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Das Leben kleben

Das Leben kleben

Titel: Das Leben kleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Lewycka
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Lapislazuli. (Danke, Mr. Thesaurus.) Er brachte ihr herrliche Geschenke - handbestickte spanische
Unterwäsche Strapse Taschentücher
Mantillen.
     
    Als ich eine Stunde später das Heft zuschlug, stellte ich fest, dass die Weinflasche leer war und ich noch eine geöffnet hatte. Das war nicht gut. Vielleicht hatte Ben recht, ich sollte es mit dem Rioja nicht übertreiben. Das Haus war ganz still. Ich lauschte. Leise hörte ich einen Wagen auf der Straße vorbeifahren und das Ticken der Heizung. Das war alles. Holty Towers, voll Ekstase und Drama, die üppigen Festmähler und das Mandolinenspiel, all das war weit entfernt.
     

23 - Experimente mit Velcro
    Mark Diabello kam am nächsten Mittwoch wieder, diesmal ohne den Champagner, aber dafür mit einem Blumenstrauß - rote Rosen - und einer kleinen als Geschenk verpackten Schachtel, in der ich Pralinen vermutete. Ich erwartete ihn in einem ziemlich offenherzigen Oberteil, das ich am Vortag gekauft hatte, und einem Spitzenhöschen unter einem engen Rock, beide ebenfalls am Vortag gekauft. Ich betrachtete mich im Spiegel, die geröteten Wangen und glänzenden Augen, und erkannte mich nicht wieder. Ich spürte, wie ich zerschmolz, als er mich küsste. Von der Haustür zum Schlafzimmer brauchten wir etwa fünf Minuten.
    Er zog mich bereits aus, als wir aufs Bett fielen, und seine Hände arbeiteten mit der gleichen zielorientierten Effizienz. Als auch sein Hemd fort war, roch ich seinen Körper, Seife, Schweiß, Moschus und ein weiterer Geruch, leicht chemisch und irritierend. Was war es? Ich drückte das Gesicht an seine Haut. Schwefel? Chlor. Und in einem Wimpernschlag war ich wieder sechzehn, in der Umkleide des Hallenbads in Leeds, eingeschlossen in einer Kabine mit Gavin Connolly, eingeschlossen in seinen Armen, heillos verliebt.
    »Warst du schwimmen?«
    »Woher weißt du das?«
    »Du riechst nach Chlor.«
    »Stört es dich?«
    »Nein. Im Gegenteil.«
    »Ich bin Turmspringer.«
    »Kriegt man da keine Angst?«
    »Doch. Aber man muss einfach die Augen zumachen und sich fallen lassen.« Ich stellte mir vor, wie er schlank und muskulös und pfeilgerade ins Wasser schoss. Ich schloss die Augen und ließ mich fallen.
    »Willst du dein Geschenk nicht aufmachen?«, murmelte er.
    Ich griff nach der kleinen Schachtel, die vom Bett gerutscht war, und zog die Schleife auf. Etwas Rotes, Seidiges glitt heraus. Ich hielt es hoch. Es war ein winziges Höschen aus glänzender roter Seide, mit schwarzer Spitze gesäumt. Ich traute meinen Augen nicht. Donnerwetter! War das für mich? So etwas hatte ich noch nie besessen. Ich wusste nicht einmal, ob es mir gefiel.
    »Willst du es nicht anprobieren?«
    Ich wand mich hinein und spürte, wie es um meine Schenkel flatterte wie Mottenflügel. Etwas war merkwürdig daran - der Zwickel - in der Mitte war ein Loch. War damit nicht der ganze Zweck verfehlt ...? Wozu war ein Höschen ohne Zwickel gut?
    Sie sollte es schon bald herausfinden. Nicht ich, nicht Georgie Sinclair, nein, eine andere Frau - eine sexy und hemmungslose Frau, die in roten, mit schwarzer Spitze besetzten Seidenhöschen mit einem Loch im Zwickel herumtollte, die nach Sex roch, deren Körper wie warmer Zucker in den Armen eines dunklen, gutaussehenden Fremden dahinschmolz, der eines Nachmittags an ihre Tür kam, um Liebe mit ihr zu machen.
    Der dunkle, gutaussehende Fremde lag auf den Ellbogen gestützt neben der sexy Frau. Mit der anderen Hand erforschte er das Loch im Zwickel. Sie roch das Chlor auf seiner Haut.
    »Schau, da ist noch was in der Schachtel«, sagte er.
    Die sexy Frau griff hemmungslos in die Schachtel und zog - was zum Teufel war das? Zwei Ringe aus gepolstertem, mit schwarzer Spitze besetztem rotem Satin -Strapse? Nein, sie hatten Velcro-Klettverschlüsse.
    »Du schlimmes kleines Ding«, flüsterte er, »lass mich ...«
    Er beugte sich über sie und fesselte sie mit den Handgelenken an die Bettpfosten, legte sich mit seinem ganzen Gewicht auf sie, presste alle Luft aus ihr heraus, bis sie aufschrie. Sie kam fast sofort, noch bevor er in sie eingedrungen war.
    Es war heiß und dampfig in der Umkleidekabine, und wir waren nass und glitschig, und dann trockneten wir uns gegenseitig mit dem Handtuch ab und schlüpften in unsere feuchten, nach Chlor riechenden Kleider. Was war aus Gavin Connolly geworden? Was war aus Georgie Shutworth geworden? Ich konnte nicht anders - ich fing zu weinen an. Mark Diabello tupfte mir mit seinem Taschentuch die Augen ab und

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