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Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Titel: Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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lebenslänglich jene aufopfernde Anhänglichkeit bewahrte, welche seinen Bekennern und Anhängern einzuflößen, Mohammed die Gabe besessen zu haben scheint.
    Die ersten Schritte Mohammeds auf der prophetischen Laufbahn waren gefahrvoll und ungewiß und wurden im Geheimen unternommen. Er hatte Feindseligkeiten auf jeder Seite zu befürchten; von seiner unmittelbaren Verwandtschaft, den Koreischiten der Linie Haschem, deren Macht und Glück mit der Abgötterei aufs Innigste zusammenhing; noch mehr von der eifersüchtigen Linie Abdo Schems’s, welche lange mit Neid auf die Haschemiten geblickt hatte, und nun mit Ungestüm ein Geschrei über Abfall und Gottlosigkeit erheben würde, um sie aus dem Vorsteheramte an der Kaaba zu verdrängen. An der Spitze dieses mißgünstigen Zweiges Koreisch stand Abu Sofian, der Sohn Harb’s, der Onkel Omeya’s und Urenkel Abd Schems’s. Er war ein fähiger und ehrgeiziger Mann, von großem Reichthum und Einfluß, und wird als einer der beharrlichsten und mächtigsten Gegner Mohammeds erfunden werden.
    Unter diesen ungünstigen Umständen wurde der neue Glaube im Geheimen und langsam verbreitet, so daß während der ersten drei Jahre die Zahl der Bekehrten vierzig nicht überstieg; dies waren obendrein zum größten Theil junge Leute, Fremde und Sclaven. Ihre Versammlungen zum Gebete wurden im Verborgenen, entweder in dem Hause eines Eingeweihten oder in einer Höhle bei Mekka gehalten. Ihre Abgeschiedenheit schützte sie jedoch nicht gegen Gewaltthätigkeit. Ihre Versammlungen wurden entdeckt; ein Pöbelhaufe brach in ihre Versammlungen ein und ein Faustkampf folgte. Einer der Angreifer wurde am Kopfe von Saad, einem Waffenschmiede, verwundet; daher erntete dieser unter den Gläubigen den Ruhm, daß er von ihrer Zahl der Erste gewesen sei, welcher wegen des Islams Blut vergoß.
    Einer der erbittertsten Gegner Mohammeds war sein Oheim Abu Lahab, ein reicher Mann, stolzen Gemüthes und reizbaren Temperaments. Sein Sohn Otha hatte Mohammeds dritte Tochter, Rokaia, geehelicht, so daß sie zwiefach verwandt waren. Abu Lahab war jedoch auch mit der Linie Schems verwandt, indem er Omm Jemil (Dschemil), die Schwester Abu Sofian’s geheirathet hatte, und er stand arg unter dem Pantoffel seiner Gattin und seines Schwagers. Er verwarf das, was er die Ketzereien seines Neffen nannte, weil sie darauf berechnet wären, Unglück über ihr unmittelbares Geschlecht zu bringen und ihm die Feindschaft der übrigen Familien des Stammes Koreisch zuzuziehen. Mohammed war über den leidenschaftlichen Widerstand seines Oheims, welchen er den Aufreizungen seines Weibes Omm Jemil zuschrieb, höchlich betrübt. Er beklagte dies vorzüglich, weil dadurch das Glück seiner Tochter Rokaia beeinträchtigt wurde, deren Neigung zu seinen Lehren die Vorwürfe des Gatten und seiner Familie über sie brachte.
    Diese und andere Ursachen zur Besorgniß drückten seine Lebensgeister nieder und vermehrten die Unruhe seines Gemüthes. Er wurde abgemattet und hager und war mehr und mehr Anfällen von Geistesabwesenheit ausgesetzt. Diejenigen von seinen Verwandten, welche ihm anhingen, bemerkten sein verändertes Aussehen und befürchteten den Ausbruch einer Krankheit; andere beschuldigten ihn spöttisch der Verstandesverwirrung; unter diesen Spöttern stand obenan seines Oheims Weib, Omm Jemil, die Schwester Abu Sofian’s.
    Das Ergebniß dieses in Unordnung gerathenen Geistes-und Körperzustandes war eine abermalige Vision oder Offenbarung, durch welche ihm aufgetragen wurde, »aufzustehen, zu predigen und den Herrn zu verherrlichen.« Er war jetzt im Begriffe, öffentlich und sonder Scheu seine Lehren zu verkündigen, damit anhebend bei seiner Verwandtschaft und seinem Stamme. Demnach forderte er im vierten Jahre seiner sogenannten Sendung alle Koreischiten der Familie Haschem’s auf, auf dem Hügel Safa in der Nähe Mekkas mit ihm zusammenzutreffen, wo er ihnen Gegenstände, welche ihre Wohlfahrt beträfen, bekannt machen würde. Demgemäß versammelten sie sich dort, und mit ihnen kam Mohammeds feindseliger Oheim Abu Lahab nebst seinem höhnischen Weibe Omm Jemil. Kaum hatte der Prophet angefangen über seine Sendung zu sprechen und seine Offenbarungen mitzutheilen, als Abu Lahab in Wuth auffuhr, ihn schmähte, weil er sie wegen eines so nichtigen Geschwätzes zusammengerufen hätte; er ergriff einen Stein und wollte ihn nach demselben schleudern. Mohammed warf einen vernichtenden Blick auf ihn, verfluchte die auf

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