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Das Leben kleben

Das Leben kleben

Titel: Das Leben kleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Lewycka
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Tür. Elvina schrie die Katzen auf Estnisch an und jagte sie mit dem Besen durchs Haus. Mrs. Shapiro nannte sie eine Nazikollaborateurin und warf sie eine Woche vor Weihnachten raus, mit der Begründung, sie habe eine silberne Kaffeekanne und ein paar Katzenkekse geklaut.
     

17 - Sherry
    Zwei Tage vor Weihnachten machte ich mich auf den Weg zu Canaan House, um mein Weihnachtsgeschenk abzuliefern - ein Körbchen mit parfümierter Seife und Körperlotion, die, wie ich dachte, Mrs. Shapiro mögen würde. Ein böiger Wind peitschte mir die Haare ins Gesicht und ließ den Fledermausmantel um meine Beine flattern. An den Bäumen waren keine Blätter mehr, stattdessen hingen Fetzen von Plastiktüten wie Wimpel von den Ästen, und vor mir fegte der Wind den Müll über die Straße.
    Als ich um die Ecke kam, stand vor dem Weg zum Haus ein riesiger schwarzer Geländewagen mit getönten Scheiben, Reifen so groß wie die eines Traktors und einem zweifellos enorm erderwärmenden Motor. Er kam mir vage bekannt vor, doch ich konnte ihn nicht einordnen. Ich ging schneller. Violetta wartete auf der Veranda auf mich, das Fell gegen die Kälte gesträubt. Ich klingelte.
    Lange hörte ich nichts, dann näherten sich Schritte und dann öffnete Mrs. Shapiro die Tür. Sie hatte Make-up aufgelegt und trug einen ziemlich modischen gestreiften Pullover, braune Hosen und ein anderes Paar Stöckelschuhe - aus Schlangenleder, zehenfrei mit Riemchenferse, die ihr ein paar Nummern zu groß waren. Ihre linke Hand war immer noch verbunden, und in der rechten hielt sie eine Zigarette.
    »Georgine! Mein Darlink!« Sie riss mich an sich, die Zigarette gefährlich nah an meinem Haar. »Kommen Sie rein! Kommen Sie rein! Ich habe Besuch!«
    Ich folgte ihr durch die kühle Eingangshalle - ja, da war der Haufen an seinem gewohnten Ort - in die Küche, wo der Heizlüfter auf vollen Touren lief und ein Kessel auf dem Gasofen vor sich hin dampfte. Es roch wie gewöhnlich nach Katzenpisse und Verfall, doch darüber lag ein neuer Geruch, nach Moschus und Potenz, ein parfümiertes Aftershave. Am Tisch in der Küche saß ein Mann. Er hatte mir den Rücken zugewandt, doch selbst aus dieser Perspektive sah ich, dass er groß und breitschultrig war, mit kurz geschorenem blondem Haar und Muskeln, die fast die Nähte seiner Kleider sprengten. Dann stand er auf, um mich zu begrüßen. Wurde größer und größer - er musste weit über eins neunzig sein, gebaut wie ein etwas aus dem Leim gegangener Rugby-Spieler - und schließlich trafen sich unsere Augen. Wir erkannten einander sofort, und im selben Moment schlossen wir einen stillschweigenden Pakt: zu vergessen, dass wir uns je begegnet waren.
    »Nicky«, sagte Mrs. Shapiro und klimperte ihn mit zerrupften Wimpern an, »das ist meine liebe Freundin Georgine. Georgine, das ist mein neuer Freund Mr. Nicky Wolfe.« Es war offensichtlich, dass sie ihn nicht wiedererkannte.
    »Schön, Sie kennenzulernen.« Er packte meine Hand - seine war feucht und fleischig - und pumpte sie auf und ab.
    »Guten Tag, Mr. Wolfe.«
    Ich denke nicht automatisch an Sex, wenn ich einen Mann kennenlerne, aber bei ihm tat ich es; ich dachte, Sex mit ihm wäre sicher schnell, schmerzhaft und erniedrigend. Es wäre wie bei Violetta und Wonder Boy. Er hatte diesen Blick in den Augen. »Bitte nennen Sie mich Nick.«
    »Hallo, Nick. Sie müssen einer der Immobilienmakler sein.« »Gut erkannt. Wie haben Sie das erraten?«
    »Mrs. ...« Normalerweise sprach ich sie mit Nachnamen an, aber ich musste diesem Kerl zeigen, dass wir uns nahe standen. »Naomi hat mir Ihre Karte gezeigt. Sie sagte, Sie hätten ihr ein Angebot für das Haus gemacht.«
    »Ein Angebot, das sie hoffentlich nicht ablehnen kann.« Er sah sie anzüglich an.
    »Georgine, Darlink. Wie wäre es mit einem Drink?«
    Mrs. Shapiros Wangen waren unter den zwei Rougetupfern gerötet.
    »Eine Tasse Tee wäre schön.«
    Der Kessel zischte weiter und füllte die Küche mit Dampf. Dann sah ich, dass in dem ganzen Durcheinander auf dem Tisch eine Sherryflasche und zwei Gläser standen, seines voll, ihres leer.
    »Ich habe nur Kräutertee.« »Das ist gut.«
    »Warum nehmen Sie nicht einen kleinen Aperitif?«
    »Es ist ein bisschen früh für mich, Naomi.« Ich versuchte vorwurfsvoll zu klingen. »Es ist noch nicht mal zehn.«
    »So früh?« Sie sah sich gespielt entrüstet um und kicherte. »Sie sind ein sehr ungezogener Mann, Mr. Nick.«
    Er lachte in sich hinein, wie ein Vergewaltiger. »Es

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