Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)
rief aus: »Gott ist groß! Gott ist groß! Es giebt nur Einen Gott; er hat keinen Genossen. Sein ist das Reich. Ihm allein gebührt Preis und Ehre. Er ist allmächtig. Er hat seine Verheißung erfüllt. Er hat seinem Diener beigestanden und er allein hat alle Feinde desselben zerstreuet. Wir wollen in unsere Wohnungen zurückkehren und ihn anbeten und preisen!« So endete die Lebewohl-Pilgerfahrt, wie sie, weil sie die letzte des Propheten war, genannt worden ist.
Siebenunddreißigstes Capitel.
Von den zwei falschen Propheten, Al Aswad und Moseïlma.
Mohammeds Gesundheit verfiel nach der Rückkehr nach Medina immer mehr; dessenungeachtet war der Eifer, sein religiöses Reich zu erweitern, ungeschwächt, und er rüstete sich in umfänglicher Weise zu einem Einfalle in Syrien und Palästina. Während er jedoch an die Eroberung auswärtiger Gebiete dachte, erhoben sich zwei nebenbuhlerische Propheten, um ihm die Herrschaft über Arabien streitig zu machen. Der eine hieß Al Aswad, der andere Mofeïlma; von den Gläubigen erhielten sie die Benennung: »die zwei Lügner.«
Al Aswad, ein scharfsinniger und mit überzeugender Beredtsamkeit begabter Mann, war ursprünglich Götzendiener, dann Bekenner des Islams, von welchem er abfiel, um sich selbst für einen Propheten auszugeben und eine Religion eigener Erfindung zu gründen. Seine Wankelmüthigkeit in Glaubenssachen verschaffte ihm den Beinamen »Wetterhahn«. Mohammed nacheifernd behauptete er, durch Vermittelung zweier Engel Offenbarungen vom Himmel zu empfangen. Da er in Taschenspielerkünsten und natürlicher Magie bewandert war, so wurde die Menge von ihm durch gespenstisches Blendwerk, welches er als Wunder hinstellte, dermaßen in Staunen und Verwirrung gesetzt, daß moslemische Schriftsteller glauben, er sei wirklich von zwei bösen Geistern oder Dämonen unterstützt worden. Seine Pläne wurden eine Zeit lang mit großem Erfolge gekrönt, und dies zeigt uns, wie unbeständig die Araber jener Tage in Glaubenssachen waren, und wie bereitwillig, jeden neuen Glauben anzunehmen. In diesem Jahre starb der Perser Budhan, welchen Mohammed als Vicekönig über das glückliche Arabien gesetzt hatte; darauf ermordete Al Aswad, welcher jetzt an der Spitze einer mächtigen Secte stand, den Sohn und Nachfolger desselben, heirathete dessen Wittwe nach Hinrichtung ihres Vaters und ergriff die Zügel der Regierung. Die Bewohner von Najran (Nadschran) luden ihn in ihre Stadt ein; die Thore Sanaa’s, der Hauptstadt von Yemen, wurden ihm gleichfalls geöffnet, so daß sich das ganze glückliche Arabien seiner Herrschaft in kurzer Frist unterwarf. Die Nachrichten von dieser Besitzergreifung trafen Mohammed, als er an den ersten Anfällen einer gefährlichen Krankheit litt und sich mit Rüstungen zum Einfalle in Syrien lebhaft beschäftigte. Unwillig über jede Unterbrechung seiner Pläne und erwägend, daß die vorliegende ganze Gefahr und Verwickelung von dem Leben eines Einzelnen abhing, sandte er an zuverlässige von seinen Anhängern, welche um Al Aswad waren, den Befehl, denselben durch offenbare Gewalt oder durch List aus dem Wege zu räumen, da zufolge der neulichen durch Ali verkündigten Offenbarung wider die Feinde des Glaubens jeder Weg gerechtfertigt wäre. Zwei Personen unterzogen sich der Aufgabe, weniger jedoch aus religiösen Beweggründen als aus Rache. Der Eine, Namens Rais, war von dem Thronräuber tödtlich beleidigt worden, der Andere, Firuz der Daïlemite genannt, war der Vetter von Al Aswad’s neulich geehelichtem Weibe und der Neffe ihres ermordeten Vaters. Sie begaben sich zu dem Weibe, deren Ehe mit dem Thronräuber wahrscheinlich erzwungen gewesen war, und stellten ihr eindringlich die Pflicht vor, den Tod ihres Vaters und ersten Gatten dem arabischen Blutgesetze gemäß zu rächen. Mit vieler Mühe bewogen sie dieselbe, ihnen in der Stille der Nacht den Eingang in das Zimmer zu erleichtern, wo Al Aswad schlief. Firuz stach mit einem Dolche nach dem Halse. Der Stoß war wirkungslos, Al Aswad sprang auf und sein Geschrei setzte die Wache in Bewegung. Die Gattin ging jedoch hinaus und beruhigte sie. »Der Prophet«, sagte sie, »befindet sich unter dem Eindrucke einer Eingebung. Um diese Zeit hörte das Geschrei auf, denn die Meuchelmörder hatten dem Schlachtopfer den Kopf abgeschlagen. Als der Tag dämmerte, wehte Mohammeds Fahne wiederum auf den Wällen der Stadt, und ein Herold verkündigte bei Trompetenschalle den Tod Al Aswad’s, auch der
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