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Das Leben kommt immer dazwischen: Stationen einer Reise

Das Leben kommt immer dazwischen: Stationen einer Reise

Titel: Das Leben kommt immer dazwischen: Stationen einer Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auma Obama
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Freude – einen Hund an, der unseren Bungalow bewachen sollte. Wir hätten ihn natürlich liebend gern als Spielgefährten gehabt, doch nur selten durften wir mit ihm draußen herumtollen. Unser Nachtwächter, der in der Dunkelheit mit dem Vierbeiner seine Rundgänge auf dem Grundstück machte, sah es gar nicht gern, wenn wir Kontakt zu dem Tier hatten. Damit der Wachhund nicht zu verspielt wurde und sich gar nicht erst an uns gewöhnte, wurde er schließlich tagsüber in eine Hundehütte gesperrt und nur nachts in den Garten gelassen. Dadurch sahen wir ihn nur noch so selten, dass er uns, wenn wir aus dem Internat nach Hause kamen, gar nicht wiederzuerkennen schien. Ich erinnere mich noch, dass man ihn jedes Mal festhalten musste, wenn wir aus dem Auto stiegen, damit er sich nicht auf uns stürzte. Da war es uns dann doch angenehmer, dass er in seiner Hundehütte bleiben musste.
     
    Leider währte die Zeit in dem herrlichen Haus in Roselyn nur kurz. Möglicherweise fühlte sich meine Stiefmutter nach den Einbrüchen nicht mehr wohl in dem etwas einsam gelegenen Bungalow. Jedenfalls zogen wir dann nach Hurlingham, in ein etwas dichter bebautes Wohngebiet von Nairobi. Hier umgab eine Hecke aus stacheligen Keiapfelbäumen unser Grundstück.
    An unser Leben in Hurlingham erinnere ich mich nur noch schwach, da ich die meiste Zeit, als wir dort wohnten, im Internat war. Ein Bild aber habe ich noch deutlich vor Augen: Ein Mann läuft neben einem Auto her und zerrt dabei am Halsband eines bellenden, auf den Hinterpfoten aufgerichteten Hundes. Im Wagen sitze ich selbst, verängstigt und mucksmäuschenstill.
    Nur wenige Häuser entfernt von unserem Hurlinghamer Haus lag die Kilimani Primary School, die ich nach der unglücklichen Zeit an der Mary Hill Primary School jetzt als Tagesschülerin besuchte. Bald darauf wechselten wir abermals unsere Bleibe und wohnten in Woodley, einem weiteren Stadtviertel von Nairobi, das vor der Unabhängigkeit den Kolonialbeamten der mittleren Verwaltungsebene vorbehalten war. Mittlerweile aber hatten die weißen Familien bis auf einige wenige das Viertel verlassen. Als wir nach Woodley kamen, bestand unsere Nachbarschaft hauptsächlich aus Afrikanern und ein paar indischen Familien. Die Eltern meiner besten Freundin Carole stammten aus Polen und England. Sie lebten nur wenige Häuser entfernt von mir, am Ende der Straße. Und Vater und Mutter meiner zweitbesten Freundin Sharon, die gleich nebenan wohnte, waren Kenianer, sie selbst wurde in Goa, einer indischen Provinz, geboren. Carole, Sharon und ihre Brüder besuchten zu meiner Freude ebenfalls die Kilimani Primary School.
    In Woodley gab es fast nur junge Familien mit Kindern in unserem Alter, sodass es uns nie an Spielkameraden fehlte. Manchmal trafen sich vor den Häusern bis zu fünfzehn Kinder zu gemeinsamen Unternehmungen. Denn obwohl all unsere Bungalows von Gärten umgeben waren, spielten wir fast immer auf der Straße, die tagsüber kaum befahren war und uns viel Platz bot. Wir konnten dort so laut sein, wie wir wollten, da die Grundstücke große Vorgärten besaßen und die Gebäude in einiger Entfernung von der Straße lagen.
    Ausgiebig herumtoben konnten wir allerdings nur am Wochenende und in den Ferien, denn unter der Woche saßen wir nach der Schule an unseren Hausaufgaben, die uns kaum Zeit für etwas anderes ließen. Dafür stürmten wir an den Wochenenden und in den Ferien gleich nach dem Frühstück nach draußen. Zum Mittagessen verschwand jeder zu sich nach Hause, denn ohne die Erlaubnis der Eltern setzte man sich nicht bei den Freunden mit an den Tisch. Ohnehin hatte jede Familie eine Haushaltshilfe, die mittags für die Kinder kochte, da normalerweise beide Elternteile arbeiteten. Nach dem Essen trafen wir uns dann erneut, um das unterbrochene Spiel fortzusetzen.
    In der Regel spielten Mädchen und Jungen ganz selbstverständlich zusammen. Nur mein Bruder wollte nie, dass ich mit seinen Freunden etwas machte. Ihm wäre es lieber gewesen, ich hätte mich nur mit Mädchen abgegeben beziehungsweise die Puppen dem Fußball vorgezogen. Puppen aber langweilten mich. Die sportlichen Unternehmungen und Wettkämpfe, die wir mit den Jungen veranstalteten, fand ich viel spannender. Den meisten Mädchen in unserer Nachbarschaft erging es ebenso, bis auf die wenigen, die nur zuschauen wollten.
    Abongo aber störte nicht nur, dass ich mich nicht von seinen Freunden fernhielt, sondern ganz generell, dass ich unerschrocken an allem

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