Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)
Lügner und Betrüger genannt. Seine Macht begann und endete innerhalb des Zeitraumes von vier Monaten. Die glaubenswilligen Bewohner nahmen den Islam mit ebenso viel Leichtigkeit wieder an, als sie ihn verlassen hatten.
Moseïlma, der andere Betrüger, war ein Araber des Stammes Honeifa und herrschte über die Stadt und Provinz Yamama, welche zwischen dem rothen Meere und dem persischen Meerbusen liegt. Im neunten Jahre der Hegira war er an der Spitze einer Gesandtschaft aus seinem Stamme nach Mekka gekommen und hatte in Mohammeds Hände das Glaubensbekenntniß abgelegt; aber nach der Rückkehr in das eigene Land hatte er verkündigt, daß ihn Gott gleicherweise mit der Prophetengabe ausgerüstet und bestimmt hätte, Mohammed in der Bekehrung des Menschengeschlechts zu unterstützen. Zu diesem Zwecke schrieb er gleichfalls einen Koran, welchen er als ein Buch göttlich eingegebener Wahrheit veröffentlichte. Seine Glaubenslehre ist dadurch merkwürdig, daß er der Seele eine niedrigere Wohnung in der Gegend des Unterleibes anwies. Da er ein Mann von Einfluß und Gewandtheit war, so sammelte er bald Schaaren Neubekehrter unter seinen leichtgläubigen Landsleuten. Durch Erfolg dreist gemacht, richtete er an Mohammed einen Brief, welcher, wie folgt, anfängt: Moseïlma, der Prophet Allah’s, an Mohammed, den Propheten Allah’s! Komme jetzt und laß uns eine Theilung der Welt vornehmen, und laß die eine Hälfte mein, die andere dein sein!« Dieser Brief kam in Mohammeds Hände, als er von Krankheit niedergebeugt wurde und sich mit militärischen Rüstungen beschäftigte. Er begnügte sich vor der Hand mit folgender Erwiderung: »Mohammed, der Prophet Gottes, an Moseïlma, den Lügner! Die Erde ist des Herrn, und er giebt sie zum Erbtheil denen von seinen Dienern, welche vor seinem Angesichte Gnade finden. Glücklich werden die sein, welche in seiner Furcht leben.« Bei der Dringlichkeit anderer Angelegenheiten blieb Moseïlma’s angemaßte Herrschaft unerschüttert. Die Bestrafung desselben war einem künftigen Tage vorbehalten.
Achtunddreißigstes Capitel.
Die Armee ist zum Marsche nach Syrien ausgerüstet. – Osama erhält den Oberbefehl. – Des Propheten Abschiedsworte an die Truppen. – Seine letzte Krankheit. – Seine Reden in der Moschee. – Sein Tod und die denselben begleitenden Umstände.
Es war frühzeitig im eilften Jahre der Hegira, daß nach außergewöhnlichen Rüstungen eine mächtige Armee bereit stand, um zur Eroberung Syriens abzuziehen. Es möchte fast als ein Beweis von Mohammeds schwindender Geisteskraft erscheinen, daß er Osama, einem Jünglinge von nur zwanzig Jahren, das Commando über ein solches Heer und bei einem solchen Feldzuge übertrug, statt einen von den ergrauten und wohl bewährten Feldherrn mit demselben zu betrauen. Es scheint eine Gunstbezeigung, welche Erinnerungen der Liebe und Dankbarkeit forderten, gewesen zu sein. Osama war der Sohn Zeid’s, jenes ergebenen Freigelassenen Mohammeds, welcher dem Propheten, indem er ihm sein schönes Weib Zeinab überließ, einen ausgezeichneten und lieblichen Beweis von Ergebenheit geliefert hatte. Zeid hatte sich bis zum letzten Augenblicke als denselben eifrigen und sich aufopfernden Schüler erwiesen und war, indem er tapfer für den Glauben focht, in der Schlacht von Muta gefallen.
Mohammed erkannte das Wagstück der getroffenen Wahl und fürchtete, die Truppen möchten sich unter einem so jugendlichen Befehlshaber zu Widersetzlichkeit hinreißen lassen. Deshalb ermahnte er sie bei einer allgemeinen Heerschau zum Gehorsam, indem er sie erinnerte, daß Osama’s Vater Zeid in einem Kriege ganz derselben Art und wider dasselbe Volk den Oberbefehl geführt hätte und durch die Hände des letzteren gefallen wäre; es wäre daher nur ein gerechter Tribut, welchen man seinem Andenken zolle, wenn dem Sohne eine Gelegenheit geboten würde, den Tod desselben zu rächen. Alsdann legte er seine Fahne in die Hände des jugendlichen Feldherrn und forderte ihn auf, wider Alle, welche die Einheit Gottes leugnen würden, den Kampf des Glaubens tapfer zu kämpfen. Die Armee rückte an demselben Tage aus und lagerte sich wenige Meilen von Medina bei Djorf (Dschorf); es traten aber Umstände ein, welche den weiteren Marsch derselben verhinderten. In derselben Nacht hatte Mohammed einen heftigen Anfall der Krankheit, welche ihn einige Zeit vorher ergriffen hatte und den verborgenen Wirkungen des Gifts, welches man ihm zu Khaïbar beigebracht
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