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Das Leben meiner Mutter (German Edition)

Das Leben meiner Mutter (German Edition)

Titel: Das Leben meiner Mutter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Maria Graf
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noch: ›No ja, ist’s schon, wie’s ist, Herrgott! Bloß dumm, daß alles so schnell geht‹ – und aus ist’s gewesen …«
    Alle waren verstummt und hörten zu.
    »Und wie die Unsrigen mich holen, wie sie mich wegreißen vom gefrorenen Acker, und ich mach’ die Augen auf, da tut mir alles weher wie vorher, und ich denk’, ist das aber gräuslich in der Ewigkeit, genau so wie auf der Welt … Der Herrgott, oje oje! Der hat ja faktisch einen Bart wie jeder Mensch … Zu was bin ich eigentlich gestorben? Da merk’ ich auf einmal, daß ich leb’ und daß der Mensch ein alter Sanitäter ist; und wie ich den Schluck Rum krieg’, da ist’s mir auf einmal so wohl wie noch nie geworden … Herrgott, sag’ ich, der Mensch übersteht alles! Es ist doch schön auf der Welt. Es ist ganz was Großartiges, was Wunderschönes!« Der Maxl hob in einem Anflug von Stolz und dankbarer Freude den Krug und lächelte wie beseligt: »Und seitdem hab ich mir gesagt, Maxl, es muß was Übernatürliches geben! Das ist da drinnen!« Er deutete mit dem gespitzten Zeigefinger auf seine Brust: »Das bringt mir Glück!« Und er verfiel jäh in eine ganz andere, nüchtern kecke Tonart und sagte: »Und jetzt muß noch ein rechtschaffenes Weib her! Ein Roß brauch’ ich und zwei Küh’ …«
    Die Zuhörer bekamen wieder ungespannte Gesichter und lächelten. »Ein Roß, Maxl? Zu einem Roß könnt’ ich dir verhelfen. Gleich kann die Handelschaft gemacht werden. Ein gutes Zug- und Laufroß hab’ ich. Es braucht bloß richtig rausgefüttert werden!« rief der Reiter-Xaverl. Einen Augenblick wurde der Maxl ein wenig verdutzt, besann sich, meinte – nachdem er den Preis erfahren hatte –, so viel Geld habe er noch nicht, überlegte noch einmal und hörte kaum hin, was der Xaverl alles erzählte, und schien hart mit sich zu kämpfen.
    »Maxl!« sagte da der Klostermaier auf einmal, »paß auf! Ich borg’ dir das Geld, wenn der Gaul was ist … Du bist mir gut!«
    »Und gleich kannst mit mir mitfahren!« sagte der Reiter-Xaverl und setzte dazu: »Meinetwegen nehm’ ich den Klostermaier und den Daiser-Hans auch mit.« Dieser aber lehnte ab.
    »Gut!« sagte der Wirt entschlossen, »los Maxl! Geld hab’ ich. Herrgott, was gibt’s da lang zu besinnen! Du hast doch selber gesagt, daß du kein Pech mehr haben kannst! Los, geh weiter!«
    Kurz darauf fuhren sie zu dritt auf dem leichten Wägelchen aus dem Pfarrdorf. Der Reiter-Xaverl trieb seine magere Stute in einem fort an. Sie lief zuletzt so schnell, daß das Gefährt hin- und herschlenkerte und der feuchte Straßendreck hoch aufflog. Die Aufhauser schauten erstaunt durch die Fenster.
    »Was ist denn jetzt da passiert?« brummte die Heimrathin, »der Bäcker-Maxl und der Klostermaier lassen sich vom Reiter-Xaverl spazierenfahren!« – »Die haben ja schon wieder miteinander gesoffen«, erzählte der Knecht, »jetzt sind’s übermütig. Das Bier ist ihnen wahrscheinlich in den Kopf gestiegen.« Vom Maxl hätte die Bäuerin das noch glauben können, doch der Aufkirchener Wirt war doch eine durchaus reelle Persönlichkeit. Ganz und gar baff aber wurden die Aufhauser, als vor Einbruch der Dunkelheit der Klostermaier und der Maxl mit einem mageren braunen Roß in den Hof einbogen und lustig die Kuchltür aufrissen.
    »Bäuerin«, schrie der Maxl lachend und legte die eine Hand über den Nasenbug des trägen Pferdes, »schau her, was ich mir für einen Heiter (minderes Pferd) angeschafft hab’ … Sei so gut, laß es ein bißl rasten in deinem Stall und gebt ihm was zu fressen. Wir möchten uns ein wenig verschnaufen.« Die Heimraths hatten nichts dagegen. Der Knecht musterte den dürren Gaul, nach einigen geringschätzigen Bemerkungen führte er ihn in den Stall, und Wirt und Maxl setzten sich in die Kuchl, wo alle feierabendlich beisammenhockten. Man kam auf dieses und jenes zu reden. Der Maxl schien völlig ernüchtert zu sein und gab viel Lustiges zum Besten.
    »Jaja, der Maxl! Der wird noch reicher wie wir alle!« sagte der Klostermaier einmal und setzte dazu: »Ein Roß zum Brotfahren hat er schon … Etliche Küh’ will er sich auch noch zulegen. Jetzt müßt’ er bloß noch eine gute Partie machen. Was ist’s denn mit euch, Heimrathtöchter? Mit’m Maxl ist keine angeschmiert! Da könnt’ ich garantieren!« Er schaute unverfroren abschätzend auf die Nanni, auf die Kathrein und auf die Marie, ging schnell über die zusammengeduckte, griesgrämige Genovev, die ihr

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