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Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Titel: Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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hatte, von Manchen zugeschrieben wurde. Sie begann mit einem quälenden Kopfschmerze nebst Schwindel und Geistesverwirrung (Delirium), welche sich mit allen Krankheitserscheinungen bei ihm vermischt zu haben scheint. Mitten in der Nacht fuhr er aus einem beunruhigenden Traume auf und gebot einem anwesenden Sclaven ihm zu folgen, indem er sagte, die Todten auf dem öffentlichen Begräbnißplatze Medinas hätten ihn aufgefordert, zu ihnen zu kommen und für sie zu beten. Von dem Sclaven begleitet schritt er durch die finstere und lautlose Stadt, wo Alles in Schlaf versunken war, nach dem großen Todtenacker außerhalb der Wälle. Als er mitten unter den Grabhügeln angekommen war, erhob er seine Stimme und hielt eine feierliche Ansprache an die Inhaber derselben. »Freuet euch, ihr Bewohner der Grüfte,« rief er aus. »Friedlicher ist der Morgen, an welchem ihr erwachen werdet, als der, welcher die Lebenden erwartet. Glücklicher ist euer Zustand als der ihrige. Euch hat Gott von den Stürmen befreit, von denen sie bedroht werden, und die auf einander folgen, wie die Stunden einer stürmischen Nacht, jede finsterer als die, welche vorherging«. Nach dem Gebete für die Todten drehte er sich um und wendete sich an den Sclaven. »Mir ist die Wahl gelassen,« sagte er, »entweder bis ans Ende der Zeit in dieser Welt zu bleiben und alle Freuden derselben zu genießen, oder eher vor das Angesicht Gottes zurückzukehren; ich habe das Letztere erwählt.«
    Seit dieser Zeit steigerte sich die Krankheit reißend schnell, obgleich er umherzugehen versuchte und von Tag zu Tag den Aufenthaltsort bei den verschiedenen Frauen änderte, wie er es zu thun gewohnt war. Er befand sich in Maimona’s Wohnung, als die Heftigkeit der Krankheit so groß wurde, daß er einsah, sie müßte sich in Kurzem als tödtlich erweisen. Sein Herz sehnte sich jetzt, bei seinem Lieblings Weibe Ayescha zu sein und bei ihr den dahin eilenden Rest des Lebens zu verbringen. Mit verbundenem Haupte und wankendem Körper, von Ali und Fadhi, dem Sohne des Al Abbas, unterstützt, begab er sich in die Behausung derselben. Sie litt ebenfalls an einem heftigen Kopfschmerze und bat ihn um ein Linderungsmittel. »Wozu ein Heilmittel?« sagte er. »Es würde besser sein, wenn du vor mir stürbest. Dann könnte ich dir die Augen schließen, dich in dein Leichenkleid hüllen, dich ins Grab legen und für dich beten.« »Ja,« entgegnete sie, »und dann in mein Haus zurückkehren und bei einer von deinen andern Frauen wohnen, welche von meinem Tode Nutzen ziehen würde.« Mohammed lächelte über diesen Ausdruck eifersüchtiger Liebe und überließ sich ihrer Sorgfalt.
    Sein einziges, noch lebendes Kind Fatima, Ali’s Weib, kam sogleich, um ihn zu besuchen. Ayescha pflegte zu sagen, daß sie niemals Jemanden gesehen hätte, welcher in Liebenswürdigkeit dem Propheten mehr geglichen hätte, als diese seine Tochter. Er behandelte sie stets mit achtungsvoller Zärtlichkeit. Wenn sie zu ihm kam, so pflegte er aufzustehen, ihr entgegen zu gehen, sie bei der Hand zu nehmen, sie zu küssen und sie auf seinen Platz niederzusetzen. Ihre Zusammenkunft bei dieser Veranlassung wird von Ayescha in den von Abulfeda aufbewahrten Ueberlieferungen in folgender Weise erzählt: »Willkommen mein Kind«, sagte der Prophet und ließ sie neben sich Platz nehmen. Hierauf flüsterte er ihr Etwas ins Ohr, worüber sie weinte. Als er ihre Betrübniß bemerkte, flüsterte er ihr noch Etwas zu, und ihr Gesicht glänzte vor Freude. »Was soll das heißen?« sagte ich zu Fatima. Der Prophet beehrt dich mit einem Zeichen von Vertrauen, welches er keiner von seinen Frauen geschenkt hat.« »Ich kann das Geheimniß des Propheten Gottes nicht verrathen«. Dessenungeachtet erklärte sie nach dessen Tode, daß er ihr zuerst seinen bevorstehenden Tod ankündigte; aber als er sie weinen sah, sie mit der Versicherung tröstete, daß sie ihm in Kurzem folgen und unter den Gläubigen ihres Geschlechtes eine Fürstin im Himmel sein würde.«
    Am zweiten Tage der Krankheit wurde Mohammed von einem brennenden Fieber gequält und ließ Gefäße Wasser über sein Haupt und seinen Leib ausgießen, indem er mitten in den Fieberanfällen ausrief: »Jetzt fühle ich das Gift von Khaïbar, welches mir die Eingeweide zerreißt.«
    Wann einige Erleichterung eintrat, so begab er sich mit Anderer Hülfe in die Moschee, welche neben seiner Wohnung lag. Hier saß er auf seinem Stuhle oder der Kanzel und betete andächtig;

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