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Das Leben kommt immer dazwischen: Stationen einer Reise

Das Leben kommt immer dazwischen: Stationen einer Reise

Titel: Das Leben kommt immer dazwischen: Stationen einer Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auma Obama
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(besser bekannt als East African Safari Rallye), die jedes Jahr um Ostern herum in Nairobi startete und dann in anderen Landesteilen fortgesetzt wurde. Parallel zu diesem aufregenden Event veranstalteten wir in unserem Viertel mit großem Ernst unsere eigene Mini-Safari-Rallye. Anhand der Platzierungstabellen, die man in einer Zeitung einsehen konnte, bereiteten wir uns mit winzigen, bunt bemalten Dinky-Rennwagen (die Konkurrenz zu den Matchbox-Autos) auf unser eigenes Rennen vor. Sorgfältig planten wir den Verlauf der Strecke und markierten sie auf dem Gelände. Dann banden wir vorne an jedes kleine Auto eine lange Schnur, prüften den Zustand der Räder, um sicherzustellen, dass sie sich auch sauber und gleichmäßig drehten. Und los ging’s.
    Sobald der Startpfiff ertönte, zog jeder Rennpilot seinen Flitzer an der Schnur über den holprigen Boden, durch Pfützen und kleine Vertiefungen. Jetzt waren wir Joginder Singh, Shekhar Mehta, Hannu Mikkola oder Bert Shankland, die berühmten Fahrer, die in den großen Wagen durchs Land fuhren. Und wie diese Profis rasten auch wir, ihre Doppelgänger, dem Ziel entgegen. Der Zufall wollte es, dass die Rennstrecke der wahren Helden ausgerechnet die Ngong Road entlangführte, die nur wenige hundert Meter von unserem Haus entfernt verlief. Natürlich unterbrachen wir jedes Mal aufgeregt unsere Mini-Rallye, um sie vorbeibrettern zu sehen. Danach kehrten wir mit angeheiztem Eifer zu unserer Parallelveranstaltung zurück.
    Auch bei den anderen Spielen ging es meistens darum, wer irgendetwas am schnellsten, besten oder geschicktesten machte. Nie werde ich den Tag vergessen, an dem ich versuchte, mir selbst zu beweisen, dass ich am höchsten von allen klettern konnte – und mir dabei beinahe den Hals brach. Damals stand in unserem Garten eine über zehn Meter hohe Tanne, an der ich schon manches Mal hochgestiegen war. An jenem Tag erklomm ich den Baum forsch und unbekümmert und stoppte nicht einmal an der gewohnten Stelle, sondern stieg immer weiter hinauf. Fast im Wipfel angelangt, merkte ich gar nicht, wie sich die dünnen Äste gefährlich bogen. Plötzlich brach ein Ast unter meinem Fuß und nahm mir den Halt. Ich kam ins Rutschen und versuchte vergeblich, mich an die dünnen Äste zu klammern. Sie brachen mir in den Händen ab, und ich fiel tiefer und tiefer.
    Zu meinem großen Glück fingen mich die unteren und dickeren Äste ab und bereiteten meinem Sturz ein Ende. Starr vor Schreck blieb ich dort, wo ich war, halb liegend, halb sitzend. Alles war rasend schnell gegangen. Nach ein paar Minuten fasste ich mich wieder, blickte unter mich und stellte erschrocken fest, dass nur noch wenige Meter bis zum Boden fehlten. Wäre ich weiter gefallen, hätte ich mir garantiert das Genick gebrochen.
    Nach dieser Rutschpartie taten mir am ganzen Körper die Stellen weh, an denen mich Äste gestochen und zerkratzt hatten. Mir war zum Weinen zumute. Aber ich biss die Zähne zusammen und schluckte meine Tränen hinunter. Dieses Abenteuer hatte ich auf eigene Faust gewagt, und niemand sollte von meinem Absturz erfahren, der so glimpflich ausgegangen war. Es hat danach lange gedauert, bis ich wieder auf diesen Baum kletterte.
    Jedes Mal war ich mit von der Partie, wenn wir das Mülltonnenspiel veranstalteten, das, im Nachhinein betrachtet, auch nicht ganz ohne war. Die Straßen von Nairobi waren damals in einem sehr guten Zustand, etwas, was man sich kaum vorstellen kann, wenn man die heutigen Verkehrswege der Hauptstadt kennt. Jedenfalls: Der gepflegte Straßenbelag eignete sich hervorragend für unser Mülltonnen-Rennen. Für dieses Spiel zweckentfremdeten wir die robusten, eimerförmigen, knapp über einen Meter hohen Metalltonnen, die auf jedem Grundstück standen. Wir nahmen den Deckel ab, der lose auf dem Behälter saß, und legten die Tonne auf die Erde. Höchsten vier Mülltonnen passten nebeneinander auf die Straße. Jeder Tonnenpilot stieg nun auf sein Vehikel und balancierte darauf, bis der Startpfiff erklang. So schnell wie möglich – natürlich ohne hinunterzufallen – musste nun der Metallbehälter mit den Füßen bis zur Ziellinie am Ende der Straße gerollt werden. Das funktionierte ideal, wenn man viele winzige Schritte machte. Doch solange man diese spezielle Technik noch nicht wirklich beherrschte, fiel man immer wieder auf den harten Asphalt und holte sich Schrammen und blaue Flecke. Erst recht, wenn man so mutig war – und das war ich – und das Rennen statt auf

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