Das Leben kommt immer dazwischen: Stationen einer Reise
wirklich ein Problem. Wer weiß, ob sie überhaupt Mechaniker sind!«
Barack stand sofort auf, als er sah, dass ich mich um das Auto kümmern wollte. Er war hin- und hergerissen. Er wollte nicht, dass ich mich ohne Begleitung bei den Fremden aufhielt, aber Michelle sollte auch nicht alleine am Straßenrand zurückbleiben.
»Geh nur. Ich komme schon klar«, sagte sie gelassen.
Die zwei vom Himmel gefallenen Mechaniker waren keine Diebe, sie reparierten den Wagen tatsächlich. Doch als wir wieder starten konnten, setzte ich meine beiden Begleiter vor unserer gemieteten Wohnung ab, um anschließend in eine Werkstatt zu fahren. Ich war erst beruhigt, als er dort noch einmal durchgecheckt wurde.
»In eine solche Situation sollten wir nicht noch einmal geraten, Schwesterchen«, sagte Barack zu mir, als ich zurückkehrte. »Ich versuche hier, meine Braut zu beeindrucken.«
Ich musste laut auflachen. Er machte zwar ein todernstes Gesicht, aber ich sah ihm wie auch Michelle an, dass sie im Nachhinein das Erlebnis eher komisch fanden.
»Woher kamen denn diese Mechaniker so plötzlich?«, fragte er verwundert.
»Keine Ahnung. Wahrscheinlich sind sie arbeitslos, stellen sich an die Straße und hoffen auf Leute wie uns.«
»Es hatte wirklich etwas Surreales. Zu Hause wird mir die Geschichte kein Mensch glauben. So schnell bin ich noch nie aus einem Auto ausgestiegen.« Barack schüttelte lächelnd den Kopf und nahm einen Stift und sein Notizbuch zur Hand. Ich fragte mich, ob er wohl vorhabe, dieses Ereignis für sein Buch festzuhalten. Barack, der einst in Harvard zum Herausgeber des renommierten Harvard Law Review ernannt worden war, hatte von einem Verleger das Angebot erhalten, ein Buch über sein Leben zu schreiben. Es erschien 1995 unter dem Titel » Dreams Of My Father « ( Ein amerikanischer Traum ).
Gemeinsam mit Michelle besuchten mein Bruder und ich noch andere Verwandte, die in Nairobi lebten. Und nachdem Michelle abgeflogen war – sie musste früher zurück –, fuhren Barack und ich noch einmal zu unserer Großmutter. Er wollte ihr noch einige Fragen stellen, die mit seinem Buch zusammenhingen. Ich betätigte mich als Dolmetscherin. Ansonsten saß er viel über seinen Notizen und schrieb.
Karl holte mich mit einem riesigen Blumenstrauß vom Frankfurter Flughafen ab, als ich aus Kenia zurückkehrte, und wir fuhren von dort zu ihm nach Konstanz. Während wir aßen und uns vieles erzählten, kamen wir auf einmal auf meine fällige Aufenthaltsverlängerung zu sprechen. Alle paar Monate musste ich sie neu beantragen, und jedes Mal kam ich mit dem Gefühl aus dem Amt, nur auf Zeit geduldet zu sein. Das ging schon einige Jahre so, und langsam fing es an, mich zu stören.
»Sollten wir nicht heiraten?«, sagte ich plötzlich. »Dann brauche ich nicht immer bei den Behörden um eine Verlängerung zu bitten.«
Seine Antwort kam prompt und traf mich wie ein Schlag in die Magengrube:
»Wenn ich heirate, dann nur aus Liebe.«
Einen Moment lang war ich sprachlos. Schließlich fragte ich gedehnt:
»Und wir? Was ist zwischen uns?«
Karl schaute mich verständnislos an.
»Was meinst du damit?«
Ich spürte, wie langsam und unaufhaltsam Panik in mir hochstieg.
»Du sagst, dass du nur aus Liebe heiraten willst – was ist das dann zwischen uns?«, fragte ich erregt.
»Warum regst du dich denn auf?« Karl hatte immer noch nicht begriffen, worauf ich hinauswollte.
»Du willst nur aus Liebe heiraten, ja? Also ist das, was zwischen uns ist, keine Liebe. Ich bin auch deinetwegen wieder nach Deutschland zurückgekommen. Deinetwegen werde ich jedes Mal auf dem Ausländeramt gedemütigt, und du sagst mir, dass du nur aus Liebe heiraten willst!« Ich war jetzt richtig verärgert.
Karl zuckte zusammen. Dann versuchte er den Schaden, den er angerichtet hatte, wieder zu begrenzen.
»Ich meinte, wir sollten es erst planen, wenn wir es wirklich tun wollen. Wir …«
Aber ich hörte nicht mehr hin. Es hatte so überzeugend geklungen, was er gesagt hatte, dass ich wusste: Zwischen uns war es aus.
Ich wollte weinen, aber es kamen keine Tränen. Meine Augen waren so trocken, dass es wehtat.
Sechs Jahre lang war ich mit Karl zusammen gewesen, und nun war unsere Beziehung mit wenigen Worten beendet! Ich hatte damals »mein Herz in Heidelberg verloren«. Am Bodensee zerbrach es.
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Über Mr. Odengo in Bonn bekam ich eines Tages die Möglichkeit, als Dolmetscherin für Geschäftsleute aus meiner
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