte und lächelte ebenfalls und präsentierte seine drei Worte Englisch. »Hallo. Bitte. Willkommen. Hallo. Bitte. Willkommen.« »Hallo. Ja, bitte. Willkommen«, sagte Ismael.
    Ich machte wieder meine Zeige- und Scheuchgesten. Sie lächelten und nickten.
    »Hallo. Ja. Bitte.«
    So kamen wir nicht weiter.
    Dann holte Ismael - dem man ein wenig Intelligenz zugestehen musste - sein Handy heraus, tippte eine Nummer ein und begann mit der Person am anderen Ende auf Arabisch zu sprechen. Wenige Augenblicke später reichte er mir das Telefon. Es war Mr. Ali.
    »Sie müssten ihnen sagen, dass sie gehen müssen«, sagte ich. »Jetzt, da Mrs. Shapiro wieder zu Hause ist. Sie können nicht bleiben. Sie haben es versprochen, wissen Sie noch? Es tut mir wirklich leid. Ich dachte, dass wir benachrichtigt würden, wann sie zurückkommt, aber ...« Ich wurde leicht hysterisch.
    Ich reichte Ismael das Telefon zurück. Er hörte einen Augenblick zu, dann ließ er einen Wortschwall auf Arabisch los, dann hörte er wieder zu und reichte mir das Telefon.
    »Heute ist zu spät. Ich habe keinen Wagen.« Mr. Alis Stimme klang leise und weit entfernt. »Bitte lassen Sie sie noch eine Nacht bleiben. Morgen komme ich mit Lieferwagen.«
    »Okay«, sagte ich. »Aber nur heute Nacht. Ich rede mit Mrs. Shapiro. Mr. Ali, danke für die Arbeit - die gestrichenen Wände - es sieht toll aus.« »Gefällt Ihnen gelbe Farbe?« »Sehr.«
    »Ich wusste, dass Ihnen gefällt.« Er klang erfreut.
    Mrs. Shapiro hatte bei unserem Konferenzgespräch die Geduld verloren und war irgendwohin verschwunden. Ben und Nabil waren nach hinten ins Kaminzimmer gegangen, wo jetzt ein Fernseher mit einer Tischantenne stand. Sie sahen Fußball, Seite an Seite auf dem Sofa, und grinsten und jubelten, wenn ein Tor fiel. Nabil zeigte auf sich und sagte: »Hallo! Bitte! Arsenal!« Ben zeigte auf sich und sagte: »Hallo! Leeds United!«
    Ich fand Mrs. Shapiro in ihrem Schlafzimmer. Sie lag eingerollt im Bett, mit Wonder Boy, Violetta, Mussorgski und den Kinderwagenbabys. Wonder Boy war sogar zu ihr unter die Decke gekrochen. Sie schnurrten alle, und Mrs. Shapiro schnarchte.
     

38 - Renovierungsarbeiten
     
    Am nächsten Morgen wachte ich mit dem Gefühl auf, ich hätte etwas Wichtiges zu tun, doch ich erinnerte mich nicht, was es war. Am Abend hatte ich Mrs. Shapiro schlafend in ihrem Haus zurückgelassen, und ich beschloss, heute Morgen noch mal nach dem Rechten zu sehen. Das Telefon klingelte. Es war Ms. Baddiel, die mich an unser Treffen erinnerte. Als ich auflegte, kam mir eine glänzende Idee. Ich griff wieder nach dem Hörer und wählte Nathans Nummer.
    »Ich wollte fragen, ob du uns vielleicht ein paar Tipps geben könntest. Moderne Klebstoffe bei häuslichen Renovierungsarbeiten. Heute Vormittag. Elf Uhr.« Ich gab ihm die Adresse.
    »Prima. Ich bringe das

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