Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)
Mohammed ist der Apostel Gottes, in Wahrheit; und wenn sie dich fragen rücksichtlich der Religion, so sage zu ihnen: der Islam ist meine Religion. Und wenn sie dich fragen über dein Gesetzbuch, so sage zu ihnen: der Koran ist mein Gesetzbuch, und die Moslemen sind meine Brüder; und wenn sie dich fragen rücksichtlich deines Keblas, so sage ihnen: die Kaaba ist mein Kebla, und ich habe gelebt und bin gestorben in der Ueberzeugung, daß es keine Gottheit giebt außer Gott, und daß Mohammed der Apostel Gottes sei, und sie werden sagen: Schlafe, o Diener Gottes, unter dem Schutze Gottes!] Eine Verfinsterung der Sonne, welche um diese Zeit sich ereignete, wurde von einigen eifrigen Bekennern als himmlisches Trauerzeichen wegen Ibrahims Tode gedeutet; aber der betrübte Vater verwarf solch willfährige Schmeichelei. »Die Sonne und der Mond,« sagte er, »gehören zu den Wunderwerken Gottes, durch welche er seinen Dienern zu Zeiten seinen Willen anzeigt; jedoch die Verfinsterung derselben hat weder mit der Geburt noch mit dem Tode eines Sterblichen Etwas zu thun.
Ibrahims Tod war ein Schlag, welcher ihn zum Grabe niederbeugte. Seine Leibesbeschaffenheit war durch die außerordentlichen Aufregungen des Gemüths und durch die leiblichen Anfechtungen, denen er ausgesetzt gewesen war, bereits geschwächt; außerdem hatte das Gift, welches ihm in Khaïbar beigebracht worden war, die Lebensquellen verdorben, ihn quälenden Martern unterworfen und zu einem frühzeitigen Greisenalter geführt. Sein Religionseifer wurde durch die Vermehrung der leiblichen Gebrechen beunruhigt, und er beschloß, die verbliebene Kraft auf eine Schlußpilgerfahrt nach Mekka in der Absicht zu verwenden, daß dieselbe zum Muster für alle künftigen Religionsgebräuche der Art dienen könnte.
Die Bekanntmachung seiner frommen Absicht bewog Fromme aus allen Theilen Arabiens, den Pilger-Propheten zu begleiten. Die Straßen von Medina wurden mit den mannichfaltigen Stämmen aus den kleinen und großen Städten, aus den Festungen der Berge und den entfernten Gegenden der Wüste angefüllt und die umliegenden Thäler waren mit den Zelten derselben besetzt. Es war ein ergreifendes Gemälde von dem Siege eines Glaubens, welcher diese vor Kurzem noch entzweiten, barbarischen und sich bekriegenden Stämme jetzt als Brüder vereinigte und mit Einem Gefühl religiösen Eifers beseelte.
Mohammed wurde von seinen neun Frauen, welche in Sänften getragen wurden, bei dieser Gelegenheit begleitet. An der Spitze eines unermeßlichen Zuges, Einige sagen von fünfzig, Andere von neunzig, noch Andere von hundertundvierzehn tausend Pilgern trat er die Reise an. Dabei befand sich auch eine große Anzahl Kameele, welche mit Blumengewinden und flatternden Wimpeln geschmückt waren und die Bestimmung hatten, zum Opfer dargebracht zu werden.
Für die erste Nacht wurde wenige Meilen von Medina Halt gemacht, bei dem Dorfe Dhu’l Holaifa, wo er und seine Begleiter bei einer frühern Gelegenheit die Waffen abgelegt und sich mit dem Pilgergewande bekleidet hatten. Frühzeitig bestieg er am folgenden Morgen nach dem Gebete in der Moschee sein Kameel Al Aswa, und als er in die Ebene von Baida eintrat, sprach er das im Arabischen Talbijah (Talbidschah) benannte Gebet, in welchem sich alle Begleiter mit ihm vereinigten. Das Wichtigste dieser feierlichen Anrufung ist Folgendes: »Hier bin ich in deinem Dienste, o Gott! Hier bin ich in deinem Dienste! Du hast keinen Genossen. Dir allein gebührt Anbetung. Von dir kommt alles Gute. Dir allein gehört das Reich. Es giebt Keinen, der es mit dir theilt.« Dieses Gebet wurde der arabischen Ueberlieferung zufolge von dem Patriarchen Abraham gesprochen, als er von dem Gipfel des Berges Kubeis bei Mekka dem ganzen Menschengeschlechte den wahren Glauben predigte, und so wundervoll war die Gewalt seiner Stimme, daß sie von jedem lebenden Wesen durch die ganze Welt gehört wurde, und sogar das Kind im Mutterleibe antwortete: »Hier bin ich in deinem Dienste, o Gott!«
In dieser Weise setzte das Pilgerheer seinen Weg fort, indem es sich in einem meilenlangen Zuge über Berg und Thal hinschlängelte und von Zeit zu Zeit die Wüsten von vereinigten Gebeten und Ausrufungen widerhallen ließ. Keine feindlichen Armeen hemmten oder belästigten ferner dasselbe, da in dieser Zeit der Islam ungetrübt über ganz Arabien herrschte. Mohammed näherte sich der heiligen Stadt über dieselben Höhen, welche er bei der Einnahme überschritten hatte, und
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