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Das Leben kleben

Das Leben kleben

Titel: Das Leben kleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Lewycka
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Alis Füßen an die Mauer zu stellen. Beim Herunterklettern brüllte er die beiden an, er spuckte buchstäblich vor Zorn. Als seine Füße den Boden berührten, schien sein Kampfgeist abrupt erloschen, und er setzte sich hin, legte den Kopf auf die Knie und atmete tief durch.
    »Der Job ist für junge fitte Männer. Nicht für Doppel exzell Herr in mein Alter.«
    »Aber Sie waren wirklich exzellent, Mr. Ali. Wie Sie die Ruhe bewahrt haben«, sagte ich, auch wenn Ruhe, ehrlich gesagt, nicht das Wort war, das es am besten traf.
    »Nein, Größe XXL, Mrs. George.« Er schlang die Arme um seinen Hamsterbauch. »Meine Frau kocht zu viel. Nicht gut für Leiter hochsteigen.«
    Ich lachte. »Das nächste Mal schicken Sie einen der beiden da die Leiter hoch.«
    Mit einem melancholischen Seufzer schüttelte er den Kopf, doch er schwieg.
    Die beiden drückten sich verlegen an der dreiteiligen Leiter herum. Sie hatten ein Päckchen Zigaretten herausgeholt und zündeten sich eine an. Ich fragte mich, warum sie diese bizarren Kostüme trugen - sie glichen eher zwei Statisten aus
Lawrence von Arabien
als den Palästinensern, die ich im Fernsehen gesehen hatte. Sie waren jünger als Mr. Ali, größer und unglaublich gutaussehend, mit dunklen funkelnden Augen und weißen funkelnden Zähnen. (Stopp. War das nicht ein politisch absolut unkorrektes Klischee? Reiß dich zusammen, Georgie. Sie sind jung genug, um deine Söhne zu sein.)
    »Hallo.« Ich lächelte. »Ich bin Georgie.«
    Sie nickten und strahlten mich mit weißen Zähnen an. Offensichtlich sprachen sie kein Wort Englisch. Mr. Ali kam auf die Füße.
    »Erlauben Sie mir vorzustellen. Mrs. George, das ist mein Neffe Ismael. Er ist vollkommen nichtsnutz. Das ist sein Freund Nabil. Er ist auch vollkommen nichtsnutz.«
    Die nichtsnutzigen jungen Männer nickten und ließen wieder die Zähne aufblitzen. »Was für ein Unglück in mein Alter, zwei vollkommen nichtsnutze Assistenten zu haben.«
    Dann sprach er Arabisch mit ihnen, und etwas an der Art, wie er mich ansah, ließ mich vermuten, dass er sagte, auch ich sei zu nichts nutze. Sie nickten höflich und lächelten mich wieder an.
    Als sie ihre Zigaretten fertig geraucht und auf dem Boden ausgetreten hatten, stellten sie die Leiter an die Mauer, und Nabil hielt sie unten fest, während Ismael hinaufstieg, wobei sich seine Füße in seinem Gewand verhedderten.
    »Nein, nein, nein!«, schrie Mr. Ali und sprang erbost herum, dann rief er etwas auf Arabisch. Sogar ich sah, dass die Leiter zu kurz und der Winkel zu steil war, um sicher nach oben zu kommen. »Wir brauchen größere Leiter. Ich habe euch gesagt, die ist nicht gut.«
    Die Nichtsnutze schleppten die nicht-gute Leiter zurück zum Lieferwagen, wo sie sie unter lautem Ächzen und Geschrei auf den Dachträger hievten, dann setzten sie sich auf die Verandatreppe und rauchten noch eine Zigarette. Sie grinsten wie ein paar Lausbuben und schlugen mit einer zusammengefalteten arabischen Zeitung aufeinander ein. Mr. Ali streckte die Hand aus und konfiszierte sie.
    »Dies Haus - es braucht zu viel Arbeit«, seufzte er. An seinem Hosenboden war ein großer nasser Fleck, weil er auf dem nassen Boden gesessen hatte. »Ich weiß nicht, ob ich schaffe das mit diese Nichtsnutze.«
    »Bestimmt schaffen Sie das«, sagte ich und versuchte meiner Stimme einen besonders ruhigen, zuversichtlichen Ton zu geben, den ich in dieser Situation für angemessen hielt. »Es hat keine Eile. Ich glaube, es dauert ein bisschen, bis Mrs. Shapiro zurückkommt.« »Glauben Sie? Hm.«
    Er schwieg und sah mich schief an. Die Nichtsnutze saßen immer noch auf der Terrasse, doch jetzt hatten sie angefangen, laut zu streiten, und schubsten einander von den Stufen. Dann tauchte Mussorgski am kaputten Schlafzimmerfenster auf (wie war er dorthin gekommen?) und begann leidenschaftlich zu jaulen, und Wonder Boy jaulte aus dem Garten zurück, blasiert und selbstgefällig.
    »Wissen Sie, Mrs. George, ich finde schade, dass so großes Haus leer stehen muss.« Mr. Ali strich sich über den adretten Bart und sah mich nachdenklich an. »Hier, mein Neffe Ismael - hat kein Wohnung. Schläft auf Boden bei mir zu Hause. Macht meine Frau verrückt. Der ander Nichtsnutz schläft auch manchmal bei uns in Wohnzimmer.«
    Ich konnte seine Frau gut verstehen - die beiden würden mich auch verrückt machen.
    »Naja ... ich weiß nicht, was Mrs. Shapiro denken würde ...«, begann ich. Und dann kam mir der Gedanke, dass die beiden zwar

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