Das Leben kleben
Immobilienmakler wusste er, wo es langging. Das Ganze lief erstaunlich schnell ab, mit der gut geölten Präzision eines Oberklasse-Jaguars. Er verabreichte mir genau die richtige Menge Champagner, küsste mich genau auf die richtige Art, wobei er fest und doch sanft mein Kinn umfasst hielt. Dann, genau im richtigen Moment, bewegte sich eine Hand von meinem Kinn zu meiner linken Brust. Die andere Hand wanderte zwischen meine Beine. An der ganzen Sache war etwas angenehm Unpersönliches. Seine Hände fanden unfehlbar die richtigen Stellen. Seine Finger waren stark und geschmeidig. Es gab kein Herumfummeln an den Kleidern - sie fielen einfach ab. Sein Körper war hart und haarig. Er zog ein Kondom aus der Tasche. Wenn ich Zeit zum Nachdenken gehabt hätte, hätte ich vielleicht gedacht - was zum Teufel mache ich da? Aber ich dachte gar nichts. Mein Gehirn war voller Seifenblasen. Meine Haut bitzelte wie elektrisiert. Mein Körper schnurrte in seinen Händen. Ich würde gern sagen, ich wäre schockiert und angewidert von der zielstrebigen Effizienz des Vorgangs gewesen. Doch ehrlich gesagt, es war fantastisch.
Ich erinnerte mich nicht, was dann passierte - na gut, ich erinnere mich, aber es ist mir peinlich, es niederzuschreiben. Sehen Sie, er war der einzige Mann außer Rip, mit dem ich in den letzten zwanzig Jahren geschlafen hatte. Es war, als sei ich aus meiner gewohnten Haut herausgeschlüpft und hätte mich in eine andere Person verwandelt, deren Körper wogte und flatterte wie ein Stück Seide im Sturm.
Danach lagen wir nebeneinander und sahen zu, wie die Schatten im Garten länger wurden, und er zog mich in seine Arme und streichelte mein Haar und flüsterte süße, bedeutungslose Worte. Dann griff er in die Brusttasche seines Jacketts, das über dem Stuhl hing, und reichte mir ein sauberes weißes Taschentuch.
Wir sprachen nicht viel. Es hatte nichts mit uns als Individuen zu tun. Er ging, bevor Ben aus der Schule kam. Ich dachte, ich würde mich vielleicht schmutzig fühlen, oder benutzt, oder mich vor mir selbst ekeln, aber ich vermute, tief im Inneren wusste ich, dass mit einem anderen Mann zu schlafen Teil eines Reparaturprozesses war, den ich durchlief. Was hatte Nathan gesagt? Leimen und Nageln machte Bindungen besser. Vielleicht war da etwas dran. Nachdem er fort war, fühlte ich nichts als eine schwere Melancholie, wie eine Regenwolke, die über meinem Herzen anschwoll. Ich wollte nicht, dass er mich weinen sah, doch sobald ich hörte, wie sein Jaguar wegfuhr, ließ ich den Tränen freien Lauf. Ich wusste nicht einmal, warum ich weinte oder was diesen Sturm in mir ausgelöst hatte. Vielleicht hatte der Sex die Starre in mir gelöst, mit der ich die Tränen zurückgehalten hatte.
Etwa eine halbe Stunde später hörte ich den Schlüssel im Schloss, als Ben nach Hause kam. Ich trocknete mir die Augen, zog mich an und ging nach unten, um ihn zu begrüßen.
»Alles in Ordnung, Mum?« Er sah mich aufmerksam an. »Du siehst so ... komisch aus.«
Das Rührei stand noch auf dem Küchentisch, gelb und eingetrocknet.
»Komisch?«
»Irgendwie überdreht. Manisch.«
»Muss der viele Kaffee sein, den ich getrunken habe. Ich bin an den
Klebstoffen
hängen geblieben. Haha. Und du? Wie ist das Leben in ...« (ich verkniff mir ein paar sarkastische Attribute) »... Islington?«
»Ganz okay. Dad ist auch ein bisschen überdreht.«
Er schüttete sich Milch über die Schokopops und setzte sich mit seinem Löffel hin.
»Ach, wirklich?«
Ich gierte nach diesen Informationsschnipseln, aber der loyale Ben war sehr geizig mit ihnen. »Er sagt, er fängt ein neues Projekt an?«
Da war wieder die Hebung am Ende des Satzes. Ich fand sie beunruhigend. Sie klang nicht wie mein Ben. »Nicht mehr das Zukunftsprojekt?«
»Er sagt, er ist jetzt auf der nächsten Ebene?« »Ja, er hatte immer hehre Ziele.«
Anscheinend hatte sich doch ein sarkastischer Unterton in meine Stimme verirrt. Bens Blick warnte mich, dass ich Gefahr lief, die feine Grenze zu überschreiten, die er zwischen seinen zwei Welten gezogen hatte.
Abends, als Ben im Bett war, schenkte ich mir ein Glas Wein ein und griff nach meinem Schreibheft. In Holty Towers wurde mal wieder ein Bankett abgehalten.
Das verspritzte Herz Kapitel 6
Von ihrem treulosen Ehemann zurückgewiesen, fand Gina endlich
Liebe und Erfüllung
Trost in den Armen eines umherziehenden Mandolinenspielers mit
obsidian himmelblauen saphirgrünen amethyst jad
e Augen wie
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